Altmarkt 1 - 08280 Aue im Erzgebirge
www.hotel-blauerengel.de
Vorspann on: In meiner jugendlichen Sturm- und Drangzeit gab es in meiner Geburtsstadt Aue im Erzgebirge eine sogenannte Rennbahn. Nein, das war nichts für motorisierte Halbstarke oder Pferdenarren, sondern eine Art pubertärer "Walk of Love" mitten im Zentrum der Kleinstadt. Samstags und sonntags versammelten sich dort kleine Grüppchen von liebeshungrigen und -willigen Teenagern, um sozusagen auf "redoute" zu gehen. Der Ausdruck stimmt zwar begrifflich in dem Zusammenhang nicht wirklich, aber wir haben es eben so genannt.
Die "Rennbahn" begann am Stadtcafe, das allgemein immer noch Cafe Temper genannt wurde, führte über die erste Muldenbrücke zum Kino, das als Filmtheater Einheit schon den großen Luxus einer Bar mit Kinoausblick hatte. Dem schloss sich der Postplatz mit der regulären Bezeichnung Karl-Marx-Platz an. Ich hieß übrigens wegen meiner schmucken Anzüge von meinem Großvater Schneidermeister Max Lucas in dieser Zeit "Lord vom Karl-Marx-Platz".
Weiter ging's entgegen der Uhrzeigerrichtung, die Mädels wegen des notwendigen Blickkontakts meist in entgegengesetzter Richtung, über die nächste Muldenbrücke bis zur Milchbar und dann um die Ecke wieder zum Temper. Und eben die Ecke hatte es in sich. Denn dort befand und befindet sich das erste Haus am Platz: Der Blaue Engel. Und wenn alle Verführungskünste nicht zogen, dann zückten die Burschen diesen Joker aus dem Ärmel und luden die Auserwählten in dieses noble Haus ein. Vorspann off.
Ganz diesen, meist schönen Erinnerungen geschuldet, kann es natürlich nicht anders sein, bei meinem Besuchen in der alten Heimat immer mal in den Engel zu gehen. Das repräsentative Haus am Auer Altmarkt kann immerhin auf eine gastgeberische Tradition seit 1663 verweisen. Bereits in zweiter Generation wird das Hotel von der Familie Unger geführt. Der Boss ist seit 2005 Benjamin Unger, den ich bereits vor einigen Jahren bei den Fußballköchen kennen und schätzen lernen durfte. Das der "nebenbei" auch noch der Küchenchef des Hauses ist, werde ich noch ausführlich beleuchten.
Erst einmal führt er mich als Geschäftsführer durch das Hotel mit 39 Nichtraucherzimmern in drei Kategorien. Die Zimmer und Suiten sind geschmackvoll-dezent eingerichtet und in warmen Pastelltönen gehalten. Klar, dass sich hier im Laufe der Jahre eine Menge verändert hat und der Gast auf den Komfort modernen Wohnens wie großzügige Bäder und hochwertige technische Ausstattung bis hin zum WLAN in allen Räumen nicht verzichten muss. Auch für aktive Entspannung wird im Hotel gesorgt. In der Wellnesslandschaft "Kaskade" können Frau und Mann in finnischer Sauna, Dampfbad und Whirlpool ausgiebig relaxen, um dann den Abend in einem der gastronomischen Einrichtungen des Hotels zu verbringen.
Nun kommt der Koch Benjamin Unger in's Spiel. Denn er ist nicht irgendein Koch, sondern zu den besten seiner Zunft im Freistaat Sachsen, ist allen gängigen Restaurantführern sehr gut bewertet und hat für sein Restaurant St. Andreas von Gault Millau gar 17 von 20 Punkten samt drei Hauben erhalten. Warum das dem Guide Michelin nur einen sogenannten Bib Gourmand wert ist, wissen die Küchengötter. Oder auch nicht. Für mich ist Unger längst gesetzt für einen Stern. Der Küchenchef nimmt's indessen gelassen. Sein Kommentar: "Der glückliche Gast ist mein Hauptanliegen. Nur mit guter Leistung kann ich den Gast überzeugen. Für einen Restauranttester in Schönheit zu sterben, bringt gar nichts."
