Der Herbst hat Einzug gehalten und Maler Natur ist dabei, die Blätter bunt zu färben. Für mich kein Grund zur Traurigkeit. Ich bin keiner, der in den sogenannten Winterblues und in eine Depriphase verfällt. Auch im Altweibersommer (darf man das Wort gendertechnisch überhaupt noch verwenden?) gibt es schließlich Sonne und reizvolle Natur. Die erbauliche Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.
Aus kulinarischer Sicht kann man über Herbst und Winter erst recht nicht meckern. Da wird eher opulent-deftig aufgetischt, damit der Körper sprichwörtlich nicht in die Knie geht und genug Körner hat, den eisigen Temperaturen und Schneemassen zu trotzen, die uns im Nordosten regelmäßig beschert werden. Kleiner Scherz am Rande. Kennen Sie überhaupt noch das Erlebnis von „Ski und Rodel gut“?
Zurück zum Essen. Das ist dazu angetan, dem Winterblues zu trotzen und kulinarisch gesehen saisonverlängernde Kost auf den Tisch zu zaubern. Das Motto lautet: Einfach, schmackhaft, gesund.
Soll heißen, ich möchte Ihnen heute ein jahreszeitliches Rollenspiel abseits von Eisbein und Sauerkraut schmackhaft machen, das Ihnen kein aufwendiges Studium von Kochbüchern abverlangt: Erweisen Sie sich als geschmackliche Maler, respektive Macher von diversen Rollen, die wir aus der asiatischen Küche kennen.
Wer sich also im Oktober noch den Sommer auf den Tisch holen möchte, bereitet Sommerrollen zu. Die „gehen“ ganz ohne Kochen und haben geschmacklich-kombinatorisch nahezu keine Grenzen. Was Sie dazu benötigen, ist lediglich Reispapier, das es im gut sortierten Fachhandel und in den größeren Supermärkten gibt. In Verbindung mit Wasser ist es in kürzester Zeit bereit, diversen Füllungen Halt zu geben und, ähnlich wie Sushi, vielseitig gefüllte Appetitshappen zu zaubern, die zudem recht attraktiv aussehen und auch Gästen viel Genuss bereiten.
Geht ganz einfach: Diverses Gemüse wie Möhren, Kohlrabi, Paprika und diverse Kohlarten in Stifte oder Streifen schneiden. Rauf auf die eingeweichten Reisblätter und damit vorsichtig ummanteln. Wenn das bei bestimmten Füllungen wie Reisnudeln nicht so gut klappen will, kann man das auch vorher in ein Salatblatt einwickeln und das Reispapier als äußere Hülle benutzen. Dass bei mir zu den „Innereien“ der Rollen auch fleischhaltige Kost wie Schweinebauch, Geflügel oder Garnelen gehören, können Sie sich bestimmt denken. Auch vielfältige Kräuter tragen zum Geschmack bei.
Eine tragende Rolle für die Röllchen kommt aber auch diversen Dips, also pikanten Soßen zu, bei denen Sie sich als kreative Küchenwunder austoben können. Zum Einsatz kommen Soja- oder Hoisin-Soße in Verbindung mit Erdnussbutter, Ahornsirup, Knoblauch, Ingwer, Chili und Limetten. In meiner virtuellen Rezeptothek gebe ich Ihnen für solche Dips viele kombinatorische Anregungen.
Und natürlich gibt’s dort auch Ideen für Frühlings-, Herbst- und Winterrollen. Sie sind also Ihres geschmacklichen Glückes Schmied und bestimmen so die aktuelle Jahreszeit Ihres Vertrauens. Vor allem schlagen Sie damit auch kalendarischen Vorgaben ein Schnippchen und blenden, gewusst wie, zumindest auf dem Tisch Feiertage aus, die eigentlich so gar nicht Ihr Ding sind. In diesem Sinne: Es leben die Jahreszeiten.
Diese Kolumne erschien am 30.9.2020 in der Schweriner Volkszeitung.