Geschmackssache: Max is(s)t jung …

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Stubenküken-Variationen

Leichte und abwechslungsreiche Kost liegt im Trend. Nun bin ich aber nicht gerade dafür bekannt, mich irgendeiner Mode anzuschließen, um damit Punkte zu sammeln. Was nicht heißt, dass ich dem Gedanken gesunder und leicht verdaulicher Kost abhold bin. Auf der Suche nach solchen Ideen, die auch meinem Gaumen erfreuen, bin ich bei Stubenküken fündig geworden. Nein, das sind keine flauschigen Kuschel- und Jungtiere, die später im Kochtopf oder in der Pfanne landen.


Aber der Ursprung des Namens geht auf die Tatsache zurück, dass früher vor allem in Norddeutschland die Küken in der „Stube“ gehalten wurden, von denen man noch nicht wusste, ob sie Fisch oder Fleisch, äh: Huhn oder Hahn sind … Also sind die Küken moderner Geflügel-Haltung junge, zarte Dinger, die meist kein Pfund wiegen, aber eben nicht weiter auf die grüne Wiese müssen. Erwerben können Sie die im gut sortierten Lebensmittelhandel. Oder Sie haben einen Metzger oder Bauern an der Hand, der Ihnen die ausgewachsenen Küken küchenfertig präsentiert.

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Dann ist es bis zu einer schmackhaft-kreativen Mahlzeit nicht weit, die der norddeutschen Küche zuzuordnen ist. Probieren Sie sich doch mal an einer Stubenküken-Gemüse-Kombination aus. Für vier Personen erlösen Sie zwei, besser drei, der Vögel von ihren Knochen, die Sie dann samt dem ausgelösten Geflügelfleisch und einer Knoblauchzehe in Öl, salzen und bei knapp 200 Grad etwa 20 Minuten im Ofen braten. In der Zwischenzeit garen Sie einige nicht zu große rote Zwiebeln klein gewürfelt in einem halben Liter leicht eingekochtem Rotwein.


Außerdem wird knapp ein Pfund Möhren in Scheiben geschnitten, kurz blanchiert und dann in Butter gut zwei Minuten bissfest gegart. Dazu kommen schließlich noch ein gutes Pfund mit kochendem Wasser überbrühte und gehäutete Kirschtomaten sowie ein halbes Bund fein geschnittenes Basilikum. Das Ganze abschmecken und mit der Soße und dem Fleisch der Stubenküken sowie der Möhren-Soße anrichten. Wenn Sie möchten, können Sie dazu frisches Baguette reichen.


Dass man die großen Küken geschmacklich auch anders und im Ganzen zubereiten kann, versteht sich von selbst. Aus dem Hamburger oder Bremer Raum ist sogar bekannt, dass die Stubenküken dicht mit Speck gespickt werden, so dass sie noch saftiger schmecken. In meiner virtuellen Rezeptothek stelle ich Ihnen allerlei Variationen vor, die sich vor allem durch geschmacklich-kombinatorische Vielfalt auszeichnen und Ihre kochende Kreativität anregen sollen. Nichts ist unmöglich.


Da finden Pilze, anderes Fleisch, sogar Fisch und viel Gemüse Anwendung als delikate Füllungen, die mit Beilagen wie Kartoffeln oder Kroketten aufgetischt werden können. Lassen Sie sich überraschen und bleiben Sie wie immer neugierig. Dass mit zunehmendem Alter aus den jungen Küken auch appetitliche Hühner werden können, versteht sich von selbst. Damit kenne ich mich, jung wie ich (geblieben) bin, gut aus und habe genug Stoff für weitere geflügelte Kolumnen mit Geschmack.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat März 2022 zeigt die von Tosten Räth, Küchendirektor in der "Bornmühle" in Neubrandenburg, kreierte Vorspeise "Rote-Bete-Schinken mit Linsenkaviar ud Kürbiskern-Knäcke".

Diese  Kolumne erschien am 24.3.2022 in allem Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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