Obwohl es Ungers Anliegen ist, mit seiner Küche erzgebirgische kulinarische Traditionen innovativ neu aufzulegen und auch die tradierte sächsisch-höfische Küche samt französischer Einflüsse mit zur Entfaltung zu bringen, setzt er im Gourmet-Bereich auf eher hochwertige Produkte, die außerhalb des regionalen Rahmens des Erzgebirges ihren Ursprung haben. Was er daraus zaubert, ist aller Ehren wert. Im Großen Menü bringt er Steinbutt mit Macadamianuss und Basilikum zusammen, kombiniert Bluttaube mit Sellerie und Gänsestopfleber und tischt ein köstliches Allerlei vom Kalb mit Trüffel auf. Im "kleinen" Menü geht's nicht minder anspruchsvoll zu: Der Küchenchef setzt Atlantik Hummer, Seezunge oder heimisches Reh geschmacklich trefflich in Szene und überrascht das eine um das andere Mal mit aromatischen Nuancen vom Feinsten. Die Seezunge beispielsweise bereitet er mit Brunnenkresse, Buttermilch und Zitrone exzellent zu. Das sollte selbst einen verwöhnten Michelin-Tester überzeugen.
Zur Guten Stube des Hauses zählt darüber hinaus die sogenannte Tausendgüldenstube mit einer prachtvollen Deckenschnitzerei, die ich schon in meiner Jugendzeit bewundern konnte, so die Zeit neben dem Balzen um eine Angebetet auch dafür reichte. Hier geht es kulinarisch bodenständiger, aber durchaus nicht weniger anspruchsvoll zu. In dem geschmackvoll eingerichteten Restaurant mit Erzgebirgsflair zückt Benjamin Unger auch schon einmal die traditionell regionale Karte. Der erzgebirgische Wickelbraten mit grünen Klößen ist ein herzhaftes Gericht, das ich noch in bester Erinnerung von meinen Großeltern habe. Ganz zu schweigen vom Sauerbraten nach Großmutter Ungers Art. Den gab's allerdings, warum auch immer, bei uns zu Hause nicht. So blieb mir in späterer Zeit nur übrig, mich selbst an dem vorzüglichen Braten mit viiiiel Soße zu versuchen. Das ist heute noch der Renner, wenn ich selbst koche. Unger kombiniert den Braten allerdings mit grünen Fratzen, also Kartoffelpuffer. Ich bringe die Klöße zum Sauerbraten und gönne mir zum Wickelbraten am liebsten Knödel.
So richtig die erzgebirgische Sau raus gelassen aber wird in Lotters Wirtschaft. Das ist der dem Hotel angeschlossene Brauereigasthof mit einem kleinen Biermuseum, in dem ein kellertrübes Lotter als Helles, Dunkles und Starkbier ausgeschenkt wird. Kann man trinken, hat eine eigene Note, muss aber nicht jeden Tag sein. Ich stehe biermäßig mehr auf Pilsner vom Stamme Wernesgrüner, Radeberger, Freiberger und andere Sorten dieser Machart. Dafür habe ich mich aber schon öfters an den wundervollen Speisen in dem urigen Gasthaus mit dem Gewölbekeller gelabt.
