Geschmackssache: Max is(s)t restlos …

kulinarische-kolumne-november-22

Kartoffelstampf als Resteverwertung

Geht es Ihnen auch manchmal so, dass die Augen größer sind als der Magen? Soll heißen: Mitunter hat man weniger Hunger als zubereitet wurde. Das weiß ich als Alt-Junggeselle nur zu gut. Dann bemühe ich mich um Restverwertung nach dem Motto: „Kommt ja alles in denselben Magen …“ Das gelingt nicht immer. Manchmal aus Schusseligkeit, manchmal aus Faulheit. Aber um in jeder Hinsicht Ressourcen zu sparen, gebe ich mir diesbezüglich immer mehr Mühe und entwickle dabei gute geschmacklich-kombinatorische Mahlzeiten. Karo einfach eben, aber mit Pfiff. Außerdem gibt es ja auch noch Kochbücher und genügend internette Quellen, die Zeugnis davon ablegen, dass das „Beste die Reste“ sind.


Eben unter diesem Titel hat Petra Hermann aus Weimar ein ebenso lesenswertes wie geschmackhaltiges Büchlein entwickelt, das im Eckhaus-Verlag der thüringischen Klassikerstadt fein herausgeputzt, sprich: gestaltet, wurde. Die Autorin hat darin „kurz & bündig“ eine Menge Reste-Ideen umgesetzt. Darunter auch die Verwertung von Kartoffelstampf vom Vortag. Gar nicht schlecht, kommt mir gerade recht. Da kann man(n) ja sogar Salzkartoffeln vom Vortag einstampfen und verwerten. Wagen Sie sich doch einmal an eine besonders pikante Art von Kroketten.

rot-rot-4

Dazu würfeln Sie zunächst eine kleine Zwiebel und eine stattliche Knoblauchzehe recht fein und schwitzen beides in Öl glasig an. Abkühlen lassen und mit dem Kartoffelstampf von gestern sowie übriggebliebenem, ausgedrückten Sauerkraut, zerdrückter Leber- und/oder Blutwurst, Semmelbröseln und einem Ei vermengen und gut verkneten. Gewürzt wird die Masse ganz nach Gusto mit Salz, Pfeffer und Majoran. Sodann beweisen Sie sich als kulinarischer Bildhauer und formen daraus mit je einem reichlichen Esslöffel Teig die Kroketten Ihrer Wahl. Die werden nun in Öl knusprig braun, aber nicht zu dunkel ausgebacken und auf Küchenkrepp abgetropft. Man kann das natürlich auch frittieren. Aber davon halte ich generell nichts. Das ist mir doppeldeutig „zu fett“.


Dann kann schon mit weiterem Sauerkaut und eventuell einem Salat angerichtet und schnabuliert werden. Dass dazu u.a. auch eine frische, oder gebrauchte Bulette nicht übel mundet, können Sie sich angesichts meiner bissfesten Vorlieben sicher denken. Das hehre Ziel muss lauten: Alle Reste restlos vertilgen. Das is(s)t sozusagen Ihr alltäglicher Beitrag zur Ressourcen- und Umweltschonung und natürlich für Ihr genusstechnisches Wohlbefinden ohne Reue.


Den Kartoffelstampf können Sie übrigens auch zu einer Art Schupfnudel verarbeiten, wie es Petra Hermann empfiehlt. Deren Machart und Beilagenvorschläge dafür gibt’s in meiner virtuellen Rezeptothek auf meinem Portal. Dort werde ich das geschmacklich-unterhaltsame Buch auch ausführlich rezensieren, so dass Sie sich davon kochend inspirieren lassen und kreativ eigene Ideen entwickeln können. Damit folgen Sie schließlich auch dem Grundsatz, dass man in der Zeit spart und demzufolge in der Not hat. Und sei es für das Bier danach … Prost und Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat November zeigt einen "Salade de légumes de l´automne de notre potager" (Herbstgemüsesalat), kreiert von David Görne (Restaurant 'G.A.' im Hotel 'Manoir de Retival' in Caudebec-en-Caux, Frankreich) im Rahmen des 36. Schleswig-Holstein Gourmet Festival im Hotel Friederikenhof, Lübeck.

Diese  Kolumne erschien am 16.11.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.