Der in Bad Kleinen lebende 72-jährige Hans Kreher engagierte sich seit 1990 als Kommunalpolitiker in Bad Kleinen und zog 2006 als Landesvorsitzender mit der FDP in den Landtag ein, wo er bis 2011 als dritter Vizepräsident wirkte. Michael H. Ragwitz sprach mit ihm über die Lage seiner Partei im Allgemeinen und Besonderen.
Was war Ihr Antrieb, in der Wendezeit in die Politik einzusteigen?
Ich war 1989 in Wismar im Sprecherrat des Neuen Forums und am 2. Oktober auch in der Schweriner Paulskirche dabei, als wir das erste öffentliche, aber nicht genehmigte Forum durchführten. Mein Antrieb war vor allem die Unzufriedenheit mit der gesellschaftlichen und damit auch der beruflichen Situation.
Folgten Sie in der Wendezeit der allgemeinen Stimmung nach dem Ruf zum Beitritt zur BRD, oder hätten Sie sich auch eine reformierte DDR vorstellen können?
Mir ging es schon erst einmal um eine reformierte DDR. Das war für mich auch im Rahmen des Prager Frühlings 1968 so, der einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz hätte auf den Weg bringen können. Die Entwicklung 1989/90 hat aber schnell gezeigt, dass die gesamtdeutsche Entwicklung nicht aufzuhalten ist. Und ich wollte das dann auch.
2006 folgte der Schritt in den Schweriner Landtag. Mit welchen Intentionen haben Sie sich für eine Kandidatur entschieden?
Sagen wir es einmal so, es war eine logische Folge. Ich war zu diesem Zeitpunkt Bürgermeister in Bad Kleinen und habe mich landespolitisch ein wenig als Gegengewicht zu dem nicht unumstrittenen Georg Ihde verstanden.
Sie sind seit 1966 organisierter Liberaler. War die Mitgliedschaft in der FDP die einzige Option für Sie?
Nein. Aber beispielsweise politisch organisiertes Christensein lehne ich ab. Grüne Ziele hätten auch eine Alternative sein können, aber nicht grüne Verbotskultur. Also blieben liberale Werte, denen ich mich verpflichtet sah.
Mal etwas humorig gefragt: Was gibt's Neues auf der aktuellen Baustelle FDP im Land MV?
Wir haben aktuell viele junge Leute, die sich sehr engagieren und auch fachlich kompetent einbringen. Das macht Spaß und nährt die Hoffnung, dass aus der Baustelle wieder ein solider Bau wird.
Hinterfragt: Sehen Sie die FDP bundesweit auf einem guten Weg zurück in die Parlamente aller Couleur?
Ich sehe meine Partei durchaus auf einem guten Weg. Sie hat ihr Profil geschärft und fokussiert sich nicht nur auf wirtschaftliche Themen, sondern stellt den einzelnen Menschen mehr in den Mittelpunkt.
Ihr Amt als früherer Landesvorsitzender der FDP war von diversen Querelen in den eigenen Reihen geprägt. Wie sehen Sie das aus heutiger Sicht?
Ja, das war wohl so, ist aber hoffentlich überwunden. Die FDP darf keine Karrierepartei mehr sein. Kalte Typen wie mein Nachfolger Christian Ahrendt sind völlig fehl am Platze. Heute herrscht ein ganz neues menschliches Solidaritätsgefühl.
Sie haben die FDP im Land vergleichsweise lange geführt. Worauf führen Sie das zurück?
Führung war wohl eher nicht meine Stärke, aber ich hatte und habe schon diplomatisches Geschick. Ich wollte, dass die FDP bei der anstehenden Wahl 2006 in den Landtag einzieht und habe deshalb Michael Roolf selbst als Spitzenkandidat vorgeschlagen. Das war auch richtig. Was später folgte, war nicht gut.
Was halten Sie während Ihrer Amtszeit für besonders gelungen, und worin sehen Sie Defizite?
Erfolg war vor allem der respektable Wiedereinzug in den Landtag. Aber mehr inhaltliche Einigkeit hätte uns besser zu Gesicht gestanden. Man hat die Visionen nicht gebündelt.
Was hat die heutige FDP im Land dem Bürger und Wähler zu bieten, um gestaltend politikfähig zu sein?
Ich sagte es bereits, wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt, setzen aber auch auf traditionelle liberale Werte und sind inhaltlich breiter positioniert. Das wird der potentielle Wähler erkennen.
Wie ist Ihr heutiger Alltag geprägt? Wo finden Sie privates Refugium?
Ich habe keine Langeweile, beschäftige mich auch noch mit kommunalpolitischen Themen, lese und zeichne gern. Ganz wichtig ist natürlich die Familie, gemeinsame Unternehmungen und gute Gespräche zu Hause.
Landtagswahlen 2016: Ihre Prognose im Allgemeinen und im Besonderen...
Kurz und bündig: Die FDP ist drin.
Hinweis: Die FDP hat 2016 den Sprung in der Schweriner Landtag verpasst.
Dieser Beitrag erschien am 23. Juni 2015 in der Schweriner Volkszeitung.