Geschmackssache: Max is(s)t kloßartig…

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Max' Kulinarische Kolumne - Wickel- und Aschklöße

Kürzlich erlebte ich auf Facebook eine kloßartige Diskussion. Da haben offenbar kulinarisch Blinde über die kochende Farbe palavert. Einer hatte weniger Ahnung als der andere. Und davon recht viel. Aber Spaß beiseite: In Sachen Kloß oder Klut, wie der Norddeutsche sagt, könnte man eine Akademie gründen. So vielseitig und regional unterschiedlich stellt sich diese Materie dar. Wenn ich der Akademie vorstehen würde, wären meine (hübschen) Dozentinnen alle Ü60. Denn die besitzen (nicht nur) die kochende Reife für dieses geschmackliche Phänomen, das auch unter der Bezeichnung Knödel im Kochtopf landet. Wohlgemerkt, ich spreche aber nur von Klößen mit Kartoffeln als Grundmasse.


Böhmische Knödel dagegen sind „jans wat anderet“, wie der Berliner sagen würde. Im Erzgebirge, wo ich vor ein paar (tausend) Tagen geboren wurde, waren/sind grüne Klöße der Renner. Die bestehen nur aus geriebenen, gepressten, leicht gesalzenen, gebrühten Kartoffeln, die vorsichtig (heiß!) zu Klößen geformt und gekocht werden. Sie sind eine tolle Beilage für Fleischmahlzeiten von Wild über Geflügel bis zu Rouladen, Sauerbraten oder Gulasch. Die können Sie samt weiteren kloßartigen Ideen von Flensburg bis zum Bodensee als Rezept in meiner virtuellen Sammlung finden. 

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Für den Norddeutschen sind die Klüt aber nicht gerade das Stammessen. Aber sie kennen wohl  das, was ich mit „Kartoffelklöße Art halb & halb“ umschreiben würde. Die hat immerhin bereits NDR-Koch-Magier Rainer Sass zelebriert. Ich aber möchte Sie heute auf eine andere kloßartige Fährte locken.


Probieren Sie sich doch einmal an Wickelklößen aus. Dazu schälen Sie für vier Personen knapp ein Kilo Kartoffeln. Die werden gekocht, abgekühlt und gerieben oder gepresst. Mang diese Masse kommen ein Ei und zwei, drei Esslöffeln Margarine oder Butter. Abgeschmeckt wird mit Salz und Muskat. Alles gut kneten und zu einem etwa kleinfingerdicken Teig ausrollen. Der wird leicht mit Margarine eingefettet und mit in Butter angeröstetem Paniermehl, etwa eine mittelgroße Tasse davon, bestreut. Nun formen Sie aus dem Teig eine Rolle und schneiden die portionsweise etwa zehn Zentimeter lang. Nun blüht den Kloßrollen ein gut fünfminütiges köchelndes Bad im heißen Salzwasser und der doppelten Zeit zum ziehen lassen. Dann raus aus dem Topf, abtropfen lassen und heiß servieren.


Eine andere, spezielle Kloßvariante ist der Aschkloß. Und nein, da fehlt kein Buchstabe, denn der Kloß wurde einst über heißer Asche gebacken. Auch dafür muss ein Kilo Kartoffeln herhalten, von dem ein Viertel gekocht, erkaltet und gepresst, der Rest roh gerieben und ausgepresst wird. Dann werden beide Arten vermählt, gut verknetet und mit gut 100 Gramm fein gewürfeltem Speck versetzt. Gewürzt mit Salz und Pfeffer. Alles gut mischen, den Teig in eine ausgefettete Backform geben und mit zwei in Scheiben geschnittenen Brötchen belegen. Darüber kommt eine Mischung aus einem Achtelliter Milch, zwei Eiern und etwas Salz. Das Ganze wird nun eine knappe Stunde bei mittlerer Hitze gebacken und schließlich portionsweise aufgeschnitten. Schmeckt köstlich-deftig. Auch dazu mundet nahezu jeder Braten. Ich kann Ihnen nur raten, probieren Sie sich in Sachen Klöße kreativ aus. Die werden Ihnen sicher nicht im Hals stecken bleiben.

Diese Kolumne erschien 26.11.2020 in der Schweriner Volkszeitung, in der Neuen Osnabrücker Zeitung und Regionalausgaben des SHZ Verlags wie Schleswiger Nachrichten, Stormarner Tageblatt, Ostholsteiner Anzeiger, Wilstersche Zeitung, Norddeutsche Rundschau und Glückstädter Fortuna.

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