Geschmackssache: Max is(s)t rührig …

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Kaltschalen-Variationen

Meine ersten kochenden Versuche habe ich bereits als Schulkind absolviert. Wasser kochen konnte ich schon früh. Also habe ich mich mutig an flüssige Kost gewagt. Die Renner meiner kulinarischen Begierde waren diesbezüglich Kaltschalen. Die gab es seinerzeit Karo einfach in Tüten verpackt. Wasser in den Topf, kochen, Pulver rein, rühren, rühren, rühren … Dann in der Speisekammer abkühlen lassen, Kühlschränke waren seinerzeit noch haushaltstechnische Luxusgüter. Dann konnte die kalte Schale mit Erdbeer- oder Kirschgeschmack lustvoll geschlürft werden. Dazu original Hultsch-Zwieback, den es auch heute noch zu kaufen gibt. Das war ein Hochgenuss. Und meine Recherchen haben ergeben, dass man über das Internet sogar noch prä-wendige Kaltschalen-Tüten vom Stamm „Rotplombe“ erwerben kann. Das werde ich mir demnächst mal geschmacks-historisch gönnen.


Sie werden ahnen, es geht nochmal um Suppe. Die soll aber sommerlich-leicht ausfallen und viel geschmackliche Natürlichkeit bieten. Eine Variante aus dieser Sparte geht so: Entscheiden Sie sich für die Früchte Ihrer Wahl.

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Das können zu gleichen Anteilen Kirschen, Johannis- und Himbeeren sowie Aprikosen sein. Letztere werden enthäutet und in Spalten geschnitten. Außerdem schälen Sie von einer gut gewaschenen Zitrone die Schale spiralförmig ab. Bis auf die Himbeeren kochen Sie die Früchte mit einem Viertelliter Wasser und der doppelten Menge Kirschnektar sowie gut 100 Gramm Zucker auf. Rühren nicht vergessen.


Final kommt mang diese obstige Kombi noch in kaltem Wasser glatt gerührte Speisestärke. Die gibt’s immer noch in Gestalt von Maizena. Alles nochmals kurz aufkochen. Rühren, Sie wissen schon ... Zitrone raus, Himbeeren rein, auskühlen und nach Geschmack erkalten lassen. Diese Art von Kaltschale kann man mit Grießklößchen anreichern. Wie die „gehen“, erfahren Sie wie immer in meiner virtuellen Rezeptothek.


Nun wäre ich aber nicht Max, wenn ich nicht auch eine etwas pikant-deftigere fruchtbasierte Kaltschale in petto hätte. Dazu schälen und schneiden Sie eine Salatgurke in kleine Würfel und zwei Zwiebeln in dünne Scheiben. Beides dünsten Sie in Öl mit feingehacktem Dill und Zitronenabrieb etwa fünf Minuten. Es muss gerührt werden. Dazu kommt schließlich ein Dreiviertelliter Hühner- oder Gemüsebrühe. Alles mit Salz abschmecken und gut zehn Minuten köcheln lassen. Nun wird dem Ganzen noch das kleingewürfelte Fruchtfleisch von knapp einem Kilo Birnen untergejubelt und nochmal zehn Minuten geköchelt. Wie war gleich die Devise: Rühren …

Jetzt runter vom Herd, etwa 200 Gramm Frischkäse Ihrer Wahl unterheben, abkühlen lassen und püriert längere Zeit, gern über Nacht, durchkühlen. Vor dem Servieren schadet nochmaliges Abschmecken nicht. Garniert wird mit Gurkenscheiben und nach Gusto mit gemörsertem schwarzem Pfeffer. Als bissfeste Beilage würde ich mich auch trauen, mit dünnen Scheiben Chorizo zu kombinieren. Gerührt werden braucht nun nicht mehr übermäßig, nur gelöffelt. Dazu passt ein anregendes Getränk. Aber das muss ja nicht gerührt und/oder geschüttelt sein ... Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni zeigt ein Gericht von Jörg Lawerenz aus dem Restaurant "Ella" im Steigenberger  Hotel Am Kanzleramt in Berlin im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm im Juni 2023: Kabeljau | Miso | Spargel

Diese  Kolumne erschien am 7.6.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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