Kartoffeln waren immer eine beliebte Sättigungsbeilage, wie es zu Vorwende-Zeiten kulinarisch-offiziell hieß. Aber auch heute kann man sie zu Fleisch- und Fischgerichten ganz nach Lust und Laune auswählen. Nur den Kartoffelstampf habe ich bisher noch nicht in diesem sättigenden Reigen gefunden. Den schätze ich zu Leber, Buletten, Bratwurst und Fischfilets sehr.
Ob man die so zubereiteten Kartoffeln nun Stampf oder Brei nennt, ist für mich Jacke wie Hose. Ich favorisiere mehr die etwas grobere Art. Also bin ich ein Kartoffel-Stampfer. Den Rest des breiigen Stampf dann am Abend oder nächsten Tag in die Pfanne zu hauen und zu braten, war aber nie mein Ding. Bis ich kürzlich zufällig auf eine andere gestampfte Variante gestoßen bin.
Die zermanschten Tüften kann man nämlich auch in Form von Kartoffelwaffeln in Szene setzen. Da geht dann ganz anderes kulinarisches Kopfkino ab. Die Grundvariante dafür ist denkbar einfach.
Entweder Sie verwenden die Reste des Kartoffelstampfs, oder verarbeiten frisch gekochte Kartoffeln mit Butter und warmer Milch zu einem Stampf oder Brei Ihres geschmacklichen Vertrauens, geben dem noch das eine oder andere Ei, Mehl, etwas Backpulver und gekörnte Brühe hinzu und schmecken mit geriebener Muskatnuss, Salz und Pfeffer ab. Die Mengenangaben für etwa acht bis zehn solcher Waffeln erfahren Sie in meiner virtuellen Rezeptothek.
Wie aber aus dem gestampften Brei eine Waffel wird, ist nun die Frage der Fragen. Sie werden ahnen, dass man dazu ein Waffeleisen benötigt, das es in vielen Modellen und mit vielseitigen Formen gibt. Das kann (fast) jeder: Knapp zwei Esslöffel von dem Teig in das mit Öl eingestrichene Waffeleisen geben, Eisen schließen und alles auf höherer Stufe bis zu sieben Minuten backen. Vorsichtig rausheben und (ganz nach Geschmack) abkühlen lassen. Hat man gerade kein Waffeleisen zur Hand, geht natürlich auch die ganz einfache Variante, den Teig als gesichtslose, aber schön in Öl gebräunte Kartoffelküchlein auszubacken.
Wollen Sie wegen der attraktiven Form nicht auf Waffeln verzichten, können Sie sich auch eines sogenannten Roseneisens bedienen. Die sehen aus wie Brandeisen für einen Gaul und erlauben mannigfaltige Formen. Dazu müssen Sie aber den Teig ziemlich flüssig halten oder mit Pfannkuchenteig vermischen, mit dem Eisen in den Teig stippen, anschließend rein ins heiße Fett und 1-2-3 ist die Kartoffelwaffel fertig. Dauert vielleicht etwas länger. Is(s)t aber was fürs Auge.
Womit Sie Ihre Waffeln nun geschmacklich kombinieren, ist ganz Ihnen überlassen. Die Palette reicht von Lachs mit einem würzigen Dip über gebratene Blut- oder Grützwurst mit Zwiebeln bis hin zu mit Käse gefüllten Tomaten oder in Kombination mit einem pochierten Ei. Auch dazu gebe ich Ihnen virtuell einige schmackhafte Anregungen. Mehr noch, Sie können die Waffeln auch im Doppelpack als Sandwiches mit pikanten Füllungen aus Cremes, Fleisch und Gemüse bestücken. Eines ist so auf jeden Fall klar, wenn Ihnen jemand vorwirft, Sie hätten einen an der Waffel, können Sie sich getrost ein Ei drauf backen.
Diese Kolumne erschien am 6.5.2021 in der Schweriner Volkszeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung, dem Beig-Verlag Pinneberg sowie ausgewählten Ausgaben des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (SH:Z)