Wasserschlossweg 6 - 09123 Chemnitz
www.schlosshotel-klaffenbach.de
Ich muss sagen, ich war einigermaßen auf dieses Schlosshotel in Chemnitz gespannt. Ich kannte Chemnitz vor allem aus der Zeit als die Stadt noch Karl-Marx-Stadt hieß und im Volksmund auch "Ruß-Chamtz" genannt wurde. Was ich im Internet vorab recherchieren konnte, hat mir ziemlich gut gefallen. Ich kann es vorwegnehmen, auch angesichts eines eher trüben Dezembertages wurde meine Erwartungen mehr als positiv übertroffen.
Das inmitten herrlicher Natur gelegene weiße Renaissance-Wasserschloss wird von einem markanten Gebäudeensemble eines ehemaligen Rittergutes flankiert. Einst im Mittelalter erbaut, wurde der gesamte Gebäudekomplex in den letzten beiden Jahrzehnten aufwändig saniert und restauriert. Hier befinden sich neben zwei Atelierhäusern mit Silberschmiede, Kerzenladen, Porzellanstudio und Glasgalerie das Schlosshotel, das Gewölberestaurant, das Schlosscafe und die Gaststube Torwache. Und genau der Hotelkomplex mit seinen gastronomischen Einrichtungen war das Ziel meines Besuches.
Empfangen und herzlich begrüßt wurde ich im einladenden Empfangsbereich des Hotels von Direktor Ralf Langer, einem noch relativ jungen Mann aus der Region, dem man anmerkt, dass ihm seine Arbeit Freude bereitet. Fach- und sachkundig führte er mich durch die drei Etagen des Hotels und berichtete mir ebenso von der schwierigen und kostenintensiven Sanierung des Hauses wie von den Schäden im Rahmen des Hochwassers 2010.
Die Zimmer sind geschmackvoll und dezent eingerichtet, farblich in freundlich-hellen Pastelltönen gehalten und, wie es sich gehört, mit allen Annehmlichkeiten modernen Wohnens ausgestattet. Ob man in einem so romantischen Hotel allerdings Sky-Programme anschauen sollte, sei einmal dahingestellt. Wer es mag, der kann es, und das kostenfrei. Ein besonderes innenarchitektonisches Glanzlicht sind die stilvolle Suite "Anno 1700" und die Rokoko-Suite.
Die Namen lassen schon Rückschlüsse auf die Einrichtung zu. Einmal kann man zwischen bzw. in stilvoll bemalten Bauernmöbeln wohnen und schlafen, das andere Mal kann man den romantischen Rokoko-Stil mit weißen Schleiflackmöbeln aus England genießen. Für mich ist klar: Ich stehe auf die Bauernmöbel.
Alsdann führt mich Direktor Langer in das stilvolle Gewölberestaurant und stellt mir den Küchenchef Jens Herrmann vor. Das ist ein Mann, der in dieses Haus passt: Humorvoll, freundlich, aufgeweckt und nicht auf den Mund gefallen, den er mit seinem unverkennbar sächsisch-erzgebirgischen Akzent recht gescheit einzusetzen weiß. Vor allem ist der Endvierziger aber Koch mit Leib und Seele, der über die Region hinaus bekannt ist. Ralf Langer erklärt mir schmunzelnd, dass hier sogar Gäste anreisen, die eigens gekommen sind, um Herrmanns Küche zu genießen. Ralf Langer: "Eine bessere kulinarische Visitenkarte kann man sich gar nicht denken."
Nach seinem kulinarischen Anspruch gefragt, erklärt mir der Küchenchef: "Ich, respektive unsere Küche, stehe für hausgemachte, bodenständige sächsisch-erzgebirgische Küche, die eine gewisse Raffinesse nicht vermissen lässt. Man(n) hat schließlich seinen Beruf nicht umsonst gelernt." Ein Blick in die Speisenkarte verrät, wie recht er hat. Herrmann und seine Mannschaft zaubert aus den vielfältigsten regionalen Produkten trefflich zubereitete Vorspeisen, Suppen und Hauptgerichte.
Dazu gehören sächsischer Ziegenkäse mit Walnüssen in Strudelteig gebacken ebenso wie sächsisches Linsensüppchen mit magerem Speck und frischen Kräutern oder gekräutertes Jungschweinfilet auf Pilzragout und Kräuterspätzle. Herrmann, der Kräuterfan, wie er leibt und kocht. Nicht umsonst verehrt er schließlich Ingo Holland, der in der Branche als Kräuterpapst gehandelt wird. Ich kann nicht anders und koste sozusagen als zweites Frühstück ein Linsensüppchen: ein Gedicht für den Gaumen.
