Geschmackssache: Max is(s)t schräg …

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Nudeln mit Garnelen, grünem Spargel und Rhabarber

Meine spargeligen Grundsätze sind ehern: Nur in der angestammten Zeit, nur aus der unmittelbaren Region, ohne Schnickschnack wie Sauce Hollandaise und ohne vorgebratenes Schnitzel aus dem Großmarkt. Aber bis Johanni gönne ich mir die weißen oder violetten Stangen schon mal mit einem Wiener Schnitzel, Schwenkkartoffeln und zerlassener Butter. Ausnahmen bestätigen die Regel, die der grüne Spargel bietet. Da lasse ich mich gern zu schrägen geschmacklichen Kombinationen verführen. So geschehen kürzlich in der Sportgaststätte im erzgebirgischen Leukersdorf. Dort tischen Claudia Lappöhn und ihr Team bodenständige und auch raffinierte Gerichte auf. Dazu gehören auch Bandnudeln mit Garnelen und eine Kombi aus grünem Spargel und Rhabarber.


Die musste ich mir antun und auch nachkochen. Ran an die Stangen. Ich verspreche, dass das Kopfkino sich in geschmacklich-schräger Hinsicht als Irrtum erweist.  Schneiden Sie den Spargel Ihrer Wahl in kleine Rauten oder leicht schräg in Scheiben.

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Auch dem geschälten Rhabarber bleibt der Gang unters Messer nicht erspart. Ebenfalls in kleinen Stücken geschnitten wird er ordentlich gezuckert und mit etwas Salz sowie einem guten Schuss Zitronensaft gewürzt. Letzteres sollten Sie aber nicht zu früh tun, damit das Gemüse nicht zu labbrig-matschig wird. Jetzt ist es an der Zeit, Spargel und Rhabarber miteinander zu vermählen. Beide gesellen sich zur dritten Zutat Ihrer Wahl, die bereits in der Pfanne schmurgelt. Sie sollten nun etwa eine halbe Minute bei guter Hitze mitgebraten werden. Neben Garnelen könnte ich mir auch Jakobsmuscheln, Fischwürfel, Geschnetzeltes oder Geflügel à la Frikassee vorstellen.


Tipp: Das Gemüse lieber etwas weniger anbraten, damit keine unerwünschten Röststoffe entstehen oder der Rhabarber durch den Zucker karamellisiert. Verwenden Sie weißen oder violetten Spargel, sollten Sie den lieber nicht mit anbraten, weil der dadurch bitter werden kann. Das Ganze wird mit Spargelfond abgelöscht und final Bärlauch-Butter daruntergemischt. Das ergibt eine fein-cremige Konsistenz. Übrigens: Weitere „schräge“ Spargel-Variationen bietet meine virtuelle Rezeptothek.

Bei den Nudeln müssen Sie ausprobieren. Frische Nudeln können gleich mit in die Pfanne gehauen und gegart werden. Ich war gut beraten, dass ich die grünen Bandnudeln separat in gesalzenem Wasser al dente gegart und auf dem Teller unter das Gemüse gehoben habe. So kann man auch die Nudelmenge auf die Beilage abstimmen, um den originären kombinatorischen Gemüse-Geschmack wirken zu lassen.


Haben Sie keinen Spargelfond zur Verfügung, können Sie die noch nicht ganz zu Ende gegarten Nudeln noch mit etwas Nudelwasser kurz einkochen, ohne dass sie „e bissel drübernaus“, also glibbrig-weich schmecken, wie der „gemeine“ Sachse sagen würde. Mein Fazit in Abwandlung eines Sprichworts: Geschmack, der zunächst schräg anmutet, macht den Genuss erst interessant. In diesem Sinne: Mahlzeit. Und dabei den Kopf schön gerade halten.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat April 2022 zeigt eine Eigenkreation aus Saiblings-Filet mit frischem Salat und Weichkäse.

Diese  Kolumne erschien am 28.4.2022 in allem Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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