Geschmackssache: Max is(s)t dekadent…

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Max' Kulinarische Kolumne - Fischsuppen-Variationen

Sängerin und Kabarettistin Dagmar Gelbke trat oft mit der „Henne“ Hahnemann auf und hat wohl eine kulinarische Ader. In ihrem Buch „Im Osten kocht man auch sein Süppchen“ schaut sie Kollegen in die Töpfe, schreibt sich die Rezepte auf und übt sich in kurzweiligem Küchentratsch. Sie hat mir erlaubt, drei Rezepte auszuwählen, die einen gemeinsamen Nenner haben: Fischsuppe.


„DEFA-Prinzessin vom Dienst“ Christel Bodenstein bietet in dem Buch eine „prickelnde“ Fischsuppe an. Dazu wird ohne Suppengrün aus Geflügelklein eine Hühnerbrühe gekocht. Fett abschöpfen, eine Knoblauchknolle (!), eine halbe Zwiebel, ein halbes Pfund Champignons und eine kleine grüne Paprika rein. Alles sachte weiterkochen lassen. Fisch nach Angebot oder Lust und Laune in mundgerechte Stücke schneiden und in Salz und Zitrone einlegen. Sind die Pilze weich, das müsste nach etwa fünf Minuten der Fall sein, auch den Fisch mang die Brühe und weiterköcheln lassen. Nun kommt noch eine Packung Shrimps in die Suppe, die jetzt fünf Minuten Zeit zum ziehen hat. Vor dem Servieren, man lese und staune, wird eine Flasche Sekt unter die Suppe „gehoben“ und mit viel, viel Dill bestreut. Ist das nicht genial dekadent?!

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Da war der stimmgewaltige Sänger Fred Frohberg schon viel bodenständiger. Der begnügte sich mit einer „swingenden“ Fischsoljanka. Er kochte Fischfilet in einer Wurzelbrühe. Raus mit dem Fisch, warmhalten. Dann kommt ein halbes Pfund Zwiebeln unters Messer, die in  Öl goldgelb geröstet werden und schließlich mit fünf Esslöffeln Tomatenmark in die Brühe gelangten. Das Ganze noch zehn Minuten kochen lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. In die bereitgestellten Teller kommen nun in Streifen geschnittene saure Gurken, geschälte und entkernte Zitronenscheiben, je ein Teelöffel Kräuter, Kapern sowie die Fischwürfel. Alles mit der heißen Brühe begießen und mit einem Schuss saurer Sahne bekrönen. Einfach, aber schmackhaft. Was daran swingend sein sollte, erschließt sich mir jedoch nicht.


Und jetzt hat Schauspielerin Uta Schorn ihren kulinarischen Auftritt. Die ist die Quoten-Wessi in dieser Kolumne. Aber nicht wirklich, denn sie kam schon Ende der 1940er Jahre aus Bayern nach Ost-Berlin, geht also auch als Ossi durch. Sie blieb fortan eben dort, begeistert ihr Publikum bis heute in tollen F(G)ernseh-Rollen.


Für ihre recht cremige Suppe schneidet sie Mohrrüben in Stifte und lässt sie mit „etwas Aromat“, was immer das auch heißt, kochen. Sind sie weich, werden sie grob gestampft. Während die Möhrchen kochen, lässt die Köchin eine Packung Lachsfilet im Salzwasserbad ziehen. Ob mit oder ohne Verpackung, ist nicht so richtig erkennbar. Der Lachs wird schließlich zerpflückt. Rein in die Möhren, alles mit dem Inhalt eines Bechers Schlagsahne unterziehen. Darüber kommt ganz viel grob gehackte Minze und final auf jeden Teller ein Schuss Crème fraîche sowie ein Minzeblatt als Dekoration.


Nun mal ehrlich, welche Suppe würden Sie sich „reinziehen“? Vielleicht kann man ja auch alle drei Varianten kombinieren. Der Gestaltungsspielraum ist ziemlich groß. Kommt eben auf die Dekadenz des Kochs, seine Kombinationskunst und die Menge des verkosteten Sekts an.

Diese Kolumne erschien am 12. Dezember 2018 in der Schweriner Volkszeitung.

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