Lindenhof 1 -178279 Lychen
www.seehotel-lindenhof.de
Zu diesem Portrait gehört einfach eine einleitende Geschichte. Die begann vor über 15 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war die aus Königs Wusterhausen südlich von Berlin stammende Monique Tomacka noch Bankettmanagerin im Maritim Hotel Berlin. Da hat es sich ergeben, dass ein guter Bekannter sie auf ein gastgeberisches Kleinod in der Uckermark aufmerksam machte. Er selbst wollte das Objekt nicht übernehmen und riet ihr: „Das wäre doch etwas für dich …“ So dachten sich die junge Hotelfachfrau und ihr damaliger Lebenspartner Michael Stein: „Augen zu, und durch …“ Sie wechselten aus einer festen Anstellung heraus als Pächter in das Seehotel Lindenhof in Lychen, das für beide so genannte „Liebe auf den ersten Blick“ war.
Los ging es am 1. April 2011. Das war aus heutiger Sicht, bestätigt mir die freundlich-eloquente Hotelchefin im Gespräch, alles andere als ein Aprilscherz. Man war sich durchaus bewusst, was auf sie zukommen würde. Monique Tomacka: „Wir haben vieles erreicht: Ein tolles Hotel, sehr gute und verlässliche Mitarbeiter und natürlich auch tolle Gäste, von denen manche schon zu Stammgästen geworden sind.“ Und weil die beiden Pächter auch privat Nägel mit Köpfen machen wollten, gaben sie sich 2014 im Hotel das Ja-Wort für´s Leben. Dazu muss man wissen, dass der Lindenhof eine Außenstelle des Standesamts Lychen ist. Eine stattliche Reihe der Gäste haben es ihnen bis heute gleichgetan.









Das war sozusagen der Vorspann. Ich habe das gastliche Haus seit Mitte/Ende 2024 mehrfach besucht und kann den Pächtern nur zustimmen, dass ihr Haus ein gastgeberisches Juwel in einer einzigartige Insellage, ein Refugium für Entspannung und Genuss ist. Das Hotel hat keine Standard-Zimmer, sondern „nur“ 12 Appartements mit bis zu 60 Quadratmetern Wohnfläche und zwei geräumige Suiten in einem Nebengebäude. Die Räumlichkeiten bestechen durch schlichte, meist in warmen Pastelltönen gehaltene Eleganz. Man sieht und fühlt buchstäblich, dass die Gastgeber Sinn für das schöne Detail haben, das sie mit viel Geschmack in Szene setzen. Michael Stein meint augenzwinkernd: „Meine Frau duldet in jeder Beziehung kein 0815. Dieser gemütliche, im Innenleben sehr facettenreiche Landhausstil ist ganz ihr Verdienst.“
Dass zu den Appartements und Suiten auch der übliche Komfort modernen Wohnens gehört, braucht man eigentlich gar nicht zu erwähnen. Die großzügigen Badezimmer lassen nichts vermissen, was einen Wohlfühlaufenthalt perfekt macht. Und die Wohnräume mit den einladenden Sitzecken bieten neben Kabel-TV und Telefon natürlich auch recht stabiles WLAN. Zum Service gehört außerdem eine Sauna, die man zur Entspannung aufsuchen kann. Darüber hinaus stehen kostenfrei Leihbademäntel und die Benutzung der hauseigenen Tret- und Ruderboote beret. Wenn das Wetter mitspielt, können sich die Gäste an der Badestelle tummeln und auf der Liegewiese erholen.
In einigen der Appartements kann man sogar respektable Gemälde bewundern, die Monique Tomacka als ambitionierte Malerin gestaltet hat. Michael Stein verrät mit dem Blick in die Zuknft : „Bis 2026 werden unmittelbar neben dem Hotel im See zwei Häuser auf dem Wasser entstehen. Das wird im Zusammenwirken mit dem Verpächter des Objekts ein weiteres gastgeberisches Highlight sein, das in der Umgebung seinesgleichen sucht.“ Seine Frau ergänzt: „Man darf nie stehen bleiben und muss, ganz aus der Situation heraus, immer wieder neue Ideen entwickeln, die den Gast im besten Sinn des Wortes überraschen und verwöhnen.“
Zum Alleinstellungsmerkmal des Hauses und den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung befragt, hebt Monique Tomacka immer wieder die herrliche Natur rund um das Hotel hervor. Die lädt zum Wandern, Radfahren oder einfach nur zum Seelenbaumeln ein. Trotzdem empfiehlt sie auch Orte wie Templin mit der alten Stadtmauer, die Gedenkstätte in Ravensbrück und Orte wir Fürstenberg und Neustrelitz. Auch die Flößerstadt Lychen selbst hat schöne „Ecken“ und immer wieder interessante Veranstaltungen für einen kurzweiligen Aufenthalt zu bieten.
Nun muss ich aber endlich auch auf das Thema Kulinarik sprechen kommen. Das Hotel hat recht gediegen eingerichtetes Restaurant „Tilia“, für das die Linden am und um das Haus namensgebend sind. Dazu gehört auch ein lichtdurchfluteter Wintergarten für separate Veranstaltungen und private Feiern. Bei gutem Wetter lädt eine große Terrasse an der Längsseite des Hotels zum Verweilen, Genießen und zum einzigartigen Blick auf den See ein. Irgendwer hat mir im Vorfeld geflüstert, dass (nicht nur) in Sachen Speisekarte die Chefin tonangebend ist.
Ist ja auch ihr gutes Recht … Soll heißen, sie entwickelt und gibt damit die geschmacklich-kombinatorische Richtung vor. Darauf angesprochen relativiert sie erwartungsgemäß: „Gemeinsam mit dem Küchenchef und seinem Team beraten wir natürlich, was kulinarisch machbar ist. Wir sind bisher immer auf einen geschmackvollen Nenner gekommen.“ Das bestätigt auch Küchenchef Andre Nimtz im Interview, der dieser Aufgabenteilung sehr aufgeschlossen, aber auch gelassen gegenübersteht. Seine Devise: Meinungsaustausch ist alles. Was nicht passt, wie passend gekocht … Hier darf ein Smiley her.






