Restaurant Malathounis: Raffinierte kulinarisch-griechische Moderne

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Restaurant Malathounis

Gartenstraße 5 - 71394 Kernen im Remstal
www.malathounis.de

Wenn der Deutsche Lust auf griechische Küche hat, was bestellt er dann in einschlägigen Lokalen vom Allgäu bis Zinnowitz? Ich gebe mal ein paar Stichworte vor: Hackfleischbällchen mit Tzatziki, Scampi und Calamari in tausend Varianten, diverse Platten mit  klangvollen Namen von Apollo bis Zeus, Souvlaki, Soutzoukakia und, und, und. Nichts gegen derartige geschmackliche Kreationen.


Aber wer die bevorzugt, sollte nicht im "Malathounis" in Kernen-Stetten unweit von Stuttgart einkehren. Denn bei diesem Griechen kann  man alles vergessen, was einem an Klischee zu griechischer Küche einfällt. Joannis Malathounis, nach dem das inzwischen einzige griechische Sterne-Restaurant außerhalb Hellas. Der in Deutschland geborene Grieche mit deutschem Pass ist einer der wenigen seines gastronomischen Segments, der sein Angebot buchstäblich aus den Wurzeln der traditionellen griechischen Küche entwickelt. Sein Credo lautet "moderne griechische Küche" mit authentisch-mediterranen Akzenten. Was das heißt, muss man bei ihm im besten Sinne des Wortes geschmacklich entdecken.

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Das "Malathounis" liegt in einer ruhigen Ortslage am Rand des kleinen Ortes im Remstal. Von außen  unscheinbar, wirkt es auf den ersten Blick eher bescheiden gutbürgerlich. Wenn man dann allerdings den Blick in Ruhe auf die Details richtet, offenbart sich einem ein Hauch der gastronomischen Philosophie von Anna und Joannis Malathounis: Bodenständigkeit in jeder Hinsicht, dezente Eleganz im Detail, Gemütlichkeit mit dem Sinn für gastronomische Intimität. Frei nach Goethe: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein. Das Restaurant ist in warmen Farbtönen von Braun bis Rot gehalten. Die Accessoires sind bewusst sparsam eingesetzt und runden den visuellen Gesamteindruck wohltuend ab.


Was Joannis Malathounis an kulinarischen Verlockungen bereit hält, überrascht mich geschmacklich-kompositorisch über alle Maßen.  Er kreiert anspruchsvolle Gerichte in Kombination mit mediterran-griechischer und regionaler Komponenten. Während beim "Einheits-Griechen" eben mit Hackfleisch in allen denkbaren Varianten aufgewartet wird, kommen bei Malathounis eben Spanferkelbacke, Salzwassergarnele, Steinbutt oder Entenbrust auf den Tisch. Die sind aber derart raffiniert mit mediterranem Gemüse und scheinbar einfachen Dingen zubereitet, dass einem bereits beim Lesen der Karte das Wasser im Munde zusammenläuft.

Leider ist es bei meinem Besuch bei Joannis Malathounis noch zu früh, um seine Kochkunst zu genießen. Und schließlich will ich ja auch nicht wie der Blinde von der Farbe schreiben. Deshalb spare ich mir der Korrektheit halber einige der Bewertungen meines Geschmacksquotienten (MGQ) aus und  schwelge vorerst in gedanklich-kulinarischen Sphären. Das Essen  und seine Bewertung werden nachgeholt. Versprochen. Dann werde ich auch den Service von Ehefrau Anna kennenlernen, die ich bereits bei der Nacht der Sterne in Stuttgart erleben durfte: Eine Frau mit Charme und gar mütterlicher Herzlichkeit. So muss bei mir Service auch gestaltet sein.


Meine Frau wird sich auch auf diesen gemeinsamen Besuch freuen, denn Entenbrust und -leber mit Lavendel und Gänseblümchen sind ebenso ihr Geschmack wie mit Sichuanpfeffer und Sesam gebratener Steinbutt. Mich gelüstet es dagegen nach Garnelen, Jakobsmuscheln, Wildkräuterravioli, der Spanferkelbacke und gebackenem Ochsenschwanz. Echt geil, mir vorzustellen, wie das im kulinarischen Konzert mit Feta, Oliven, Kichererbsen, Pastirma, Pistazien, Sellerie und grünem Spargel mundet. Der Mann traut sich was. Und ist sich natürlich seiner Philosophie ebenso sicher wie seines kochhandwerklichen Könnens.

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Dass Malathounis darüber hinaus ein Freund edler Tropfen ist, beweist seine sehr umfangreiche, nahezu grandiose  Karte mit Weinen aus Griechenland, Frankreich, Italien und Deutschland. Als Liebhaber deutscher Weine überrascht und erfreut mich die Vielzahl der Weingüter, die er ausgesucht hat und seinen Gästen empfiehlt. Auch das ist für mich ein Teil gelebter Regionalität, der sich der Spitzenkoch bei aller Fokussierung auf moderne griechische Küche durchaus verpflichtet sieht. Nicht auszudenken, wenn er auch einmal in Betracht zieht, Weine von Saale-Unstrut oder den Elbhängen in der Region Dresden auf die Karte zu setzen. Das nur als Anregung. Liebhaber dafür finden sich sicher.


Das alles hat seinen Preis, steht aber in einem sehr moderaten Verhältnis zur gebotenen Leistung. Die beiden Menüs, die Malathounis für 48 bzw. 65 Euro anbietet, sind ihren Preis ebenso wert wie die a la carte Gerichte aller geschmacklichen Couleur.


Mein Fazit: Was Joannis Malathounis kulinarisch verspricht, hält er auch: Griechische Küche abseits von klischeehafter Einfalt. Und ich schließe mich der Einschätzung einer großen deutschen Tageszeitung an. Die schreibt: "Das Malathounis verdient Aufmerksamkeit jenseits aller topographischen Attribute."

Ich habe nicht einmal etwas am Internet-Auftritt zu meckern. Der ist dezent und unaufdringlich gestaltet. Man findet sich mit wenigen Klicks zurecht und erhält einen guten Überblick, wie Anna und Joannis Malathounis  gastgeberisch-kulinarisch "gestrickt" sind. Wem das nicht gefällt, der muss zum Griechen um die Ecke gehen und Souvlaki bestellen. Was wiederum nicht heißt, dass ich zum Boykott solcher Restaurants aufrufe.

  • 91%
    Max’ Geschmacks Quotient (MGQ)

Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf 
Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept

Kategorie: Spitzengastronomie

  • Angebot 93%
  • Geschmack 0%
  • Präsentation 93%
  • Preis-Leistung 0%
  • Service 0%
  • Ambiente 87%
  • Konzept 90%

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