Geschmackssache: Der Gourmet auf Sachsens Dach

kulinarische-kolumne-september16

Wenn Dirk Meinel sich oder seinen Gästen etwas besonders Schmackhaftes gönnen möchte, geht er erst einmal in die Natur und bedient seinen angeborenen Sammeltrieb. Er steht nämlich auf Kräuter und Blüten. Sein Revier ist aber kein abgezäuntes Gärtchen, sondern die blühende Natur am Fichtelberg. Dort findet Meinel alles, was sein Kräuterherz begehrt. Sein Blick wirkt nahezu verzückt angesichts der Kräuter und Blüten, die er dort liebevoll zupft.

Dazu muss man wissen, der nahezu jugendlich wirkende Mittvierziger ist Küchenchef auf dem höchsten Berg Sachsens. Und sein Reich ist noch einige Meter höher als der „Barg“ selbst, wie solche Erhebungen in Sachsen genannt werden. Während in den „Erzgebirgsstuben“ Hausmannskost mit kulinarischen Klassikern vom Schnitzel bis zum Sauerbraten auf den Tisch kommt, kommt im Feinschmeckerrestaurant „Das Guck“ raffiniert-einfache und regional geprägte Frischeküche auf den Tisch, die durch die Liebe zum Produkt und die Sorgfalt der Zubereitung geprägt ist.

kolumne2

Auf die Bezeichnung „Gourmet“ angesprochen, winkt der Koch lächelnd ab: „Gourmet ist, wenn es schmeckt. Das ist für mich vor allem eine Frage der Einstellung. Auch am Herd zuhause können frisch gesammelte Pilze oder Blaubeeren einen solchen Anspruch erfüllen.“ In diesem Sinne ist auch im „Guck“ regionale Küche sein oberster Anspruch. Der Gast soll schmecken, was die Region ausmacht. Und natürlich auch darüber staunen, was  man mit vermeintlich einfachen Zutaten alles zaubern kann.

Dabei schöpft er auch aus dem kulinarischen Repertoire seiner Eltern und Großeltern und legt damit traditionelle Gerichte neu auf. Kreativität, meint Meinel lachend, ist für ihn übrigens kein erzwungener Dauerzustand, sondern entsteht beim Machen. In diesem Sinne lässt er sich gern spontan von der Muse küssen.

Verarbeitet werden frische Produkte von Direkterzeugern in der Region. Süßwasserfische stammen aus einer Fischerei- und Angelteichwirtschaft in Wolkenstein. Das Wild stammt aus der Neudorfer Forst. Fleisch und Geflügel werden aus Hermannsdorf bei Elterlein geliefert, und der würzige Käse wird in einer Hofkäserei in Drebach produziert.

Außerdem betätigt sich der Küchenchef, wie eingangs beschrieben, auch selbst als Jäger und  Sammler. Er sucht Pilze, pflückt Beeren, nutzt den Kräutergarten von Mutter Natur und das Obst aus dem eigenen Garten. Im „Guck“ mit dem tollen Ausblick bis weit ins Sächsische und Böhmische hinein kann man alle diese Produkte als ebenso  geschmacklich-harmonische wie raffinierte Kombinationen genießen. Das Rezept soll ambitionierten Hobbyköchen zeigen, wie man seinen Gästen mit hochwertigen Produkten viel Genuss bieten kann.

Diese Kolumne erschien samt einem Rezept für gefüllte Wachtel
am 15. September 2016 in der Sächsischen Zeitung und der Freien Presse.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.