Rezensiert: Kulinarischer Sprachschatz mit Format

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Vor längerer Zeit war im Rahmen meiner Rezensionen von der Duboux Editions (www.duboux.com) die Rede. Auf keine anderen Publikationen meiner inzwischen nicht unbedeutenden kulinarischen Bibliothek, die nahezu täglich wächst, trifft der Begriff Sprache so signifikant zu. Denn Marianne und Jean-Pierre Duboux widmen sich schon fast ein halbes Menschenleben der Sprache im allgemeinen und im besonderen kulinarischen Sinne als international verbindendes Element. Sozusagen getreu dem Motto: Genießer aller Länder vereinigt euch.

Habe ich seinerzeit das "Wörterbuch Cuisine Deutsch-Französisch" ausführlich besprochen, geht es mir jetzt um ein weiteres Wörterbuch der Duboux', das nicht nur für mich ein ganz besonderes Format verkörpert. Es handelt sich um die Reihe "Wörterbuch Gourmet", im Rahmen derer der kleine, aber in der Fachwelt längst renommierte Verlag in der Schweiz bisher immerhin schon 15 (in Worten: fünfzehn) Ausgaben herausgegeben hat. Die sprachliche Palette reicht dabei vom Französischen über das Englische und Spanische bis hin zum Rätoromanischen. Sie wissen (vielleicht) schon, das ist eine vor allem im Schweizer Kanton Graubünden und in Teilen Italiens vorherrschende Sprachgruppe.

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Um die Duboux Gourmet-Reihe etwas näher zu charakterisieren, sei erwähnt, dass jedes Bändchen sich eine Sprache auf die Seiten schreibt, die mit einer anderen korrespondiert und den Wortschatz, scherzhaft ausgedrückt, vor und zurück präsentiert. Soll auch heißen, die deutsch-französische Ausgabe hat auch einen französisch-deutschen Teil. In dem Miniformat von 8 mal 13,6 Zentimetern, das in jede Jackentasche oder Frauenhandtasche im Format einer Zweiraumwohnung mit Bad passt, ist demzufolge auf kleinstem Platz ein riesiger kulinarischer Sprachschatz aufgenommen.


Den Angaben der Duboux' entsprechend werden in jedem der kleinen sprachlichen Wissensspeicher immerhin etwa 8000 Begriffe übersetzt und teilweise erläutert. Sie sind nahezu unentbehrliche sprachliche Helfer im Ausland in Sachen Essen, Einkaufen, aber auch Service und andere gastronomische Spezifika. Erstaunlich, was die Herausgeber in jedem Bändchen bilingual transportieren. Gerade mit dem Bezug zur Kulinarik haben viele Begriffe mehrere Bezeichnungen, die es zu unterscheiden gilt.


Bestellen Sie einfach mal in Frankreich ein kühles Helles und wissen Sie nicht zwischen blanche und blonde zu unterscheiden. Mir passiert vor vielen Jahren in der Normandie, als meine Begleiterin (immerhin Französisch-Lehrerin) ein Bière blanche bestellte. Sie hat dann ein von ihr sonst geschmähtes Weißbier erhalten, während ich genüsslich-schmunzelnd ein Bière blonde konsumierte. Ein Helles eben. Mit Duboux aber wäre das nicht passiert.

Von dem Begriff Gourmet-Wörterbuch sollte man sich allerdings nicht verwirren lassen. Das ist durchaus kulinarisch-gastronomisches Allgemeinwissen mit erstaunlicher Vielfalt. Die kleinen "Duboux", erklärt mir Jean-Pierre Duboux, wurden ursprünglich für Reisende erarbeitet. Sie fanden aber auch schnell auf verschiedensten Speisekarten ihren erklärenden Niederschlag und wurden zunehmend auch im gastronomischen Service eingesetzt. So kann sich also der französischsprachge Gast in Deutschland und der deutsche Gast in Frankreich mit dem Service ins Benehmen setzen, ohne fatale oder lustige Fehlbestellungen auszulösen. Klar aber, dass es beispielsweise Wörter wie Labskaus nur im deutschen Teil eines solchen Wörterbuches gibt, denn der Franzose kennt diesen speziellen Begriff als eigenständiges Wort nicht. Soll auch heißen, auf einer französischen Speisekarte wird wohl  dieses Gericht nicht angeboten.

Fazit: Touristen, Hobby- und Profiköche sind gleichermaßen gut beraten, die kleinen "Duboux" im Gepäck zu haben. Da is(s)t man immer auf der sicheren Seite und gegen (fast) alle gastronomisch-kulinarischen Eventualitäten gewappnet. Nur Augen wie ein Adler muss man allerdings haben. Denn die kleine Schrift ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Eine gute Brille hilft einem aber auch dann auf die richtige Fährte. Meine vier kleinen "Duboux" liegen jedenfalls auf Reisen immer im Handschuhfach meines Pkw. Man kann ja nie wissen, wer einem gerade über den Weg läuft oder wonach einem esstechnisch der Sinn steht. Und im Büro haben sie sowieso immer ihren Stammplatz in Sicht- und Reichweite. Der heißt im Französischen übrigens "place habituelle" und ist wohl nicht mit dem Stammplatz in einer Kneipe gleichzusetzen.

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