Auf der Alp, da gibt’s sündhaften Genuss

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Restaurant Moosalp

Moosalp - 3923 Törbel (Schweiz)

www.moosalp.ch

Eigentlich wäre ich selbst daran schuld gewesen, wenn mir im Wallis in den Höhelagen der Schweizer Alpen etwas passiert wäre. Aber ich konnte es nicht lassen, dem Rat meiner Freundes, Bäckermeister Lukas Imseng aus Saas-Fee, zu folgen. Der hat mir buchstäblich eingeflüstert un dabei schelmisch mit den Augen gezwinkert: „Fahr auf die Moosalp, da wirst du geschmackliche Sünde erleben“. Na gut, war mein erster Gedanke, eine Sünde mehr im Leben kann nun auch nicht mehr schaden.


Nicht so prickelnd waren allerdings die Wetteraussichten, um aus der bereits luftig-lustigen Höhe von knapp 1800 Metern nochmals über 200 Meter höher zu kraxeln. Auf ganz schmalen Bergwegen und beim ersten Schneefall des Herbstes 2019. Mutig, wie Max ist, habe ich dann trotzdem meinem böhmisch-mährischen Gefährt vertraut, das mich auf atemberaubenden Serpentinen „superb“ und sicher aufwärts durch den malerischen Ort Törbel zur Moosalp führte. Und das trotz eines Navis, das mich kurzfristig in die Enge zweier der sehenswerten Stadel-Häuser brachte. In die Tiefe der Schluchten habe ich gar nicht geschaut, musste mich schließlich dem Schneetreiben auf dem Weg widmen.

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Endlich auf der 2048 Meter hohen Moosalp angekommen, war ich gespannt, was mich im gleichnamigen Restaurant erwartete. Immerhin versprach schon der Name „Restaurant“ nicht gerade einen der typischen Berggasthöfe oder Alphütten. Und das Haus präsentiert sich virtuell selbstbewusst als Mitglied der Gilde etablierter Schweizer Gastronomen. Ganz zu schweigen von den 14 Punkten im Schweizer Gault Millau und der Auszeichnung als „Bestes Bergrestaurant“ 2017 durch „Skiresort“, dem weltweit größten Portal von Skigebieten. Die Inhaber waren leider bei meiner Ankunft noch nicht anwesend. Ich hatte also genügend Zeit, mich umzuschauen und auf das Interview mit Amadé Kalbermatten, dem Patron und Küchenchef der Mooalp vorzubereiten und schon mal ein paar Fotos zu „schießen“.


Als der schließlich mit Ehefrau Carmen „hereinschneite“, war das Eis schnell gebrochen. Der sympathische Mittfünfziger mit dem offenen Blick redete mit dem ihm eigenen Humor und angenehmen Schweizer Akzent munter drauflos. Sein Bekenntnis: „Die Geschichte der Moosalp ist hauptsächlich geprägt von unzähligen, wunderschönen Momenten in den vergangenen Jahren. Geprägt auch von vielen Schweißtropfen, welche in über 40 Jahren für das Wohl unserer Gäste investiert wurden.“ Das ist für ihn verbunden mit dem Anspruch, Lebensqualität in luftiger Höhe nicht als Geheimnis zu hüten, sonder zwischenmenschlich und kulinarisch an Gäste und Mitarbeiter weiterzugeben. Prima Einstellung.

