Wilhelm Busch bringt es in der Moritat von der Witwe Bolte auf den Punkt: "Mancher gibt sich viele Müh' mit dem lieben Federvieh. Einesteils der Eier wegen, welche diese Vögel legen. Zweitens: Weil man dann und wann einen Braten essen kann..." Das "drittens" will ich mir ersparen, denn mit (fremden) Federn will ich mich nun wirklich nicht schmücken. Auf jeden Fall hat Geflügel wohl seine geschmacklichen Reize, wenngleich ich auch damit geize. Soll heißen: Ich esse lieber handfester. Aber der Verlockung eines gut gewürzten Geflügel-Gerichts kann auch ich nicht widerstehen. Zumal man das ja dann und wann, um mit den Worten von Busch zu spielen, auch mit guten Tropfen verbinden kann. Nur Knochen dürfen am Fleisch nicht mehr dran sein. Da bin ich pinnenschieterig, also kleinlich-pedantisch, wie der Norddeutsche zu sagen pflegt. Am liebsten mag ich das liebe Federvieh gut gebraten oder gegrillt. Auch leicht rosa darf es noch sein. Das kann aber nicht jeder. Mancher mag es auch nicht. Und zu den hohen Feiertagen des Jahres genieße ich natürlich auch einen opulenten Gänsebraten, zumal mich meine Frau dann an die Zubereitung (und Verkostung) der Soße ranlässt.
Milow. Gegensätzlicher könnte eine berufliche Entwicklung nicht verlaufen: Obwohl Jutta Kopatz von Kindesbeinen an eine passionierte Köchin war, hat sie erst einmal Friseuse gelernt. Der Grund dafür ist einfach. Sie musste als alleinerziehende Mutter einen Beruf wählen, der die Betreuung des Kindes möglichst optimal ermöglichte. Aber aus dem Sinn ist ihr die kochende Karriere nie gegangen,. verrät die 52-Jährige lachend. Sie hat also die Ausbildung zur Köchin später nachgeholt und setzt das heute natürlich auch im privaten Bereich um.
Jutta Kopatz: "Eigentlich koche sozusagen querbeet. Sehr gern aber auch in Richtung orientalische Küche. Das ermöglicht viele geschmackliche Kombinationen." Gekocht wird übrigens, was die Küche gerade hergibt. Kein Problem für eine gelernte Köchin und pfiffige Hausfrau. Sehr gern setzt sie aber Fleisch von Kaninchen und Lamm in Szene, oder versucht sich in allerlei Gemüse-Variationen. Das reicht von Karo einfach bis zu durchaus anspruchsvollen Gerichten und Menüfolgen.
Von Vorteil ist diesbezüglich die Tatsache, dass Jutta Kopatz und ihr Partner sozusagen Selbstversorger sind. Auf ihrem Grundstück in Milow tummeln sich Kaninchen, Ziegen und allerlei Federvieh. Bestens geeignet für kulinarische Einfälle aller Geschmacksrichtungen. Und natürlich gehört auch ein vielseitiger Gemüse- und Kräutergarten zum kulinarischen Reservoir von Jutta Kopatz. "Das ist sehr wichtig", argumentiert sie, "denn sonst fehlt ja das geschmackliche I-Tüpfelchen."
Meist kocht die Köchin jedoch aus Eingebung und nicht nach strengem Rezept. Und sie hat immer ein offenes Auge und Ohr für kulinarische Anregungen. Dazu gehören auch Kochsendungen aller Facetten. Aber die sind, verrät sie im Gespräch, manchmal auch grottenschlecht und nur Klamauk. Was nicht heißt, das man im Detail von solchen Sendungen auch etwas lernen kann. Und sei es, wie man es nicht machen sollte. Einen "Lieblingskoch" habe sie übrigens nicht. "Ich habe Respekt vor allen Köchinnen und Köchen, die ihren Beruf als Berufung verstehen", so Jutta Kopatz.
Das könnte auch Rainer Wiesner (Foto) sein, der in der Küche der Villa Theodor, einem kleinen aber feinen Hotel und Restaurant im Erzgebirgischen das Zepter schwingt. Sein Urteil zum Hähnchenbrust-Rezept: "Ich halte die Rezeptidee für sommerlich-leicht gelungen, toll für ein Essen an einem lauen Sommerabend. Statt dem Zucker würde ich aber Honig einsetzen. Und die Garzeit von 20 Minuten erscheint mit etwas zu lang." Das komme, so Wiesner, jedoch auf die Stärke des Fleisches an. Statt des Fenchels könne er sich auch Liebstöckel vorstellen.
Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 7. Juli 2015.