Wie sagt man gelegentlich: Wenn die Verwandtschaft nachdem Kaffee zu Besuch kommt, ist sie rechtzeitig zum Abendbrot wieder zu Hause. Was auch immer damit gemeint ist, kulinarisch gesehen kann Verwandtschaft schon recht inspirierend sein. Denn in diesem Rahmen tauschen sich Rezeptideen, die über Generationen bewahrt wurden, besonders gut aus. Einigermaßen suspekt sind mir allerdings die lobpreisenden Rezepte, die nach dem Motto “Futtern wie bei Muttern“ oder „Made by Oma“ vor allem im Internet angeboten worden. Ein Schelm, wer dann vordergründig an Werbung denkt. Egal, natürlich kann man auf die kochenden Erfahrungen der Altvorderen zurückgreifen. Ich bin dann aber meist einer, der kreativ nach eigenem Geschmack anpasst.
In meiner Mutter Kochbüchlein steht beispielsweise eine Graupensuppe. Alter Falter, was habe ich die Zähne gehoben, wenn die auf den Tisch kam. Mittlerweile finde in die winzigen Kügelchen gar nicht so schlecht und vielseitig zuzubereiten. Gönnen Sie den Graupen doch einmal den Status eines Risottos.
Dafür schwitzen Sie reichlich gewürfelte Zwiebeln in Öl an, jubeln die Graupen Ihrer Wahl unter und braten sie kurz mit an. Dann wird mit Weißwein und/oder heißer Gemüsebrühe graupenbedeckend abgelöscht und bei mittlerer Hitze geköchelt, bis die Flüssigkeit fast aufgesogen ist. Das sollte man etwa dreimal wiederholen, bis die Graupen bissfest gegart sind.
In der Zwischenzeit reiben Sie Hartkäse fein und hacken frische Petersilie grob. Etwa zwei Drittel des Käses und eine gute Handvoll Petersilie heben Sie unter den Risotto, der noch mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt wird. Es kann angerichtet werden. Auf dem Risotto können Sie gebratene Pilze platzieren und final nochmal mit Käse und Petersilie bestreuen. Nicht übel finde ich auch die Idee, den Graupenrisotto mit Spinat anzureichern, den Sie grob geschnitten erhitzen und zusammenfallen lassen. Dazu ein pochiertes Ei oder Fischfilet, vielleicht auch etwas fleischig-bissfestes. Ich denke, das hätte auch meiner Großmutter, ja sogar meinem Vater gefallen.
Eine andere Variante, verwandtschaftliche Kochtradition weiterzuentwickeln, sind gefüllte Buchteln. Die werden aus einem Hefeteig wie Klöße geformt (die Machart finden Sie in meiner virtuellen Rezeptothek) und können mit allem gefüllt werden, wonach Ihnen geschmacklich gelüstet. Die Palette reicht von Birnen und Speck, Sauerkraut und Rotwurst bis hin zu Lauch, Käse und Backpflaumen. Das bietet reichlich interessanten kombinatorischen Spielraum.
Gebacken werden die Buchteln bei 170 Grad in einer runden Springform bis sie ein goldgelbes Antlitz haben. Dann werden sie leicht abgekühlt und beim Servieren mit Zwiebelbutter übergossen. Dazu passen einige Tranchen Schweinefilet oder zartes Geflügelfleisch. Und dass Sie einige Buchteln auch süß füllen und (natürlich ohne Zwiebelguss) als Dessert reichen können, wissen Sie sicher … Wer weiß, vielleicht kommt dann die Verwandtschaft sogar schon zum Mittagessen und bleibt bis nach dem Abendbrot. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat November zeigt einen Teil des Käse-Buffets im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm.
Diese Kolumne erschien am 30.11.2024 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.