Jens Herrmann scheut sich aber auch nicht, schottisches Ochsenbäckchen, argentinisches Hochlandrind oder nordisches Fjord-Lachs-Filet auf den Tisch zu bringen. Und bereitet das alles auf seine eigene Weise zu, übersichtlich und mit dem Hang zur feinen geschmacklichen Raffinesse, die oft "nur" im Detail liegt. Wer gegrilltes Filet von der Poularde unter einer Parmesanhaube auf geschwenkten Kirschtomaten und mit gefüllten Ravioli anbietet, der muss sich, so einfach das Gericht anmutet, seines Geschmacks und seiner handwerklichen Fertigkeit schon sicher sein.
In einem aber bleibt Herrmann konsequent: Wild, Geflügel sowie Karpfen und Forellen stammen aus heimischen Gefilden. Da beweist er sich buchstäblich als Komponist kulinarischer Kreationen, lässt gegrillte Hirschmedaillons unter der Nusskrume auf glacierten Trauben servieren oder kombiniert zart geschmorte Gänsebrust mit karamellisierten Maronen.
Ebenso kulinarisch ideenreich sein Gutherrenmenü "Freiherr von Taube", bestehend aus einem Tomatensüppchen mit Rahm und gedämpftem Reis, eine Brasserie-Platte nach Art des Hauses oder eine Variation von Seefischen sowie einen Klaffenbacher Dessertteller als süße Überraschung aus der Küche. Nicht auszudenken, wenn ich hier einen ganzen Tag hätte verweilen können. Was nicht ist, kann ja noch werden.
Das Interview, das ich mit Jens Herrmann geführt habe, können Sie hier lesen...
Serviert wird das alles im Gewölberestaurant, oder dem stilvoll-eleganten Salon "von Taube", der an das Restaurant anschließt und über eine Terrasse mit Blick zum Golfplatz oder dem Reiterhof verfügt. Das Schlosscafe schließlich bietet sächsische Kuchen- und Kaffeespezialitäten. Hier wird unter anderem auch das Frühstück der Hotelgäste angerichtet.
Nicht schlecht gestaunt habe ich auch über die begehbare Vinothek des Hauses, in der Restaurantleiter Volker Dengler interessierten Gästen bei der Auswahl der Weine beratend zur Seite steht und auch Kostproben ausschenkt. Der Restaurantleiter erläutert: "Schwerpunkte setzen wir hier klar regional, also sächsische Weine, vorwiegend vom Weingut Prinz zur Lippe. Aber auch große internationale Weine fehlen nicht. Und es soll natürlich alles korrespondierend zu den angebotenen Menüs unseres Küchenchefs sein."
Urig-rustikal geht's dagegen in der Gaststube "Torwache" zu. Hier wird das aufgetischt, was man gutbürgerliche Küche nennt. Sauerbraten, Schweineschnitzel, Hirsch- oder Entenkeule, Klaffenbacher Bauernsülze oder Würzfleisch, da wird jeder satt und es mundet offenbar köstlich. Ein Gast machte sich jedenfalls genüsslich über die Bauernsülze her. Ich habe ihn beneidet, mir hat der Zahn getropft. Die "Torwache" dient übrigens auch als Bühne für kleinere Veranstaltungen wie Themenabend oder Kabarett. Dazu bietet, wie könnte es anders sein, die Küche des Hauses stets das passende Menü.
Und in der warmen Jahreszeit finden auf dem Innenhof des Schlossensembles zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Wenn Jan Josef Liefers & Band hier aufschlägt, ist das wohl kein Zufall. Der Mann hat schließlich Geschmack und weiß, wo es schön ist. Ganz zu schweigen davon, dass man im Schloss stilvoll den Weg ins Eheleben starten, oder sich auf dem nahe gelegenen Golfplatz aktiv erholen kann. Nicht zu vergessen die eingangs bereits genannte herrliche Natur, die man zu allen Jahreszeiten genießen und sich entspannen kann.
Ein Lied aus Ostpreußen, woher mein Vater stammte, spricht in einer Zeile von "...Verliebte zwei spazieren geh'n..." Daran musste ich schmunzelnd denken, als ich durch das parkähnliche Areal um das Schloss schlenderte. Leider nur mit der Kamera geschultert und die Schreibmappe, nicht aber die Liebste in bzw. an der Hand. Schöne Aussichten also für den nächsten Frühling für Verliebte aller Altersgruppen oder solche, die es noch oder wieder werden wollen.
Übrigens, zu guter Letzt: Ich beäuge Internet-Auftritte aller Couleur stets eher kritisch. Der des Schlosshotels gefällt mir sehr gut. Da hat man wahrlich alles auf einen Blick und findet sich schnell zurecht. Auch das ist eine gute Visitenkarte eines Hauses. Kleiner Scherz zum Schluss und damit ich aber doch etwas meckern kann: Auf der Startseite stehen mir unten zu viel "technische" Details. Das hätte man woanders "hineinpacken" können...