Düsseldorfer Str. 270 - 47053 Duisburg
www.akazienhof-duisburg.de
Etwas abgelegen vom pulsierenden Großstadtbetrieb, aber doch nicht weit vom Zentrum entfernt, liegt im Duisburger Dellviertel das Hotel "Akazienhof". Ich hätte den äußerlich eher unscheinbaren Klinkerbau wohl nicht bewusst zur Kenntnis genommen. Wäre da nicht mein Facebook-Freund Günter Rönner, der mich in das Haus eingeladen hat, in dem er als Küchenchef arbeitet. Ich war noch nie so tief im Ruhrgebiet, also nichts wie hin. Und ich habe nicht schlecht gestaunt, was der rote Klinkerbau an gastgeberischem Komfort bietet. Die elf Zimmer sind modern, geschmackvoll und mit dem Sinn für das schöne Detail eingerichtet. Sie präsentieren sich dem Gast in hellen, gut miteinander korrespondierenden Pastelltönen und bieten, darauf muss man eigentlich gar nicht mehr sonderlich hinweisen, allen Komfort modernen Übernachten. WLAN in allen Zimmern ist da für mich wichtig, wenn auch nicht immer ein Segen. Aber wer die Kommunikation der kurzen Wege schätzen, will darauf mit Sicherheit nicht mehr verzichten. Auch gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Haus eine äußerst empfehlenswerte Adresse, die zudem ungestörte Ruhe und Entspannung verspricht. Und so ganz nebenbei muss auch erwähnt werden, dass der "Akazienhof" mit dem Boutique-Hotel "Niteroom" und dem Hotel "Zum Löwen" zwei attraktive Partnerhotels hat. Beide bieten stilvolles und komfortables Wohnen im Herzen Duisburgs.
Mein Hauptaugenmerk galt aber natürlich dem Reich von Günter Rönner, den ich als exzellenten Koch kennengelernt und erlebt habe. Was er mir über seine kulinarische Philosophie erzählt, liegt so ganz auf meiner geschmacklichen Wellenlänge. Rönner ist ein detailverliebter Koch, der immer auf der Suche nach neuen Ideen ist. Sein Anspruch ist eine frische, weltoffene und kreative Küche. Und genau das wird auf seiner Karte deutlich. Zur Mittagszeit bietet er ein buntes kulinarisches Potpourri an, das von Klarer Tomatensuppe und Rucolasalat mit gratiniertem Ziegenkäse über Fisch wie Kingfish und Rotbarbe bis hin zu Poularde oder gegrillter Steakhüfte mit Pastinaken und Barolojus reicht. Wer möchte, kann sich daraus ein Menü zum kleinen Vorzugspreis zusammenstellen und erhält dazu natürlich auch eine Nachspeise in Form eines Desserts oder Käse. Das Gin Tonic Sorbet mit Gurkenbrause wäre doch ein erfrischender Abschluss, oder.
Die Abendkarte legt noch eine Schippe nach und bietet Vorspeisen wie Eismeer-Saibling mit Langoustino, Bärlauch und Dashi oder Schwarzfederhuhn mit Zebra-Tomate, Pfifferlingen und Basilikum sowie verlockende Zwischengänge wie Ceviche von der Poverade mit Koriander, Chili, Zwiebel und Marmara-Olive.
Bei den Hauptgerichten ist der Milchkalbstafelspitz mit Bouillon- und Süßkartoffeln, Frühlingslauch und Ziegenkäse mein Favorit. Aber auch den Wildfang-Steinbutt würde ich nicht vom Tisch lassen. Leider konnte ich bei meinem Besuch nur kleine Kostproben genießen. Die aber wurden vom Meister persönlich serviert. Für das Essen bei Rönner aber muss man Zeit und Muße haben. Die nehme ich mir gemeinsam mit meiner Frau.
