Was macht ein Koch, um bekannt zu werden? Klar, er kocht gut. Denn das spricht sich sozusagen von Mund zu Mund herum. Aber reicht das? Mann, Frau auch, kann aber auch an Wettbewerben teilnehmen. Denn die sind meist sehr öffentlichkeitswirksam, bringen mediale Aufmerksamkeit und manchmal sogar einen lukrativen Preis ein. Dem Sieger im Wettbewerb "Koch des Jahres" winken gar 12.000 Euro Preisgeld.
Schnell verdientes Geld im Rahmen eines Sonderurlaubs vom heimischen Herd, möchte man meinen, mit dem bissel kochen. Meint auch (natürlich scherzhaft) 3-Sterne-Koch Thomas Bühner aus Osnabrück, der beim 4. Vorfinale im Hamburger Unilever-Haus mit in der Jury saß. Mitnichten, denn vor dem Preis steht bekanntlich der Schweiß und damit die Mühen der Ebene. Allein bei diesem Vorfinale musste man sich gegen 112 Mitbewerber durchsetzen, um unter die acht Kandidaten zu kommen, die sich hochkarätigen Jury stellen durften.
Dazu muss man nicht nur eine Menge handwerkliches Können und kulinarische Kreativität haben, sondern auch wirtschaftliches Rechnen beweisen. Denn es gehört schon etwas dazu, um mit einem Wareneinsatz von schlappen 16 Euro oder 20 Schweizer Franken (teilnehmen dürfen nämlich auch Köche aus Österreich und der Schweiz) ein dreigängiges Menü der Spitzenklasse buchstäblich zu zaubern.
Ganz abgesehen davon, dass man für die Zubereitung nur fünf Stunden Zeit hat und sich "nur" der Hilfe eines Assistenten mit klar umrissenen (sprich: begrenzten) Aufgabenbereichen versichern darf. Da wacht sogar eine strenge technische Jury über den richtigen Wareneinsatz und die Verwertung der Produkte. Und für alle drei Gänge haben Koch und Commis nur 15 Minuten Zeit zum Anrichten. Und das in sechsfacher Ausfertigung. Ich habe mich davon überzeugen können, das ist körperliche und geistige Schwerstarbeit. Anstrengung pur.
Was dann aber tatsächlich kreiert wurde hat (nicht nur) mir die Sprache verschlagen und das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ich war (und bin) beeindruckt von der originären Kreativität, dem wunderbaren Spiel der Farben, Aromen und Zutaten der einzelnen Menüs.
Das ist auf hohem Niveau zelebrierte Kochkunst und schärft auch dem Außenstehenden den Blick auf den Koch-Nachwuchs im Land, besser: in den Ländern.
Dazu muss man wissen, dass es sich bei den Teilnehmern durchaus nicht um heurige Koch-Hasen oder Anfänger, sondern um Profis handelt, die teilweise bereits als Küchen- oder Souschefs (also deren Stellvertreter) arbeiten. Nicht zuletzt soll ja der Wettbewerb auch dazu dienen, deren Restaurants noch bekannter zu machen. Ganz dem Motto verpflichtet: Klappern gehört zum Handwerk.
Ich empfehle im Übrigen auch den Nicht-Gourmets, sich einmal mit solchen Menüs zu beschäftigen. Da isst schon das Auge mit, wird der Appetit angeregt und im besten Sinne des Wortes Lust auf Essen gemacht. Und wer wähnt, man würde davon nicht satt, kann sich angesichts bis zu 600 Gramm Menüs gern davon überzeugen, welcher sättigende Essgenuss dahinter steckt. Das sind Erlebnisse, die kommen nicht alle Tage und können süchtig machen.
Man möchte den Ess-Genießern in spe zurufen: Traut euch doch, sieht ja keiner. Die Köche aber möchten auch in so einem Wettbewerb schon gesehen werden, denn sie stehen so oft im Dunkeln. Soll heißen, man sieht nur den Teller auf dem Tisch, nicht aber den, der sich täglich dem Anspruch an gute Küche stellt.
Das ist der Sternekoch im Gourmet-Tempel ebenso wie der ambitionierte Koch in einem kleineren Hotel-Restaurant oder einem Landgasthof. Da ist jeder gefordert, seine Favoriten selbst, aber auch mal etwas anderes zu entdecken.
Nachsatz: Als Gewinner des Vorfinales in Hamburg wird übrigens Enrico Back, Souschef von Spitzen- und Sternekoch Ronny Siewert im Grand-Hotel Heiligendamm, zum Finale nach Köln reisen. Das freut mich als Mecklenburger besonders. Begleitet wird er von Christian Singer aus dem Gourmet-Restaurant "Tim Raue" in Berlin.