Geschmackssache: Max is(s)t dialektisch …

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Fleisch-Wurst-Gemüse-Pfanne

Beim Lesen von Rezepten muss ich oft lächeln, welche Namensgebungen in Kochbücher alle Couleur Einzug halten. Da sind mir kuriose Fantasienamen à la „Scheiterhaufen“ noch die liebsten, weil dann ohnehin niemand weiß, was gebraten und gekocht wird. Aber im Rahmen der Resteverwertung einem Salat die Herkunftsbezeichnung „Thüringer Brotsalat“ zu verpassen, weil sich darunter eine in die Tage gekommene Thüringer Bratwurst tummelt, das geht mir schon etwas gegen die geschmacklich-definitorische Hutschnur. Was nicht heißt, dass es nicht gut mundet. Mein Motto aber ist auch in dieser Hinsicht: „Was drauf steht, muss auch drin sein.“ Überraschungen nicht ausgeschlossen …


Dialektisch um die Ecke, wie ich manchmal denke, möchte ich Ihnen deshalb heute eine etwas variierte mecklenburgisch-thüringische Freundschafts-Speise anbieten. Die kennt (nicht nur) der Mecklenburger unter der Bezeichnung „Birnen, Bohnen und Speck“.

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Dazu schneiden Sie zunächst zwei Scheiben gepökelten und geräucherten Bauchspecks, der ist vom Fleischer in Schwerin, in dicke Streifen. Außerdem wird etwa ein halbes Pfund gekochte, gepellte Kartoffeln geviertelt oder gewürfelt. Erst kommt der Speck in eine mit Öl erhitzte Pfanne, dann folgen die Kartoffeln. Alles gut schwenken, bis das Ganze eine schöne goldbraune Farbe hat. Ebenfalls langsam mitbraten müssen eine fein gewürfelte Zwiebel und ein, zwei gehackte Knoblauchzehen. Von der darf’s auch eine mehr sein.


Nun haben geschnippelte, ein paar Minuten in Salzwasser gekochte und dann eiskalt abgeschreckte Bohnen ihren Auftritt. Die vermählen sich schließlich mit Birnenspalten, Petersilie, Majoran und Bohnenkraut. Alles „Made in Mecklenburg“. Abgeschmeckt wird mit Salz und Pfeffer. Final wird die möglichst große Pfanne noch mit Gemüse- oder Fleischbrühe aufgefüllt. Davon aber nur so viel, dass die anderen Zutaten nur darin schwimmen, jedoch nicht völlig bedeckt sind.


Damit daraus nun auch eine treffliche geschmackliche Freundschaft wird, verwende ich einen Teil der Brühe dazu, um darin kleine Klößchen zu garen, die ich aus Bratwurstmasse forme. „Wat ein Glück“, ich habe noch eine Packung Original Thüringer Bratwurst mit markantem Majoran-Anteil auf Lager. Passt. Man kann die Würste, die für mich den Bratwurst-Himmel auf Erden ausmachen, natürlich auch braten und dann wie eine Currywurst in Scheiben schneiden und der schmackhaften Pfanne beifügen.


Dazu ein „Mann un Fru“ und ein Bier – das lob ich mir. Letzteres muss nicht unbedingt aus Mecklenburg sein. Nur in der allergrößten Not aus einer nicht genannten Stadt an der Elde. Obwohl, an der Warnow wird durchaus auch gutes Bier gebraut. Wer mag, kann zu dem Gericht auch frisches, duftendes Brot essen. Das muss wegen der ausgleichenden Gerechtigkeit nicht unbedingt aus Thüringen eingeflogen werden. Und wie soll ich meine Variante nun nennen? Vielleicht: Überregionale Fleisch-Wurst-Gemüse-Pfanne. Dialektisch gesehen, wäre das konsequent. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat April 2022 zeigt eine Eigenkreation aus Saiblings-Filet mit frischem Salat und Weichkäse. Das Rezept wurde nach den Empfehlungen aus dem Buch „Kochen mit Martina + Moritz – Schnell + einfach = einfach gut!“ (Becker Joest Verlag, Hilden, 2021)  umgesetzt und leicht angepasst.

Diese  Kolumne erschien am 21.4.2022 in allem Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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