So richtig zur Sache geht es bei dem Küchenchef aber mit seinen Menüs, die er unter dem Sammelbegriff "Geschmacks-Theater" anbietet. Da fällt es echt schwer, sich zwischen denn drei Varianten zu entscheiden. Während meine Frau sicher zum Triennale-Menü tendieren wird, dürften sich meine geschmacklichen Gelüste mehr in Richtung Akazienhof-Menü bewegen. Ersteres ist etwas mehr fischlastig und mit süßlichen Geschmacksnoten behaftet. Ich setze mehr auf die etwas deftigere Variante in Kombination von geflammtem Kabeljau, Schwarzfederhuhn, Eiferer Kaninchen, dem Ceviche und dem bereits genannten Milchkalbstafelspitz. Und hier setzt Rönner auch eine raffinierte Früchteauswahl von Blutorange über Wassermelone bis Erdbeere mit Schokolade in Szene. Selbst sein vegetarisches Geschmacks-Theater wäre einmal eine Versuchung wert, in dem der Küchenchef auch einmal die orientalische Karte zückt. Aber wer weiß, wenn er aus dem Sommerpause kommt, lockt er vielleicht mit ganz anderen Angeboten. Ich traue ihm diesbezüglich große Überraschungen zu. Das alles gibt's es im 7-Gang-Menü unter 100 Euro. Wer eine korrespondierende Weinbegleitung wünscht, muss etwas 20 bis 30 Euro draufgeben.
Was mir an Günter Rönners Speisen besonders gefällt, ist sein anspruchsvoller und untrüglicher Sinn für die Kombination von Produkten, Aromen und Gewürzen sowie Art und Weise der Kombination. Er wagt sich an Dinge heran, die auf den ersten Gedanken ungewöhnlich, gar unpassend erscheinen. Und beweist mit seinen Kompositionen das geschmacklich-erfreuliche Gegenteil. Auf seinen Tellern geht es durchaus bunt, aber ohne artifizielle Verspieltheit zu. Er übertreibt es weder mit den so oft anzutreffenden Soßenpünktchen und der akrobatischen Anordnung von Bestandteilen aller Art noch mit dem Farbenspiel. Bei ihm sieht alles harmonisch und dezent-elegant aus. Genauso schmeckt es auch. Er bringt beispielsweise Fisch nahezu puristisch auf den Teller und setzt dafür mit den ergänzenden Zutaten farblich-gestalterische Kontrapunkte, die immer wieder überraschen und buchstäblich Lust auf Genuss machen. Kein Wunder, denn ein Leitspruch von ihm ist, dass die Natur der beste Koch ist. In diesem Sinne versteht sich Rönner eher bescheiden als kulinarischer Helfer für die Natur, im Wechselspiel mit Aromen und unter weitgehender Beibehaltung des natürlichen Eigengeschmacks neue Kompositionen zu erzeugen. Dafür bewundere ich ihn sehr.
Solche Kochkunst bleibt offenbar nicht ohne Folgen. Die einschlägigen Restaurantführer bedenken seine Küche mit viel Lob. Gault Millau hat ihm immerhin bereits 16 von 20 Punkten "verpasst". Warum Michelin da nicht längst mit einem Stern nachgelegt hat, ist mir ein Rätsel. Aber es verwundert mich nicht wirklich, wenn man die diesbezügliche "Politik" ein wenig und vor allem kritisch verfolgt. Da sind Mechanismen zu Gange, die objektiv nicht zu rechtfertigen sind. Gut, auch Michelin kann nicht überall sein. Aber da, wo die besten Köche arbeiten, müssen die Edel-Tester Präsenz zeigen und ihre Kompetenz unter Beweis stellen. Im Land NRW ist der "Akazienhof" unter Günter Rönner längst eine feste Größe. Er ist nach Einschätzung eines regionalen Verlages unter den Top Ten im Ruhrgebiet, steht auf Platz eins der Gourmetrestaurants in Duisburg und hat es auch schon zum Aufsteiger des Jahres geschafft. Egal, ob mit oder ohne Stern, auf der Suche nach Spitzenköchen führt an Günter Rönner kein Weg mehr vorbei. Und ich werde keine Gelegenheit auslassen, bei Besuchen in der Region seinem Haus meine Aufwartung zu machen.
Ach: Max und nicht meckern, das geht gar nicht. Der insgesamt anspruchsvoll gestalteten Website des Hauses könnte eine Fotogalerie nicht schaden, denn Haus und Küche haben Sehenswertes zu bieten. Auch ein wenig mehr sprachliche Eleganz schadet bei aller Kürze nie.
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Restaurants