Es gibt kulinarische TV-Formate, die sind nicht das Papier wert, auf dem sie entwickelt wurden. Größtenteils schwingt bei solchen Koch-Shows der Klamauk das Zepter und nicht die unterhaltsame Beschäftigung mit Kochen und gutem Essen. Ganz zu schweigen von den oft clownesk wirkenden Köchen, die sich dafür, bei allem Respekt vor ihrem fachlichen Können, nicht zu schade sind. Noch peinlicher sind die größtenteils als inhaltslose Dampfplauderer agierenden Juroren. Sehen und gesehen werden, das steht hier wohl im Vordergrund. Man muss sich schließlich im Gespräch halten. Bei Kochwettbewerben ist das schon anders. Die finden meist von viel kleinerer Öffentlichkeit begleitet, aber mit wesentlich größerer fachlicher Kompetenz der Besucher statt. Besonders interessant wird es, wenn es dann noch um Köche-Nachwuchs im Land geht. Allerorts gibt es, das beweisen Wettbewerbe wie "Koch des Jahres", Talente mit großem Potenzial, um in die Riege der Spitzenköche aufzusteigen. Das sich nun auch ambitionierte Köchinnen trauen, an einen "eigenen" Wettbewerb um die Krone der weiblichen Nachwuchs-Kochkunst zu kämpfen, ist aller Ehren wert. Nicht übel wäre es aber, wenn Frauen und Männer zusammen den fairen Wettstreit suchen.
Rostock-Warnemünde. Als waschechte Rostocker Deern ist Kristin Salomon trotz ihrer erst 26 Lenze schon in der Welt herumgekommen. Das hat nicht wenig mit ihrem Beruf zu tun. Denn die junge Frau hat nach der Schule Köchin in Markgrafenheide gelernt und sich danach in Schweiz begeben, um über die Praxis in die Feinheiten des Berufs einzusteigen.
Nach zweijährigem Aufenthalt in Wengen wechselte sie 2012 in den renommierten Lenkerhof im Simmental, wo sie unter Spitzenkoch Andreas Haseloh einen grundlegenden Einblick in die Gourmetküche erhielt und immerhin vom Commis de Cuisine (Jungkoch) bis zum Chef de Partie (Altgeselle) aufstieg. Trotzdem zog es sie Anfang 2014 in die Heimat zurück. Sie machte sozusagen in der Yachthafenresidenz "Hohe Düne" fest und arbeitet dort im Restaurant "Da Mario", weil sie eigenem Bekunden zufolge die italienische Küche gereizt hat.
Jetzt beginnt aber erst die eigentliche Geschichte. Denn Kristin Salomon hat sich für einen bundesweiten Wettbewerb "Next Queen of Cuisine" beworben und befindet sich unter den neun Kandidatinnen, die in drei Teilausscheiden um den majestätisch anmutenden Titel kämpfen, besser: kochen.
Soll wohl auch heißen, es geht um die beste Nachwuchs-Köchin, die Deutschland zu bieten hat. "Meine Zeit in der Schweiz hat mich beruflich und privat sehr geprägt, sie verhalf mir zu Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit. Ohne diese Erfahrungen hätte ich mich wohl nicht für den Wettbewerb beworben", meint die ambitionierte Köchin.
Wie sie zur "Kocherei" gekommen ist, bringt sie schnell auf den Punkt: Sie wollte einen Beruf mit Zukunft, in dem sie sich weiterentwickeln und kreativ ausleben kann. Kurz, einen Job, wo einem mit Ehrgeiz und Fleiß alle Türen offen stehen. Sicher, das kann man in sehr vielen Berufen. Da sie sich aber schon immer für gutes Essen begeistern konnte, kam für sie nur Köchin oder Konditorin in Frage. Kristin: "Letztendlich bin ich Köchin geworden, weil dieser Beruf mehr Abwechslung bietet und ein Ausflug in die Patisserie immer noch möglich ist."
Sehr freut sie sich im Rahmen des Wettbewerbs auch auf ihre Patin Cornelia Poletto in Hamburg, von der sie sich wertvolle Tipps und Tricks erhofft, um im Herbst in Berlin zu den drei Finalistinnen zu gehören. Über ihr Menü verrät sie noch nicht viel. Erklärtes Ziel ist es aber, sich von den anderen Kandidatinnen abzuheben. In diesem Sinne möchte sie auch etwas experimentieren und regionale Küche und die Küche, mit der sie aufgewachsen ist, neu interpretieren und sozusagen "aufpeppen".
Von ihrem Arbeitgeber erhält sie dafür alle Unterstützung. Sie wird für die Wettbewerbstermine freigestellt, kann auch schon einmal während ihrer Arbeitszeit am Bewerbermenü "feilen" und ist sich dabei der Unterstützung vieler Kollegen sicher. Küchenchef Sven Radau jedenfalls hält viel von ihr: "Kristin ist eine lebensfrohe und sehr ehrgeizige Köchin, die sich ständig weiterentwickeln will. Sie ist sehr umsichtig, lässt sich von nichts unterkriegen und stellt sich allen Herausforderungen. "
In diesem Sinne wünscht sich Kristin Salomon natürlich, unter die besten drei Köchinnen zu kommen. Ihr Kommentar: "Der Wettbewerb ist eine Karrierechance für mich. Ich würde den Titel "Queen" gern in den Nordosten bringen. Hauptsächlich geht es mir aber darum, die ostdeutsche, respektive die mecklenburgische Küche mit Einflüssen aus der ganzen Welt neu zu interpretieren." Doch auch ohne den ganz großen Titel geht für sie die Welt nicht unter. Salomon: "Ich bin ja noch jung und habe noch genügend Zeit, die Menschen von meinem Essen zu begeistern und sie zu verwöhnen."
Nach dem Wettbewerb will sie sich übrigens zum Hotelbetriebswirt qualifizieren und auch einmal eine kulinarische Weltreise antreten. Wer weiß, vielleicht trifft die Single-Frau ja dort einen Prinzen oder einen anderen Koch, mit dem sie durchs Leben schippern will. Später jedenfalls möchte sie sich gerne etwas Eigenes aufbauen, ein familiäres Gourmetrestaurant oder ein Café mit anspruchsvollem kulinarischem Angebot. Das alles natürlich an der Ostsee, versteht sich. Wo sonst?!
Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 22. Juli 2014.