Geschmackssache: Max is(s)t gekrönt …

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Krönungssalat aus dem Jahr 1952

Großbritannien und der Rest der Welt trauern um Queen Elisabeth II. Man muss nicht unbedingt Royalist sein, um trotz unterschiedlicher Meinung im Detail ihrer Lebensleistung Respekt zu zollen. Für mich war es in diesem Zusammenhang interessant, was vor 70 Jahren anlässlich ihrer Thronbesteigung am 6. Februar 1952 aufgetischt wurde. Dazu gehörte u.a. auch ein „Krönungssalat“ (englisch, wie zeitgemäß: Coronation Salad), dessen Rezept in den britischen Zeitungen veröffentlicht wurde, um das Volk kulinarisch an den Feierlichkeiten teilhaben zu lassen.


Das Original-Rezept des Salats ist schnell abgehandelt: Rösten Sie zwei Esslöffel Mandelblättchen, die Dinger gibt’s sogar im Supermarkt preisgünstig zu kaufen, in einer Pfanne ohne Fett, salzen und stellen sie beiseite. Sodann bereiten Sie ein Dressing aus 80 Gramm Mayonnaise, knapp zwei Teelöffeln Currypulver, je einem Esslöffel Senf, Honig und Orangensaft sowie drei Esslöffeln Weinessig zu. Alles gut vermischen, glattrühren und leicht salzen.

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Nun werden etwa vier gekochte Kartoffeln vom Vortag gepellt und gewürfelt. Auch eine halbe Mango wird vom Stein geschnitten und gewürfelt. Schließlich schneiden Sie zwei bis drei Stangen Staudensellerie schräg in feine Scheiben und zupfen das Grün separat ab. Ebenfalls gezupft wird das zarte, abgekühlte Fleisch von etwa einem Viertel Hähnchen. Alle diese Zutaten werden locker miteinander vermengt und nochmals leicht gesalzen. Angerichtet wird der Salat mit den Mandelblättchen und dem Selleriegrün als Krönung. 


Sie werden zugeben, das ist kulinarisch „nix Dickes“. Mein Vater, der das Rezept von 1952 garantiert nicht kannte, hätte lapidar gesagt: „Auch Royals können nur mit Wasser kochen …“ Das gilt auch für das Coronation Chicken, das zur offiziellen Krönungsfeier der Queen am 2. Juni 1953 aufgetischt wurde. Das gibt’s ebenfalls zum Nachkochen in meiner virtuellen Rezeptothek. Auch daran können Sie sich leicht versuchen. Nun aber kommen wir zur Abteilung „Klaukschieter“, denn ich würde das Rezept heute vor allem meinem individuellen Geschmack entsprechend anpassen.


Zuallererst streiche ich die Mayo und ersetze dezent mit Crème fraîche. Das ist auch die geschmacklich-kombinatorisch bessere Idee, wenn man beispielsweise den Salat noch mit Garnelen ergänzen möchte. Denkbar ist ebenfalls, eine typisch britische Lemon Curd-Creme einzusetzen, deren Zubereitung Sie natürlich auf meinem Portal nachlesen können. Außerdem würde ich frisch gekochte, lauwarme Pellkartoffeln einsetzen und eventuell noch mit Orangenabrieb und etwas Koriander würzen. Wer mag, darf auch asiatische Nudeln an den Start bringen. Wer, wie ich, mit Geflügel nicht so viel am kochenden Hut hat, kann kleingeschnetzeltes, gebratenes Fleisch in Spiel bringen. Und ein Glas guter Wein gehört ohnehin dazu.


Egal, für welche krönende Variante Sie sich entscheiden: Geht mal was daneben, ist es wie im Leben: Kopf hoch, Krone richten und nochmal von vorn. In diesem Sinne: Mahlzeit.

Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat September zeigt ein Savarin vom Saibling mit Zucchini, Gurke und Stachelbeere von *Volker Fuhrwerk, Küchenchef im Restaurant 1797 auf Gut Panker bei Lütjenburg.

Diese  Kolumne erschien am 15.9.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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