Zur Guten Stube des Hauses zählt darüber hinaus die sogenannte Tausendgüldenstube mit einer prachtvollen Deckenschnitzerei, die ich schon in meiner Jugendzeit bewundern konnte, so die Zeit neben dem Balzen um eine Angebetet auch dafür reichte. Hier geht es kulinarisch bodenständiger, aber durchaus nicht weniger anspruchsvoll zu. In dem geschmackvoll eingerichteten Restaurant mit Erzgebirgsflair zückt Benjamin Unger auch schon einmal die traditionell regionale Karte. Der erzgebirgische Wickelbraten mit grünen Klößen ist ein herzhaftes Gericht, das ich noch in bester Erinnerung von meinen Großeltern habe. Ganz zu schweigen vom Sauerbraten nach Großmutter Ungers Art. Den gab's allerdings, warum auch immer, bei uns zu Hause nicht. So blieb mir in späterer Zeit nur übrig, mich selbst an dem vorzüglichen Braten mit viiiiel Soße zu versuchen. Das ist heute noch der Renner, wenn ich selbst koche. Unger kombiniert den Braten allerdings mit grünen Fratzen, also Kartoffelpuffer. Ich bringe die Klöße zum Sauerbraten und gönne mir zum Wickelbraten am liebsten Knödel.
So richtig die erzgebirgische Sau raus gelassen aber wird in Lotters Wirtschaft. Das ist der dem Hotel angeschlossene Brauereigasthof mit einem kleinen Biermuseum, in dem ein kellertrübes Lotter als Helles, Dunkles und Starkbier ausgeschenkt wird. Kann man trinken, hat eine eigene Note, muss aber nicht jeden Tag sein. Ich stehe biermäßig mehr auf Pilsner vom Stamme Wernesgrüner, Radeberger, Freiberger und andere Sorten dieser Machart. Dafür habe ich mich aber schon öfters an den wundervollen Speisen in dem urigen Gasthaus mit dem Gewölbekeller gelabt.
Da gibt's Klassiker von Ente, Gans und Kaninchen ebenso wie die bereits genannten erzgebirgischen Braten und richtig geile Suppen und Eintöpfe wie Saure Schwamme (Pilze), Sächsische Kartoffelsuppe sowie Brot- und Biersuppe. Daher also der Name "Pilssuppe"... Nur saure Kuttelflecke habe ich vermisst. Und Bratkartoffeln mit Soße, das geht für mich nun gar nicht. Manche aber stehen darauf. So ist es eben mit den Geschmäckern.
Äußerst verführerisch auch die kalten und warmen Brotzeiten aller Couleur vom Schieböcker über Strammen Max (das bin nicht ich mit ein paar Lotter-Bier mehr intus), Hackepeter oder Tatar bis hin zur Eisbeinsülze und einer Vielzahl kleiner und größerer Gerichte inklusive der exklusiven Bierküche, bei der ausdrücklich versichert wird, dass definitiv mehr Bier an das Essen als in den Koch kommt. Ein Warmer Bierschinken mit Lotters Hell, scharfem Senf und hausgebackenem Brot schmeckt wahrlich appetitanregend. Wem das nicht langt, der kann auf Kartoffelpuffer in verschiedensten geschmacklichen Kombinationen zurückgreifen. Ich esse die Dinger aber am liebsten nur mit dem puren Kartoffelteig mit einem Ei, einem Hauch Quark vermischt zubereitet und lediglich mit Kümmel, Salz und Pfeffer gewürzt, sonst nichts.
Ich merke schon, im Blauen Engel kann man sich gar trefflich verquatschen. Dazu war ja auch früher ausgiebig Zeit. Bleibt unvollständig anzumerken, dass der Küchenchef "natürlich" auch Kochkurse gibt und gern gesehener Gast in regionalen Kochsendungen ist. Denn auf diesem Weg kann er nicht nur für seine Küche, sondern auch für traditionelles erzgebirgisches Essen werben, dem er sich auch verpflichtet hat. So ganz im Geheimen hat er mir übrigens auch verraten, dass er viele Ideen hat, diese Küche noch erheblich aufzuwerten und mit völlig neuen Kreationen aufzuwarten. Darauf darf man echt gespannt sein.
Zu meckern hätte ich nur, dass der Internet-Auftritt gestalterisch zwar attraktiv aufgemacht, in der Navigation aber im Detail umständlich, besser: mit Umwegen, zu händeln ist. Hier kann man straffen und so den virtuellen Gast noch schneller ans Eingemachte locken.
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Restaurants (ohne Restaurant St. Andreas)