Rezensiert: Riesiger sprachlicher Wissensschatz

rezension-titel

Pflichtlektüre für Köche und Gastronomen


Deutsche Sprache, schwere Sprache. Wer halbwegs Wert auf gutes Deutsch legt und Sinn für Sprache hat, kommt oft ins Schmunzeln, was man im täglichen Leben an Stilblüten zur Kenntnis nehmen kann bzw. muss. Das trifft auf Werbung in Geschäften und Einkaufszentren ebenso zu, wie auf Angebote im gastronomischen Bereich.  Und vor allem ist es oft ein merkwürdiges Konglomerat aus sprachlichem Unvermögen, falschem Einsatz von Worten und Begriffen sowie mangelnder Kenntnis der Rechtschreibung. Nun gut, es ist schließlich niemand perfekt. Aber man kann sich ja zumindest schlau machen bei denen, die richtig Ahnung von solchen Dingen haben.


Rein zufällig, oder besser gesagt, dank Facebook, habe ich zwei davon kennengelernt. Marianne und Jean-Pierre Duboux widmen sich seit 1988 der ebenso aufwendigen wie schwierigen Aufgabe, Sach- und Fachwörterbücher für die Bereiche Gastronomie, Hotellerie, Nahrungsmittelindustrie und Touristik herauszugeben (www.duboux.ch). Was sich diesbezüglich in fast 30 Jahren an sprachlichem Wissensschatz angesammelt hat, ist auch für einen sprach-affinen Journalisten nahezu unermesslich. Aber auch ein riesiger Fundus an Begriffen, die Texten Atmosphäre und Individualität einhauchen. Es sei denn, man versteht es, sie in den richtigen Kontext zu stellen und den Leser damit nicht zu verunsichern oder zu verwirren.

rezension-duboux-edition

Vor mir liegt ein dicker Band "Wörterbuch Cuisine Deutsch-Französisch". In dem sind auf über 900 Seiten über 50.000 (!) Begriffe aus Gastronomie und rund um die Küche aufgelistet und erklärt (!). Die stammen übrigens aus dem deutschsprachigen Raum, also aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, und sind facettenreich ins Französische übersetzt. Allein die gastronomischen Wortkombinationen zum "Aal" nehmen fast eine ganze Seite des Buches ein und geben nicht nur Ideen zur kombinatorischen Zubereitung des Edelfischs, sondern auch zur Art der Zubereitung.

Nun gut, mag man sich an dieser Stelle fragen: Was muss ein deutschsprachiger Journalist deutschsprachige Begriffe ins Französische übersetzen? Wohlan, es geht den beiden Herausgebern sicherlich nicht vordergründig um die Vertreter meiner Zunft. Die aber können dem Schweizer Ehepaar nur dankbar sein für die 1001 sprachlich-kulinarischen Anregungen. Ich jedenfalls lese das Buch seit längerer Zeit wie einen kulinarischen Roman, der ständig Appetit auf mehr macht. Das regt auch die Fantasie an und lässt immer wieder nach neuen Facetten suchen, wenn es um anspruchsvolles Essen und Trinken geht. Ganz zu schweigen von dem Vorteil, wenn man einmal im Ausland in Speisekarten stöbern und grübeln muss, was der Küchenmeister so alles kombiniert hat.


Und gerade die Köche und Küchenmeister, sowie die F&B-Manager in Restaurants und Hotels aller Couleur sind es, die von dem riesigen Fundus der Duboux' im Besonderen profitieren können und sollen.

Das gilt auch für die Newcomer in der Branche und die Azubis, die sich gastronomisch-kulinarisches Wissen erst aneignen wollen und müssen. Und nicht zuletzt auch für diejenigen, die sich mit dem Schreiben und Übersetzen von Speisekarten und Menüs beschäftigen wollen. Die Granden unter den Köchen machen es vor. Sie bieten die Hohe Schule ihrer Kochkunst meist mehrsprachig an. Dank der Duboux Editions SA sind sie damit in jeder Beziehung auf der sprachlich richtigen Seite.

Und Jean-Pierre Duboux ergänzt: "Auch Werbeagenturen, Druckereien, die Nahrungsmittelindustrie, Catering-Betriebe, Fluggesellschaften und Touristikbüros profitieren von den sorgfältig erarbeiteten Übersetzungen von Lebensmitteln, Gerichten und gastronomietechnischen Fachbegriffen." Ein Blick auf die eher schlicht gestaltete Internetseite seines Unternehmens lässt das riesige Potenzial seines Verlagsangebotes erahnen. Ich werde mir sicherlich die eine oder andere Ausgabe seiner Wörterbücher noch bestellen. Schade übrigens, dass es das Wörterbuch Cuisine nicht auch in Französisch-Deutsch gibt. Das wäre ein weiterer interessanter Ansatz sprachlich-kulinarischer Betätigung. Und erwähnt sei auch, dass die Duboux-Aufstellung spezieller Zeichen auf dem PC längst als viel gebrauchte Merkhilfe über meinem Schreibtisch hängt.

Man(n) kann sich ja schließlich nicht alles merken. Sie wissen doch: Nobody is(s)t perfekt... Smiley...


Ergänzend dazu bieten Marianne und Jean-Pierre Duboux eine "Rechtschreibehilfe für Unterricht und Praxis - Gastronomie, Hotellerie, Touristik". Dieses kleine Bändchen in dem traditionell markanten Rot-Weiß-Look ist für mich längst eine Art kulinarisch-journalistische Bibel geworden, die ihren festen Platz neben meinem PC hat und schon einigermaßen abgegriffen ist.

Unaufdringlich, aber mit auf den Punkt gebrachter Kompetenz erläutern die Autoren darin nicht nur die wesentlichen Begriffe der Sprachlehre, sondern gehen detailliert auf grammatikalische Besonderheiten sowie das oft leidige Thema der Groß- und Kleinschreibung ein. Ebenfalls in dem Band enthalten sind Erläuterungen zu Klassischen Bezeichnungen, Ziffern und Zahlen, diversen Abkürzungen, den bereits genannten speziellen Zeichen und verschiedensten Satzzeichen sowie wertvolle Hinweise zur Gestaltung von Menü- und Speisekarten.

Mein Rat: Dieses knapp 150 Seiten umfassende Buch sollte jeder Koch und Gastronom sein eigen nennen, der etwas auf sich hält und seine Arbeit mit einem niveauvollen Anspruch verbindet. Das wird den Gast ehren und dem Gastgeber nützen.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.