Kulinarische Entdeckung in Dresden

ven-dresden

Es gibt wirklich Geschichten, die das Leben schreibt. So auch meine erste Begegnung mit dem VEN Restaurant in Dresden. Das habe ich eher zufällig über ein Facebook-Posting der Schauspielerin Kati Grasse entdeckt. Ich war dann neugierig genug, um Näheres über das Restaurant im Herzen von Elbflorenz zu erfahren. Was ich gesehen habe (www.ven-dresden.de), hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Lust auf ein kulinarisches Rendezvous stieg. Und über das Facebook-Profil des Restaurants war auch der Weg zu Küchenchef Christoph Mezger nicht weit, der längst zu meinen Kontakten zählt. Der VEN-Besuch in Dresden war beschlossene Sache. Zumal ich auch über ein kleines Quiz auf Christophs Seite ein Drei-Gänge-Menü "gewonnen" hatte.

Die Gelegenheit, Dresden wieder einmal einen Besuch abzustatten, ließ nicht lange auf sich warten. Denn meine Frau nahm am vergangenen Wochenende an einem Ärztekongress in Dresden teil. Am Samstagabend hatte ich bei Christoph einen Tisch reservieren lassen. Wir freuten uns auf einen gediegenen kulinarischen Abend. Der wurde allerdings erst einmal etwas kurios eingeläutet. Bei einem Stadtbummel am Abend zuvor schlenderten wir auch die Salzgasse entlang, an der das VEN liegen soll. Dazu muss man wissen, dass das Restaurant dem Innside Hotel Dresden angeschlossen ist. Ein Blick vom Hoteleingang ins großzügig angelegte VEN ließ uns wundern.

Am Freitagabend um 20 Uhr kein Gast im Raum. Das ist eigentlich keine gute Visitenkarte. Eine iPhone-Anfrage an Christoph Mezger ergab aber, dass der anscheinend gut zu tun hatte und das Restaurant gut besucht war. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Die Auflösung des Rätsels sollte am nächsten Tag folgen. Der Zugang zum Restaurant über das Hotel war nämlich "nur" eine Art Nebeneingang. Der von uns einzusehende Raum ist meist, so Mezger, den Hotelgästen als Frühstücksraum vorbehalten. Der Haupteingang aber befindet an der Rampischen Straße, die direkt in den Platz an der Frauenkirche mündet. So viel zur Vorgeschichte.

Das VEN zu betreten, löst erstaunende Bewunderung aus. Hier wartet auf den Gast ein bis ins Detail wohltuend abgestimmtes avantgardistisches Ambiente. Das reicht vom schlicht-elegantem Mobiliar über die Bestecke und Teller bis hin zur hohen, offenen und mit viel Licht gestalteten Architektur. Das kann man eigentlich nicht beschreiben, das muss man sehen und erleben. Und das VEN wartet noch mit einer Besonderheit auf, die sozusagen der Einstieg ins kulinarische Erlebnis ist: Küchenchef Christoph Mezger lädt seine Gäste zum Amuse Bouche in sein Reich der Küche ein.

Der 30-jährige gebürtige Baden-Württemberger aus Heilbronn erweist sich dabei als ebenso freundlicher wie fachkundiger Gastgeber, reicht den Gästen ein Glas Sekt und erklärt das Appetits-Häppchen, das aus gebeiztem Zander mit Schnittlauchöl, Wassermelone, Spargel und Saiblings-Kaviar (leider ohne Foto) bestand. Ein erster Gaumenschmaus vom Feinsten. Auch das am Tisch fantasiereich auf heißen Steinchen servierte Appetitsbrot mit Holunderblüten- und Birnen-Essig sowie Fleur de Sel (Meersalz) hat die Sinne für das folgende Menü sensibilisiert.

