

Leicht abgewandelt sagt ein Sprichwort, dass man so gut schläft, wie man sich bettet. Auf Kulinarik bezogen heißt das für mich, dass die treffliche geschmacklich-kombinatorische Verarbeitung von Produkten den Genuss ausmacht. Das muss durchaus weder übertrieben teuer noch sehr aufwendig sein. Gefragt ist kochende Kreativität. Gerade im Frühling regt mich diesbezüglich die Vielfalt der Kräuterwelt an, die man im Garten und auf den Wiesen entdecken und sammeln kann. Daraus lässt sich eine Menge auf den Tisch zaubern. Und Kräuter können Sie dabei als Geschmacksverstärker, aber auch als herzhafte Füllung oder Ummantelung einsetzen. Letzteres soll heute unsere Aufgabe sein.
Es geht um einen saftigen Braten, der von einer pikanten Kräuterkruste bedeckt ist. Gönnen Sie sich doch mal ein richtig gut abgehangenes Stück Fleisch, beispielsweise Roastbeef. Das tupfen Sie zunächst mit Küchenpapier ab, würzen es von allen Seiten kräftig mit Salz, das Sie gut in das Fleisch einreiben. Dann wird scharf angebraten oder gegrillt, so dass eine schöne braune Kruste entsteht. Dann lassen Sie es bei 140 Grad langsam weitergaren, bis die Kerntemperatur etwa 45 Grad erreicht hat.
In der Zwischenzeit vermischen Sie die Blättchen von Petersilie, Rosmarin, Thymian und anderen Kräutern Ihrer Wahl wie Sauerampfer, Liebstöckel, Bärlauch, Kresse und Schnittlauch mit Semmelbröseln, weicher Butter und pürieren das Ganze zu einer sämig-glatten Paste. Die wird kleinfingerdick auf die Oberseite des Fleisches gestrichen und leicht angedrückt. Nun wird weitergegart, bis das Fleisch eine Kerntemperatur von maximal 60 Grad hat. Raus aus dem Ofen, das Fleisch in Tranchen schneiden und mit der passenden Beilage anrichten. Das können leicht in Butter geschwenkte Rosmarinkartoffeln, würzige Kräuternocken ein paar Spargelstangen oder auch einfach nur ein frisches Baguette sein.
Letzteres wäre mein Favorit für ein geschmackvolles Frühlingsabendmahl, das mit einem Glas guten Rotwein gar trefflich abgerundet wird. Vergleichbaren Fleischgenuss können Sie auch mit Geflügel, Schwein oder Lamm in Szene setzen. Dass damit die Möglichkeiten des Einsatzes von Kräutern längst nicht erschöpft ist, können Sie sich sicher denken. Auch die können nämlich eingebettet werden. Beispielsweise in hauchdünn geschnittenem Schinkenspeck aus Ludwigslust. Dafür mischen Sie Frischkäse mit feingehackten Kräutern Ihrer Wahl sowie Senf und etwas Zitronensaft. Gewürzt wird mit Salz und Pfeffer. Auch ein Hauch Knoblauch entwickelt eine recht spezielle Note.
Diese Masse verstecken Sie nun in den Speckscheiben, die Sie zu einem Röllchen formen. Für einen Hingucker sorgen Sie, wenn Sie diese Appetithappen mit einem Schnittlauchhalm zusammenbinden. Das ist ein köstlicher Snack an einem lauen Frühlingsabend im Freien. Auch dazu passt Baguette und ein würziges Bier. Weitere Ideen mit Kräutern finden Sie in meiner virtuellen Rezeptothek. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Mai zeigt ein Gericht aus dem aktuellen Menü im *Sterne-Restaurant "St. Andreas" von Küchenchef Benjamin Unger im Hotel "Blauer Engel" in Aue im Erzgebirge: Spargel | Ei |Liebstöckel
Diese Kolumne erschien am 24.5.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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