Das kulinarische Angebot ist, sagen wir es einmal so, facettenreich bunt und vielseitig. Das reicht von pikanten Vorsuppen und -speisen, knackigen Salate über fantasievoll kombiniert Hauptgerichte mit Fisch, Fleisch und Wild bis zu raffinierten Desserts für jeden Geschmack. Kombinatorisch wird sichtbar, dass der Küchenchef einen Hang zu korrespondierendem Gemüse und Obst hat, der im Detail leicht asiatisch „angehaucht“ ist.
Damit versteht er durchaus zu experimentieren und interessante geschmackliche Kombinationen herauszukitzeln. Davon zeugt unter anderem auch der recht opulent angekündigte Tilia-Fischerschmaus für zwei Personen. Diesbezüglich erwartet den kulinarisch-affinen Gast eine Kombination aus Edelfischen, Meeresfrüchten, Gemüse und pikanten Soßen. Das werde ich mir bei meinem nächsten Besuch „reinziehen“ und bin gespannt wie Bolle.
Hervorhebenswert ist in diesem Zusammenhang der Service. Da steht nicht nur Gastgeber Michael Stein mit im Ring, sondern ein Team, zu dem ich immer wieder gern (n)ostalgisch Kollektiv sage. Den Gast erwartet unaufdringliche Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, kompetente Beratung und perfektes Servieren. Man spürt förmlich den Anspruch der Gastgeber: Der Gast muss sich beachtet und wohlfühlen.
Das Ganze wird mit einer Wein- und Getränkekarte im sprichwörtlichen Sinn „abgerundet“, die für jeden Geschmack etwas zu bieten hat und von Sommelier Frank Fock sach- und fachkundig-charmant erläutert wird. Wer im „Tilia“ eine Feier plant, kann mit einem erlebnis- und genussreichen Aufenthalt rechnen. Das gilt auch für Veranstaltung wie Krimi-Dinner oder Silvester-Partys, die nach Corona-Zeiten auch wieder durchgeführt werden.
Mein (erstes) Resümee zu dem kulinarischen Angebot im „Tilia“, das sicherlich im Laufe der nächsten Monate ergänzt werden kann: Über den Geschmack an sich kann man nicht „meckern“. Die Hauptbestandteile und Einzelkomponenten wie Fisch und Fleisch sind handwerklich gut zubereitet. Monique Tomacka, die auch mit in der Küche Hand anlegt, ist im Zusammenspiel mit dem Kollektiv um Andre Nimtz, gut beraten, wenn man im Detail mehr Augenmerk auf weniger prätentiös in Szene gesetzte Teller legt.
Nicht umsonst lautet ein gängiger Küchenslogan: Das Produkt ist der Star. Da sollten Beigaben wie Gemüse, Soßen und mehr oder weniger exotische Salat-Bestandteile eher die gestalterische Nebenrolle einnehmen und zu geschmacklich-ergänzenden Statisten werden. Auch sollten die Soßen-Kombinationen nicht zu geschmacksüberdeckend vielseitig und damit verwirrend sein. Eine Beurre blanc in allen Ehren, wenn es passt. Dazu auch noch Dinge wie Meerrettichsoßen oder vergleichbare -cremes zu kombinieren, ist für (m)einen Gaumen mitunter ziemlich anstrengend. Da könnte man etwas die Bremse anziehen, ohne auf kombinatorische Raffinesse zu verzichten.











Dass das Küchenteam mit einem aufwendig angerichteten Teller eine prägende „Handschrift“ anbieten möchte, ist für mich alles andere als negative Kritik. Was bleibt ist aber die Empfehlung, dass es auf dem Teller visuell etwas „aufgeräumter“ zugehen könnte, ohne die „Handschrift“ in Sachen „gut kombiniert“ zu verleugnen. Auf in der Branche durchaus übliche Schlagworte wie „Geschmacksexplosionen“ gehe ich aber aus gutem Grund nicht ein. Das widerstrebt einfach meinem kulinarischen Sprachverständnis.
Die Karte darf auch einen Tick weniger „fachlich“ formuliert sein. Es dürften nicht viele Gäste ohne Google zu bemühen so versiert sein, zu wissen, was eine „Sauce Moutarde Douce“ ist. Da ist der Hinweis auf eine Art französische Senfsoße schon wesentlich erhellender.
Darauf angesprochen erklärt die Chefin schlagfertig: „Das ist ein Teil unserer Strategie, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen und auch damit ein gewisses Vertrauensverhältnis aufzubauen.“ Gut gekontert, Frau Tomacka. Mein Hinweis mit dem Blick auf den „Otto-Normal-Gast“ bleibt trotz der guten Absicht bestehen. Die Thematik an sich werde ich aber wohl einmal einem speziellen Fachartikel betrachten. Wetten, dass es da recht unterschiedliche Meinungen geben wird …
Zu guter Letzt: Recht ansprechend überschaubar in Szene gesetzt sind die Desserts. Da sieht man(n) „handschriftlich“ auf den ersten Blick, was drin ist und kann geschmackliches Kopfkino entwickeln. Kurz und gut: Lassen Sie sich einfach überraschen … Fortsetzung folgt bestimmt. Darauf freue ich mich sehr.
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Restaurants - Oktober 2025