Geschmackssache: Max is(s)t alpin…

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Max' Kulinarische Kolumne - Variationen der Cuisine alpine

Typen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Im Internet sowieso. Da tummelt sich von Paradiesvögeln aller Couleur über Philosophen und Dampfplauderer aller Genres bis hin zu Ganoven mit und ohne Kanone so ziemlich alles. Aber es gibt auch reizende Dinge, die man(n) entdecken kann, wenn man virtuell in Sachen Kulinarik unterwegs ist.


Mir ist beispielsweise Verena Pauli über den Weg gelaufen. Die ist ein „fesches Maderl“ im besten Alter, hat einst Kommunikationswissensschaften in München studiert und wartet mit einer langen Vita und mannigfaltigen beruflichen Stationen auf. Heute lebt und arbeitet sie recht spartanisch in einer malerischen Hütte am Fuß der Alpen nahe Kitzbühel. Sie nennt sich, humorig angelehnt an einen femininen Alchemisten in Sachen Essen,  „Fräulein Almchemilla“ und wartet mit schier unerschöpflichem Kräuterwissen und noch mehr kochender Kreativität auf. 

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Die gibt sie an Gäste weiter, ist auch auf kochender Tour. Man kann sie sozusagen mieten. Als Köchin, versteht sich. Ich habe sie spontan gebeten, mir ihre Bergheimat schmackhaft zu machen. Man, hat die mich mit illustrierten Rezepten alpiner Köstlichkeiten zugemailt. Ein Gericht verlockender als das andere. Zwei Gerichte mögen ein wenig von der kulinarischen Philosophie der Alm-Verena verdeutlichen.


Fangen wir mal mit einer Fisch-Kombination an.  Dazu nimmt man Berglinsen, kocht sie mit Gemüsebrühe und Senf auf und röstet sie schließlich mit kleingewürfelter Zwiebel. Diese Art von Linsen gibt es wirklich. Die sind nur kleiner als die üblichen Tellerlinsen und sehen hell rotbraun aus. Außerdem passt der Berg natürlich in die Alpen.


Nun wird ein Marillen-Chutney zubereitet. So nennt der Ösi  Aprikosen, die mit Zucker, Senf, Essig, Rosmarin und Zwiebeln sowie wahlweise Gemüse der Saison verarbeitet werden. Zum Einsatz kommen außerdem lauwarme, geräucherte Forellenfilets und Kartoffelpüree. Das war es eigentlich schon. Angerichtet wird der Fisch, den man nicht unbedingt aus Tirol einfliegen lassen muss, auf den Linsen. Chutney und Püree dienen gleichermaßen als geschmacklich-kombinatorische Ergänzung und als Deko. Als raffinierte Beigabe empfiehlt sie gebratenen Chicorée. Eine ebenso einfache wie köstliche Mahlzeit.


Geschmacklich könnte mir Tirol auch in Form von Käferbohnen-Erdäpfelsalat samt bissfester Beilage gefallen. Die Käferbohnen sind Feuerbohnen, die man kocht und mit gekochten Kartoffelwürfeln vermengt. Das Ganze wird mit etwas Essig, Trüffelöl, Zwiebeln und Schnittlauch vermischt. Alles gut ziehen lassen. Anrichten mit Blüten und einem Chutney aus Kräutern, heimischem Öl, Zwiebel, Senf sowie Früchten und Gemüse. Eben alles, was die Küche gerade hergibt. Als Beilage können Alpenfischfilets, gebackene Steinpilze, Bratwurst oder Schnitzel herhalten. Auch Fleischpflanzerln sind in dieser Kombination nicht zu verachten, zu denen man auch Bratklops sagen darf.


Nun sage noch mal einer, „auf der Alm, da gibt’s koa Sünd…“ Abgesehen von der feschen Köchin würden mir viele Dinge einfallen, denen ich erliegen würde. Rein kulinarisch gesehen, versteht sich. Raten Sie mal, wo ich Halt mache, wenn ich wieder mal bei Kufstein in Österreich einfliege?

Diese Kolumne erschien am 22. August 2018 in den Nordeutschen Neuesten Nachrichten und am 29. August in der Schweriner Volkszeitung

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