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Fisch gehörte in meiner Kindheit und Jugend nicht zu meinen Vorlieben. Das höchste der Gefühle war paniert gebratener Fisch, den meine Mutter zubereitete. Später wurde ein Fisch-Gericht in einem „Gastmahl des Meeres“ schon beliebte Tradition. Und heute ist Fisch nicht mehr von meinem Speisezettel wegzudenken. Da lasse ich mir schon viel einfallen, um die geschuppten See- und Meeresbewohner geschmackvoll in Szene zu setzen. Karpfen allerdings habe ich bisher weder selbst zubereitet noch gegessen. Weiß der Geier, warum. Kopfsache. Aber ich bin schließlich kompromissbereit und -fähig.
Erst recht, wenn ich die Rezepte lese, die mir Günter Markstein aus Parchim geschickt hat. Der Mann, Diplom-Fischwirt, passionierter Angler und ein wandelndes Fischkochbuch, hat mir seine gesammelten Werke einmal zukommen lassen. Ich werde das karpfig-kulinarische Thema zunächst langsam angehen und mir ein Karpfencurry zubereiten. Dafür dünsten Sie leicht gesalzenes Karpfenfilet in wenig, mit etwas Weißwein versetzter Brühe.
Dann wird der Fisch in mundgerechte Stücke zerteilt, dabei eventuell noch vorhandene Gräten entfernt und warmgehalten. Nun erhitzen Sie in einem Topf Butter, rühren Curry, Mehl und Sahne unter und bereiten mit der Fischbrühe unter Rühren eine sämige Soße zu. Final werden nun die Fischstücke sowie kleingeschnittene Kirschtomaten untergehoben und mit Salz, Pfeffer, Curry und Zitronensaft abgeschmeckt. Das passt für mich geschmacklich-kombinatorisch. Augen zu, nur an Fisch allgemein denken, und genießen. Dazu passen Reis, Nudeln oder einfach nur ein Baguette.
Eine Nummer anspruchsvoller ist eine arabische Karpfenvariante, die der einstige Protokollchef vom früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe vorstellt. Dafür sollten Sie den Karpfen fachmännisch ausnehmen, die Mittelgräte entfernen (lassen) und die Bauchlappen nicht trennen. Kopf und Schwanz dürfen dranbleiben. Mache ich aber nicht. Das ist mir zu großmäulig. Dann wird der beidseitig gesalzene Fisch mit der Hautseite nach unten auf ein gebuttertes Ofenblech gegeben, mit Zitronensaft beträufelt und mit reichlich Curry bestreut. Nun muss er im vorgeheizten Ofen bei hoher Hitze bis zu einer Viertelstunde vorgegart werden.
Raus aus dem Ofen, mit Tomatenketchup überstreichen und mit dünnen Zwiebelringen sowie Butterflöckchen belegen. Wieder rein in die Röhre und weiterbacken, bis der Fisch an den Rändern und die Zwiebelringe am Rand leicht gebräunt sind. Auch dazu passen Reis oder Kartoffeln. Ich werde mir dazu mit Thymian gewürzte Drillinge backen. Als korrespondierende Getränke empfehle ich einen spritzigen Weißwein oder ein kühles Bier.
Erfahrene Karpfenesser können sich auch an Karpfenmilch wagen. Das sind die Samenstränge des Fisches, die man mit Zwiebelringen braten und mit Rührei und Kräutern verdrücken kann. Dafür muss ich aber noch ein paar Semester in die Karpfen-Kopfkino-Schule gehen. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Februar zeigt ein Gericht aus dem Restaurant Namenlos in Ahrenshoop: Grünkohl mit Tranchen von der geschmorten Frischlingskeule aus Darßer Jagd, Wildknackwurst und Kartoffelkrusten
Diese Kolumne erschien am 8.2.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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