Geschmackssache: Max is(s)t liebensgewürzig …

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Gerösteter Rosenkohl in Variationen

Wenn ich mal im Hotel nächtige, treibe ich vor allem zum Frühstück meine Studien. Da kann man Typen aller Couleur beobachten, wie sie den Parkour am Buffet mehr oder weniger souverän meistern. Als ich kürzlich am Park an der Ilm in Weimar übernachtete, ist mir aber auch einmal der Kragen geplatzt. Hat doch ein Mann seine Frau derart herrschsüchtig „abgemistet“ und gemaßregelt, was sie zu tun und zu lassen hat. Entgegen meiner sonst bekannt liebenswürdigen und sensiblen Art, habe ich dem Herrn mit einem nicht druckreifen Satz die rote Karte gezeigt. Er hat zwar am Tisch weiter mit seinem Gegenüber getottert, aber wenig später das Weite gesucht. Die Frau war peinlich berührt von seinen Tiraden, hat mir aber am Buffet leise gesagt: „Ihr Kommentar hat mir gutgetan.“ Tja, so ist Max …


Wie viel schöner ist es dagegen, wenn man den Tag mit (s)einem Partner harmonisch beginnt und Wertschätzung zeigt. Das kann auch einmal mit einer Blume außer der Reihe sein, die ein Lächeln ins Gesicht zaubert. In kulinarischer Hinsicht kommt mir diesbezüglich Rosenkohl in den Sinn. Ich weiß, dazu muss man ein wenig um die Ecke denken, kann sich aber schon beim entspannten, gemeinsamen Zubereiten viel Aufmerksamkeit schenken.

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Diese spezielle Gemüseart habe ich fast immer im Hause und probiere mich daran kreativ aus. Trauen Sie sich doch mal, Rosenkohl zu rösten, pikant zu würzen und mit diversen Beilagen Ihrer Wahl zu kombinieren. Für zwei Personen säubern und halbieren Sie arbeitsteilig etwa 300 Gramm der grünen Röschen. Die kommen sodann mit der Schnittfläche nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech, werden mit etwas Olivenöl beträufelt und mit grobem Salz und Pfeffer gewürzt. Dann rein in den vorgeheizten Backofen und bei 200 Grad Umluft eine knappe halbe Stunde goldbraun rösten.


Das ist auch die Gelegenheit, mit einem Glas Rotwein anzustoßen und sich angeregt zu unterhalten. Aber nach gut zehn Minuten das Wenden des Kohls nicht vergessen. Eine etwas fernköstlich-würzige Note können Sie dem Gemüse mit einem Gemisch aus zwei Esslöffeln Ahornsirup sowie je einem knappen Esslöffel Sriracha- oder Tabasco-Sauce und Reis-Essig verleihen. Alles über den Rosenkohl verteilen und nochmals für gut zwei Minuten in den Ofen schieben. Dann können Sie portionsweise anrichten und beispielsweise mit Sesamsamen garnieren. Verdrücken können Sie die gesunde Kost mit einem frischen Baguette, aber auch mit gebratenem Geflügelfleisch.


Geschmacklich-kombinatorisch können Sie auch mit Kichererbsen und einem Zitronen-Dip aufwerten. Das und andere Rezepte dafür gibt’s in meiner virtuellen Rezeptothek. Ans Herz bzw. auf den Gaumen legen kann ich Ihnen auch eine Kombi mit Orangen-Scheiben und Mozzarella. Das habe ich mir kürzlich zubereitet. Köstlich. Übrigens, nach dem oben genannten Frühstück habe ich mich über meine gute Tat zum Sonntag gefreut, entspannt den Heimweg nach Mecklenburg angetreten und während der Fahrt über liebensgewürzige Ideen nachgedacht. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat November zeigt einen "Salade de légumes de l´automne de notre potager" (Herbstgemüsesalat), kreiert von David Görne (Restaurant 'G.A.' im Hotel 'Manoir de Retival' in Caudebec-en-Caux, Frankreich) im Rahmen des 36. Schleswig-Holstein Gourmet Festival im Hotel Friederikenhof, Lübeck.

Diese  Kolumne erschien am 23.11.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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