Kulinarik war natürlich das Stichwort, auf das ich am meisten gespannt war. In der urig-gemütlich eingerichteten Gaststube sowie dem lichtdurchfluteten Wintergarten war schon eingedeckt und erkennbar: Hier wird nicht unbedingt eine Hüttenjause auf Holzbrettern aufgetischt. Dementsprechend verlockend waren die Menüs, die Kalbermatten und sein Team im Angebot hatte. Die geschmacklich-kombinatorische Palette reicht von Rahmschnitzel mit Aprikosensoße oder Pouletbrust mit Kräutersoße, das sind noch die einfachen Varianten, über köstliches Raclette oder einen sogenannten Walliser Teller bis hin zu exzellenten Walliser Sushi oder einem Moosalp Lammfilet mit Thymiansoße und Gemüse. Auch das Filet vom Egli, dem Walliser Flussbarsch, ist ein echter Leckerbissen, der mit Roggenbrot und Wasabischaum serviert wird. Und Lukas Imseng hat auch nicht versäumt, mir die legendäre Cremeschnitte des Hauses ans Herz bzw. auf den Gaumen zu legen. „Die darfst du nicht vergessen…“, so sein Tipp.


Ich habe den Amadé gebeten, mir nur zwei bis drei Kostproben im Mini-Format aufzutischen. Schließlich hatte ich gerade erst in Saas-Fee gefrühstückt. Und eine mehrstündige Reise in die Westschweiz an den Bielersee inklusive des Abstiegs von der Moosalp stand noch vor mir. Dabei sollte natürlich das Walliser Sushi nicht fehlen. Das erwies sich als Kombination aus Flusskrebsen, Wasabischaum, Mago und Kräutern. Ein Gedicht auf dem Gaumen und geschmacklich exzellent abgeschmeckt sowieso.

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Dem folgte ein exzellentes Tatar. Kräftig gewürzt und mit deftigem Brot gereicht. Ebenfalls eine Gaumenfreude war eine pikante, aber dezent gewürzt Suppe, die Kalbermatten aus einem Weißweinfond, Kräutern. Kurkuma und Safranfäden kreiert hat und in einer attraktiven Hülle aus Teig an den Tisch brachte. Ganz mein Ding war dann schließlich das deftig-würzige Raclette vom einem riesigen Laib Schweizer Bergkäse. Den hat der Küchenchef persönlich an einem großen Backofen im Außenbereich erhitzt und ganz frisch abgeschabt. Dazu gab es „nur“ eine raffinierte Pfeffermischung, etwas Gurke und eine Pellkartoffel. Spätestens da habe ich für mich verinnerlicht, was Carmen und Amadé Kalbermatten mit Lebensqualität meinen. Hier mal bezogen auf bodenständiges Essen mit Suchtfaktor.


Auch die Mini-Cremeschnitte, die mir final serviert wurde, war ein „Träumchen“, wie ein bekannter deutscher medialer Trödler mit großem Schnauzbart gelegentlich entzückt ausruft. Ich bin sonst kein Leckermäulchen schlechthin. Aber das war echt erste Sahne. Allein deswegen sollte man den Weg auf bzw. in die Moosalp nicht scheuen.

Amadé Kalbermatten kocht übrigens nicht nur exzellent. Seine „Anrichte“ ist erfreulich unprätentiös. Da war das Tatar schon fast eine „künstlerische Ausnahme“ Man sieht, was man aufgetischt bekommt und kann die geschmacklichen Nuancen gut auseinanderhalten.


Mein Fazit: Die Moosalp bietet ebenso anspruchsvolle wie bodenständige und raffinierte Küche. Um die in ihrer Gesamtheit zu erschmecken, reicht ein Besuch nicht aus. Deswegen wird es mich mit Sicherheit auch wieder dorthin führen, wo man von der rustikalen Moosalp-Lounge im Obergeschoss einen grandiosen Blick auf die Alpen hat und einen guten Schluck aus dem exzellenten Weinangebot genießen kann, der im Keller des Hauses „wächst“. Auch das stellt die schon besprochene Lebensqualität unter Beweis. "Auf wiederleuge", liebe Carmen, lieber Amadè.

  • 95.9%
    Max’ Geschmacks Quotient (MGQ)

Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf 
Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept

Kategorie: Restaurants - September 2019

  • Angebot 95%
  • Geschmack 96%
  • Präsentation 95%
  • Preis-Leistung 96%
  • Service 95%
  • Ambiente 97%
  • Konzept 97%

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