Baumschulenstraße 17 - 01731 Kreischa OT Gombsen
www.landhotel-rosenschaenke.de
Als ich ihr kürzlich zum Geburtstag gratulierte, merkte ich augenzwinkernd an, dass ich sie ganz schön lange anbaggern musste, bevor sie mich erhört hat. Aber es hat sich gelohnt. Denn Evelyn Walther hat mich in ihr Haus eingeladen, wir konnten uns herzerwärmend in die Augen schauen. Damit nun jedoch die Fantasie nicht zu sehr ins Kraut schießt, sei erklärt: Die Frau ist Patronin und Küchenchefin des Landhotels „Rosenschänke“ im sächsischen Kreischa südöstlich der Landeshauptstadt Dresden.
Mein Begehr war es lediglich, Sie für mein Portal zu interessieren und als Mitmacher zu gewinnen. Der Grund dafür ist simpel: Ich war (und bin) von der Gastlichkeit des Hauses und dem damit verbundenen kulinarischen Genuss sehr angetan. Dort musste ich hin. Schön, wenn solche Wünsche in Erfüllung gehen. Und die gebürtige Dresdnerin hat mir sogar verraten, warum sie mich hat so lange „zappeln“ lassen: Sie fühlte sich noch nicht „reif“ genug. Das ehrt sie, weil sie damit Anspruch an ihre Arbeit bekundet. Und es gereicht mir zur Ehre, weil sie mein Portal offensichtlich ernst genommen hat.
Nun aber genug es einleitenden „Gesabbels“. Meine Freude war jedenfalls groß, als ich endlich den Weg gen Dresden und Kreischa antreten konnte. Das Wetter war passabel, und ich konnte von Aue aus recht entspannt die Landschaft genießen, in der ich mal geboren wurde. Lange ist es her. Äußerlich präsentiert sich das Landhotel eher bescheidener heller Putzbau mit einem markanten Schriftzug an der Giebelseite. Schnell wurde mir aber klar, dass die Inhaber mehr auf das Innenleben setzen und Schritt für Schritt dem Ganzen Ensemble ein passendes Bild vom Scheitel bis zur Sohle geben.
Vor allem aber gefällt mir ausgesprochen, dass hier eine ganze Familie mit viel Herzblut am Werk ist. Die Mutter als fantastische Küchenchefin, der Vater im besten Sinne des Wortes als „Mann für alle Fälle“, die Tochter lenkt als Junior-Chefin an der Seite der Mutter die organisatorischen Geschicke des Hauses und sorgt mit ihrem Mann für perfekten Service inklusive eines respektablen Weinangebots.
Die Zimmer des Hauses sind zweckmäßig und dezent-elegant eingerichtet. Man spürt, dass auch hier Geschmack waltet. Die Möbel würde ich zwar nicht, wie auf der sehr anspruchsvoll-individuellen Homepage angemerkt, als Landhausmöbel deklarieren, mich aber in den mit liebevollen Accessoires ausgestatteten Zimmern sicher sehr wohl fühlen. Und für Ruhe in dieser Lage ist ebenso gesorgt, wie den Komfort modernen Wohnens.
Dagegen präsentiert sich das Restaurant selbst als innenarchitektonisches Juwel im modernen Landhausstil. Hier setzen die Damen des Hauses mit stilsicherer weiblicher Intuition Tradition und Moderne in Szene, was dem Aufenthalt einen ganz besonderen gastgeberischen Charakter verleiht. Das ist genau mein Geschmack, ohne Schnörkel, aber mit liebevoll ausgesuchten gestalterischen Details beim Interieur.
Ein grandioser Blickfang: Der historische Küchenherd direkt im Restaurant, oder eine Sammlung von alten Tellern und Platten an der Wand Da hat man eine Menge zu entdecken. Auch das verleiht der Rosenschänke ein angenehmes Alleinstellungsmerkmal.
Ein Erlebnis war auch die Besichtigung des Küchenreichs der Evelyn Walther: Zeitgemäß modern, übersichtlich-praktisch angeordnet, (selbstverständlich) pieksauber und mit dem erkennbaren Faible für ein optimales Mise en Place versehen. Da bekommt der von Küchenchefin selbst gesetzte Anspruch an „ehrliche, besondere und merkenswerte Landküche“, gekocht mit Tradition und Kräutern aus unserem eigenen Garten, einen sehr anschaulichen Charakter.
Zeit für ein Essen von Evelyn Walther war an diesem Tag leider nicht. Das hole ich aber noch bis Anfang September nach, werde es im Rahmen dieses Beitrags ausführlich geschmacklich-kombinatorisch bewerten und meinen MGQ abschließend vergeben. Ein Blick auf die aktuelle Menükarte aber verrät mir: Ich darf mich auf Gaumenfreuden einrichten, die so ganz meinem Geschmack entsprechen.
Dieses Menü mit Bestandteilen aus Carpaccio vom Carolais, Pfifferlingen, Jakobsmuschel und Lamm sowie einem bodenständig-kreativen Dessert werde ich mir mit Sicherheit gönnen. Evelyn Walther kombiniert die einzelnen Gänge mit einem erkennbaren Hang zur französisch-mediterranen Küche, ohne dabei den Anspruch zum Regionalen aus dem Auge zu verlieren. Als Wein werde ich mir wohl eher einen deutschen Tropfen von den Elbhängen bestellen. Da haben sie sicher etwa auf Lager…
Beachtens- und berichtenswert ist auch die Tatsache, dass Evelyn Walther und ihr Kollektiv, wie es einmal so gar nicht unzutreffend hieß, bietet auch ein sogenanntes Sonntagsmenü an. Da wird, um es einmal salopp zu sagen, gegessen, was auf den Tisch kommt. Soll heißen: Da wird ein Menü aus Vorspeise, Hauptgang und Dessert nicht portionsweise aufgetischt, sondern „ganz in Familie“ in Terrinen und auf Platten aufgetischt. Jeder nimmt sich ganz nach Appetit und Laune das und so viel er Lust hat. Das knüpft an die Tradition des familiären Sonntagsbratens in den eigenen vier Wänden an und fördert wohl auch den gemeinschaftlichen Genuss. Ein Bravo für diese geile Idee, obwohl ich beim Essen eigentlich eher der schweigsame Typ bin.
Leider war zum Zeitpunkt meines Besuches noch nicht die hohe Zeit der Rosen. Deshalb freue ich mich auf einen „blühenden“ zweiten Besuch. Der Rosengarten hinter dem Haus jedenfalls verspricht romantische Einkehr. Nicht zu vergessen, dass man in Kreischa auch festlich-gediegen und mit „Rosen satt“ heiraten kann. Dieses Vergnügen will ich mir jedoch nicht nochmal gönnen. Einladungen zu so einer Feier aber würde ich mit Sicherheit nicht abschlagen. Allein der Kochkunst der Frau des Hauses wegen…
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Restaurants / Hotels - Juni 2019
aktuell noch nicht abschließend bewertet