Geschmackssache: Max is(s)t patriotisch…

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Max' Kulinarische Kolumne - Gefülltes Schwein: Hessen vs. MV

Bei mir fängt jeder Tag mit dem „Studium“ der Zeitung und der einschlägigen Neuigkeiten sowie der Ergänzung meiner virtuellen Rezeptothek an, die inzwischen fast 14.000 Gerichte umfasst. Auf diesem Weg habe ich kürzlich Schnitzel gefunden, die Koch Reiner Neidhart aus Karben für „hessische Patrioten“ kreiert hat. „Ach du nasser Amazonas“ war mein erster Gedanke, jetzt drehen die Hessen total am Rad. Aber immerhin mal etwas abseits von „Frankfotter Grie Soß“, die ich jedoch  geschmacklich inzwischen zu schätzen weiß. Kommt eben auf die Kombination an.


Kurzentschlossen lasse ich mich auf die patriotische Schnitzel-Variante ein und mir als Antwort dazu etwas einfallen. Versprochen. Für vier Personen würfeln Sie eine Zwiebel und braten die mit 100 Gramm gewürfeltem Schinkenspeck kurz an. Das Ganze löschen Sie mit zwei Zentilitern Apfelessig ab. Nun kommen etwa 120 Gramm Sauerkraut mit 100 Gramm gewürfeltem Handkäse und zwei Esslöffeln Paniermehl in die Pfanne. Alles gut vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und leicht dünsten. Das ist die hessisch-patriotische Füllung.

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Die kommt auf die möglichst großen, flach geklopften und ebenfalls mit Salz und Pfeffer gewürzten Schnitzel. Nun wird das beschichtete Fleisch zusammengeklappt und an den Rändern fest angedrückt. Jetzt werden die vier Fleischtaschen leicht in Mehl gedrückt, durch vier aufgeschlagene Eier gezogen und in Paniermehl gewälzt. Diesen Vorgang kann man auch wiederholen. Die Fleischtaschen werden nun in Rapsöl von beiden Seiten hellbraun angebraten und im Backofen bei 190 Grad bis zu zehn Minuten gegart.


Als Beilage hat der Koch Himmel und Erdäppel kreiert. Dafür waschen, schrubben und halbieren Sie etwa 350 Gramm kleine Kartoffeln. Auch etwa 200 Gramm Äpfel wie Boskop werden vom Kerngehäuse entfernt und in gleichmäßig große Stücke geschnitten. Alles rein in die Pfanne, mit Rapsöl anbraten, dann bei 190 Grad bis zu 20 Minuten garen. Final kommen darunter noch geschnittener  Frühlingslauch, die Hessen nennen das wohl Schlotten, fein geschnittene Petersilie und gezupfter Majoran. Probiert und samt Schnitzel für gut befunden. Die Hessen trinken dazu ein "gudes Stöffsche von einem hessischen Appelwoiwinzer".


Die Antwort auf diese kulinarische Herausforderung ist (m)eine norddeutsche Variante. Probieren Sie das Ganze mit großen Kammscheiben, die gewürzt und mit süßlichem Bautz’ner Kremser-Senf bestrichen werden. Darauf kommen in mit Apfelkorn versetztem Apfelcidre marinierte, fein geschnittene gedörrte Apfelscheiben, die mit gut gewürztem Hack und gerösteten, kleinen Brotwürfeln vermischt werden. Dünne Schinkenspeckscheiben obenauf. Einschlagen, panieren und wie gehabt braten und garen. Dazu passen mit Majoran versetzter Kartoffelstampf und etwas Soße, die man aus Fleischfond zubereiten kann. Der Äppelwoi wird mit einem „Mann un Fru“ ersetzt.


Damit sind auch die Norddeutschen gut im patriotischen Rennen. In Sachen geflügelter Worte zum Thema „Patriotismus“ habe ich übrigens vieles gefunden, was hier eher missverständlich wäre. Ich halte es nur salomonisch mit Christian Morgenstern. Der meint, dass Patriotismus ein Gefühl ist, das zehn andere frisst…

Diese Kolumne erschien am 4.2.2021 in der Schweriner Volkszeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung, im Wedel-Schulauer, Schenefelder und Quickborner Tageblatt sowie u.a. in der Barmstedter Zeitung und den Elmshorner Nachrichten.

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