Hinsichtlich der Auswahl der Speisen haben wir uns schließlich für ein Drei-Gang Signature Menü des Hauses und (ich) ein dreigängiges A la carte Menü entschieden:


Signatur Menü:
Avocado-Petersiliencreme mit karamellisiertem Ziegenkäse, Miso und Zitronenpektin
BBQ Flank Steak/ Kressesalat/ Spargel/ Mojo-Kartoffeln
Rhabarbercreme im Schokoladenmantel an Holunderschaum, geriebener Erdnusskuchen mit Holunderpüree und Kiwi- Eis


A la carte Menü:
Avocado-Petersiliencreme mit karamellisiertem Ziegenkäse, Miso und Zitronenpektin
Krosser Spanferkelrücken auf Bärlauchgraupen mit Möhren, gebratenem Spargel und Spargelsalat
Auswahl von Rohmilch Käse mit hausgemachten Chutneys aus der Fromagerie Dresden

Das Ganze war, um es vorwegzunehmen, ein kulinarisches Erlebnis der Extraklasse. Mezger übertreibt keinesfalls, wenn er auf der Website sein Team und sich als Küchenästheten bezeichnet. Er erweist sich als Meister der Kombination von Zutaten, Kräutern und Aromen. Und er beweist eine Kreativität, die kulinarisch buchstäblich verzaubert. Er kreiert eine von internationalen Einflüssen geprägte und mit regionalen Produkten raffiniert kombinierte Küche. Mezger versteht es gar trefflich, den Speisen mit Kräutern und Gewürzen eine köstliche Nuance zu geben, die jedoch in keiner Weise aufdringlich überhöht ist.

Auf die Zusammenstellung des ersten Ganges muss man schließlich erst einmal kommen. Avocado mit Ziegenkäse und Miso (japanische Paste) - das mag für manchen zunächst etwas suspekt klingen. Aber bereits der erste Bissen belehrt eines Besseren: zusammen mit dem Zitronengeschmack bietet Mezger eine sehr aromatisch wohlschmeckende und vor allem auch attraktiv garnierte Vorspeise an, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Hier zeigt sich einmal mehr, dass das Auge mitisst...

Dem steht der Hauptgang in nichts nach: Das Steak war auf den Punkt gegart, leicht rosé und erstklassig gewürzt. Dazu Salat, Spargel und Kartoffeln. Meine Frau war begeistert. Und ich habe das Spanferkel nicht minder genossen. Für mich ungewöhnlich, aber mit einem tollen geschmacklichen Akzent versehen, die Bärlauchgraupen. Das passt wie die Faust auf den Spanferkelrücken 😉 Dazu der anspruchsvoll angerichtete und fürs Auge sehr schön garnierte Spargel. Toll. Gut, wer passierte Möhren nicht so mag: Geschmackssache. Aber es war kein geschmacklicher Stilbruch. Ganz im Gegenteil.

Während meine Frau in den genüsslichen Gefühlen des verführerisch komponierten Desserts schwelgte, habe ich mich für die deftige finale Variante entschieden. Und natürlich nicht bereut. Die vorwiegend Rotschimmelkäse waren exzellent gereift, sehr würzig und haben so den kulinarischen Bogen für mich trefflich geschlossen. Dazu ein gutes Bier. Wäre das ein regionales (Radeberger, Freiberger...) gewesen, hätte sich meine Freude ins Unermessliche gesteigert... 😉 Meine Frau dagegen hatte sich für einen Wein aus Sachsen (Weingut Prinz zur Lippe) entschieden. Sie war auch davon begeistert.

Fazit: Danke, lieber Christoph Mezger. Danke an dich und dein Team. Danke an die überaus freundliche und fachlich kompetente Bedienung. Das war ein Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden. Und wir tragen die Kunde von deiner exzellenten Küche in die Welt bis nach Mecklenburg. Eine Reise nach Dresden ist allein schon wert, um im VEN zu verweilen und zu genießen. Was dort an Preis-Leistungs-Verhältnis geboten wird, müssen viele andere sogenannte Spitzen- und auch Sternerestaurants erst einmal vorweisen. Und Christoph Mezger, da bin ich mir sicher, wird kulinarisch weiter von sich reden machen. Er möge Sachsen lange erhalten bleiben. Respekt.

  • 93.4%
    Max’ Geschmacks Quotient (MGQ)

Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf 
Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept

Kategorie: Restaurants

  • Angebot 90%
  • Geschmack 94%
  • Präsentation 90%
  • Preis-Leistung 95%
  • Service 95%
  • Ambiente 95%
  • Konzept 95%

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