In Sachen deftig-würziger Gerichte bin ich ständig auf der Suche nach neuen Rezeptideen. Meine Rezeptsammlung nähert sich mit Riesenschritten der 16.000er Marke. Also bereits weit mehr als der Mount Everest an Höhenmetern zu bieten hat. Tendenz steigend. So habe ich dieser Tage auch ein Fleischgericht ausgegraben, das seinen Ursprung geografisch nur schlappe 10.000 Kilometer von MV aus hat. Also gleich hinter dem Himalaya bzw. noch 4.000 Kilometer weiter. Haben Sie diese Auto-Tagesreise von Schwerin aus gen Südostasien hinter sich, sind Sie in Indonesien: Einem Land, das fast ebenso viele Inseln hat wie an der Nord- und Ostseeküste zusammen. Also gut 17.500 an der Zahl.
Dort gehört Rendang zu den beliebtesten Gerichten. Das zeichnet sich durch scharf zubereitetes Rindfleisch aus. Aber auch Lamm, Huhn oder Ente kann verarbeitet werden. Ich habe für mein Rendang, das ich selbstbewusst als exotisches Gulasch bezeichne, den Restbestand meines Galloway-Fleisches verarbeitet. Das stammt nicht aus Sumatra, sondern aus Kuhstorf. Von Hagenow aus schweißtreibende fünf flache Kilometer mit dem Fahrrad. Dauert gut drei Stunden, inklusive Zwischenstopp beim Kneiper meines Vertrauens.
So, und nun ran an den Küchentisch: Schneiden Sie für vier Personen ein Kilo Fleisch Ihrer Wahl in mundgerechte Stücke. Da kann hier und da auch getrost ein Fitzelchen Fett dran sein. Dann stellen Sie sich ganz nach geschmacklichem Mut eine Gewürzpaste her. Dazu pürieren Sie, mengenmäßig müssen Sie sich intuitiv herantasten, rote Chilis, Schalotten, Knoblauch, Nelken, Galgant-Wurzel und Ingwer zu einer feinen Paste. Die Indonesier, habe ich mir von Einheimischen aus MV sagen lassen, verwenden dazu auch noch Nüsse wie Kemiri. Abgelehnt. Dafür lieber Kurkuma und Zitronengras. Die Möglichkeiten sind variantenreich. Und alles bekommt man auch in der gut sortierten Kaufhalle, die heute Supermarkt heißt.
Diese Paste kommt mit gut anderthalb Litern Kokosmilch in einen Topf und muss, gut vermischt, so lange köcheln bis aus der Milch Öl sichtbar ist. Dann muss das Fleisch ins Kokosbad und darf im Backofen bei etwa 120 Grad Umluft gut zwei Stunden garen, aber nicht zu weich werden. Danach wird es in einer Pfanne oder einem Wok mit etwas Soße angebraten, die nach und nach verdampft, so dass das Fleisch karamellisiert wird. Mit der Soße können Sie ganz nach Geschmack umgehen. Ich habe sie ziemlich dickflüssig-sämig gehalten. Denn Soße ist für mich ein Essen-Elixier. So schmeckt das gegarte und mit Wildreis kombinierte und aufgetischte Fleisch vorzüglich.
Ich wäre übrigens auch verwegen genug, um statt Reis etwa exotisch-pikant gefüllte Maultaschen oder Ravioli auf den Teller zu bringen. Als entschärfenden Kontrast zu dem feurigen Rendang-Gulasch habe ich einen sehr exotisch-pikanten Obstsalat mit Garnelen kreiert. Wie der geht, erfahren Sie wie immer in meiner virtuellen Rezeptothek. Auch dabei können Sie Ihrem kochenden Affen kräftig Zucker geben, ohne in die Südsee schippern zu müssen.
Diese Kolumne erschien am 22.7.2021 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihren Partnermedien, der Rheiderland Zeitung, den Ostfriesischen und den Grafschafter Nachrichten, sowie einiger Ausgaben des SH:Z Verlages in Schleswig-Holstein und des Beig-Verlages Pinneberg.