Der ambitionierte Hobbykoch und bekennende Feinschmecker Erich Richtsfeld aus Hückeswagen „anne Wupper“ meinte kürzlich auf Facebook, ich könne doch ob meiner Fähigkeit, Essen zu beschreiben und darüber zu philosophieren, kulinarischer Botschafter im Land Schlaraffia werden.
Vorangegangen war eine Diskussion über die von Boris Becker begehrte diplomatische Immunität. Ich habe geantwortet, dass Schlaraffia sicher nicht die Erfüllung meiner kulinarischen Träume ist. Denn gutes Essen fliegt einem nicht einfach ins Maul. Es bedarf schon Köchen, die davon etwas verstehen und Leidenschaft entwickeln, es handwerklich und kompositorisch gut auf den Teller zu bringen.
Ergo halte ich für mich den Ball flach und gehe es heute mal klitzeklein, aber nicht minder geschmackvoll an. Irgendwo soll ja Fußball-WM sein. Da liegt doch Knabbergebäck im Trend. Ich bitte Ihnen würzige Cracker an.
Für etwa 150 der Knusperdinger kommen etwa sechs Rosmarienzweige zum Einsatz. Davon wird ein Teelöffel gehackt, die restlichen Nadeln werden in Olivenöl eingelegt. Für den Teig wird 300 Gramm Mehl mit einem klitzekleinen Teelöffel Backpulver vermischt. Dem werden noch 250 Gramm weiche Butter, knapp 100 Gramm Crème double, 50 Gramm Speisestärke, 200 Gramm geriebener Bergkäse, ein Ei, gemahlener Pfeffer, Kreuzkümmel und Kurkuma hinzugefügt und mit einem Knethaken gut verarbeitet. Zum Schluss kommt der gehackte Rosmarin darunter.
Alles in eine Frischhaltefolie und gut eine Stunde kalt stellen. Der Teig wird danach auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche etwa drei Millimeter dick ausgerollt und dann die gewünschten Formen, etwa Rauten, ausgestochen. Die kommen auf das mit Backpapier ausgelegte Blech, werden mit den marinierten Rosmarinnadeln bestreut und gut angedrückt. Rein in den Backofen und bei Sichtkontakt etwa 12 Minuten backen. Danach abkühlen lassen. Der Rosmarin kann auch mit Thymian, Meersalz, Knoblauch, Schwarzkümmel oder Oregano ersetzt werden.
Und dazu kann man natürlich Dips aller Couleur bereitstellen. Die diesbezügliche Palette reicht von selbstgemachtem Tsatsiki über pikante Chili Soße, Kräuterquark, Guacamole mit viel Knoblauch bis hin zu einer Dill-Senfsoße. Koch Joachim Rummel kann sich auch vorstellen, kleine Räucherlachs- oder frische Matjeshäppchen auf den Tisch zu stellen. Weitere Dips wären gut pürierte Mischungen aus Ziegenkäse, Schmand, Zwiebel, Avocado und Zitronensaft oder Crème fraîche, Möhre und Knoblauch. Gut gefällt mir auch eine Crème aus Jogurt, Crème fraîche, Schinken und Gartenkräutern. Nichts ist unmöglich.
Wer fantechnisch noch einen drauflegen möchte, der zaubert bunte Kroketten, wie sie Koch Stefan Zeidler aus Plau kürzlich im NDR fabriziert hat. Dazu kombiniert man Kartoffeln verschiedener Farben, klebt die mit Eigelb zusammen, paniert sie und bäckt sie aus. Dann halbieren und fertig ist ein bunter Kartoffelnack. Mit etwas Fertigkeit bekommt man sogar die deutschen Nationalfarben hin. Dazu kann man scharfe mexikanische Soße reichen. Damit verbrennen sich die einen die Gusche, wie der Norddeutsche südlich von Grabow sagt, die anderen lachen sich ins Fäustchen. So ist das eben mit dem Genuss.
Diese Kolumne erschien am 20. Juni 2018 in der Schweriner Volkszeitung.