

Als alleinstehender Herr im besten Alter bin ich in Sachen Nahrungs-Ergänzung stets sehr bedacht. So gibt mein Kühlschrank meist nur das her, was ich in einem überschaubaren Zeitraum verarbeiten kann. Schließlich soll ja nichts in die Mülltonne landen. So habe ich kürzlich auch die letzten essbaren Reste verwertet: Fenchel, Frühlingslauch, Gurke, Kräuter und eine Dose Pfirsichhälften. Das alles habe ich kleingeschnippelt und in einer Mischung aus Orangen- und Pfirsichsaft einige Stunden mariniert. Herausgekommen ist ein pikanter Salat, den ich final noch mit einem Hauch Birnen-Balsamico und Bärlauch sowie Mozzarella-Würfeln angereichert und samt einem Baguette verdrückt habe.
Der Bärlauchgeschmack hat mich übrigens dazu angeregt, mal wieder in die frühlingshafte Natur zu starten, um diese universell verwendbare Pflanze zu suchen. Irgendwie habe ich mich bisher immer gescheut, die selbst gesammelten Blätter auch zu verwenden. Ich sage nur: Kopfkino. Bärenstark und mutig wie ich aber bin, werde ich das heuer in die Tat umsetzen.
Auf der Suche nach passenden Rezeptideen haben unter anderem Bärlauch-Gnocchi meinen Geschmackssinn angeregt. Die lassen sich ziemlich Karo einfach zubereiten: Der gut gewaschene und kleingeschnittene Bärlauch, für zwei Personen etwa 35 Gramm, wird mit einem Ei, Salz und Muskat zu einer cremigen Masse püriert. Die kommt nun mang einem reichlichen halben Pfund gepresste Pellkartoffeln und wird mit fünf Esslöffeln Mehl und drei Esslöffeln Grieß gut verknetet. Alles ist im Lot, wenn eine Masse herauskommt, die nicht mehr klebt. Sonst noch mit etwas Mehl anreichern.
Dann kann der Teig nach gestalterischer Kreativität des Kochs geformt werden. Ich forme eine Rolle und schneide daraus flache Stücke, verpasse ihnen noch ein’s auf den Kopp und verziere dank einer Gabel mit einem gekreuzten Muster. Dann können sich die Dinger gut fünf Minuten im kochenden Salzwasser aalen und serviert werden. Final kann man noch mit etwas zerlassener Butter beträufeln und/oder geriebenem Parmesan bestreuen. Dazu gelüstet es mich nach einer handfesten, gut gewürzten Bulette.
Die Gnocchi kann man auch in Miniform nur aus den Kartoffeln produzieren, in reichlich Butter ausbraten, halbierte Champignonköpfe und kleine Zwiebelwürfel dazugeben und frischen, fein geschnittenen Bärlauch unterjubeln. Einfacher geht’s (fast) nicht. Ähnliches können Sie auch als gefüllte Ravioli kreieren, die final in mit Zitronenabrieb und -saft, Salz und Pfeffer angereicherter zerlassener Butter geschwenkt werden. Es gilt das kulinarisch-inspirierte Motto: Quodlibet …
Auch für viele andere, in der Zubereitung recht unkomplizierte Gerichte ist Bärlauch eine fabelhafte Zutat. Beweisen Sie also bärenstarken Mut beim Sammeln. In geringen Mengen, versteht sich. Die Palette reicht von Aufstrichen bis pikante Suppen. Anregungen dazu finden Sie in meiner Rezeptothek im Rezeptteil dieser Kolumne. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat April zeigt ein Gericht aus dem aktuellen Menü im Restaurant von Joannis Malathounis in Kernen-Stetten im Remstal: Süsswassergarnele | Krustentiertapioka | Alblinsen | kandiertes Eigelb
Diese Kolumne erschien am 19.4.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
Max Ragwitz’ kulinarische Portraits © Impressum · AGB · Datenschutzerklärung