25 Jahre MV – 25 Köpfe: Das Leben nach der Politik – Steffie Lamers

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Eine Berlinerin sagt den Nordosten als Tourismusland Nr. 1 voraus

BERLIN   Auch nach ihrem Abschied von Schwerin sieht sich Steffie Lamers, frühere Schnoor, dem Land im Nordosten noch verbunden. "Mecklenburg-Vorpommern ist immer eine Reise wert. Es gibt viele Orte von der Elbe bis nach Rügen, die wie geschaffen für aktive Erholung sind", meint die frühere Kultusministerin im Kabinett vom damaligen Ministerpräsident Dr. Berndt Seite.


Dass die Verbindung in den Nordosten nicht abgerissen ist, zeugt auch von der Tatsache, dass die passionierte Golferin, "Golf macht süchtig" - so ihr Kommentar, nahezu regelmäßig an den Ehrungen des Landessportbundes M-V im Schloss Teschow bei Teterow teilnimmt und dort auch frühere Weggefährten aus allen politischen Lagern. Dort gab sie auch Auskunft darüber, was sie als gebürtige Berlinerin einst nach M-V verschlagen hat. Ende März 1992, habe sie Thomas de Maizière, der damalige Kultusstaatssekretär und spätere Leiter der Staatskanzlei unter Seite, angerufen und gefragt, ob sie nicht einem Ruf nach Schwerin folgen würde. Zwei Tage später fand ein Gespräch zwischen Seite und Schnoor statt. Und am 1. April trat die fachlich sehr geschätzte frühere Lehrerin und Schulleiterin ihr Amt als Kultusministerin an, unmittelbar nachdem ihr Vorgänger Oswald Wutzke einen groß angelegten Lehrerabbau angekündigt und ihr damit den Schwarzen Peter zugeschoben hatte, diese Maßnahme umzusetzen.

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Steffie Lamers: "Das neue Amt hatte schon Dimensionen, die ich als Staatssekretärin in Berlin bisher so nicht gekannt hatte. Es galt, die Schullandschaft im Nordosten völlig neu zu ordnen, das Hochschulwesen neu zu strukturieren, Lehrpläne auf Bundesvergleichbarkeit zu bringen und natürlich auch wichtige Personalentscheidungen zu treffen." Obwohl das von ihrem Vorgänger initiierte und von ihr konsequent umgesetzte mehrgliedrige Schulsystem nur knapp zehn Jahre hielt, hält sie diese bildungspolitische Vielfalt für begabte Menschen nach wie vor für richtig. Gelegentliche Vorwürfe, Sie hätte Ihr Ministerium nach dem CDU-Parteibuch besetzt, weist sie jedoch scharf zurück. Ihr Kommentar: "Im Gegenteil, ich habe immer versucht, die besten, qualifiziertesten Bewerber für Stellenbesetzungen zu berücksichtigen. Dies hätte ich mir von meinen Nachfolgern ebenso gewünscht."


Besonders während ihrer Zeit als Ministerin hatte sie aus ihrer Fraktion keinen bedenkenlosen Rückhalt. Günther Krause als damaliger CDU-Landesvorsitzender habe sie zwar unterstützt. "Aber der war weit weg in Bonn, also musste ich selbst meine Frau stehen", erklärt Lamers. Ins Schmunzeln gerät sie aber, wenn sie  nach den prägenden Unterschieden zwischen Steffie Schnoor und Eckhardt Rehberg gefragt wird, der ihr 2001 als Landesvorsitzender folgte: "Politisch waren wir auf gleicher Wellenlänge, aber die Machart der politischen Arbeit unterschied uns erheblich. Rehberg war der grobe Keil auf den politischen Klotz. Ich war immer eher eine filigrane politische Akteurin."


Das nach ihrem Ausstieg als Ministerin umgesetzte Lehrerpersonalkonzept sieht heute noch skeptisch und habe seinerzeit allen Lehrern geraten, es nicht zu unterschreiben. Lamers: "Man hätte das besser abfedern und eine langsamere Stellenreduzierung umsetzen können."  Auch am aktuell heiß diskutierten Theaterkonzept kann sie nichts Neues erkennen. Die Parameter sind die gleichen, die sie einst auf den Weg gebracht hatte. "Man redet mit den gleichen Argumenten und hat nichts weiterentwickelt. Das hätte alles längst in trockenen Tüchern sein können", schüttelt Lamers verständnislos den Kopf.


Heute lebt Lamers mit ihrem Mann im Südosten von Berlin in ihrem Elternhaus, ein Traum, den sie lange nicht für möglich gehalten hat. Sie hat Zeit für Golf und Bootssport, reist viel mit ihrem Mann und engagiert sich im Landessportbund Brandenburg als Vizepräsidentin für Bildung. Dem Land ihres früheren Wirkens wünscht die begeisterte Sportlerin Ausrichtungsstätten im Rahmen der Olympiabewerbung von Hamburg. Und sie prophezeit dem Land in zehn Jahren sogar den Status als Deutschlands Tourismusland Nr. 1.

Dieser Beitrag erschien am 14. April 2015 in der Schweriner Volkszeitung.

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