Den Anspruch, Lebensmittel möglichst restlos zu verwerten, habe ich mir stets bewahrt und inspiziere meinen Kühlschrank und meine Vorräte regelmäßig, um alles geschmackvoll zu verarbeiten. Da kommen des Öfteren auch Wurst und Gemüse „Schnippel di Schnappel“ unters Messer. Wurst wie Jagdwurst, Bier- oder Kochschinken, oftmals auch eine „nackige“ Bockwurst, werden in feine Streifen geschnitten. Das gilt auch für dünne, halbierte oder geviertelte Zwiebel- und Gurkenscheiben. Bei mir fehlt außerdem meist eine kleine, feingehackte Chilischote nicht. Alles rein in eine Schüssel und mit Salz, Pfeffer, Öl, etwas Essig und Zucker, wahlweise auch mit einem Teelöffel Senf und Senfkörnern sowie etwas geriebenem Meerrettich würzen, gut vermischen und durchziehen lassen.
Auf dem Teller kann der Salat noch mit dem einen oder anderen halben gekochten Ei und halbierten Radieschen garniert werden. Dazu reicht eine frische Semmel oder ein frisches Butterbrot. Wussten Sie, dass das ein Salat à la Kurt Drummer ist? Mir war das nicht bewusst, denn solche Dinge entwickle ich geschmacklich-kombinatorisch stets Freistil. Aber immerhin wissen Sie jetzt, dass in jedem von uns wohl ein kleiner Drummer schlummert. Schönes Wortspiel.

Natürlich geht Wurstsalat auch eine Nummer anspruchsvoller, aber nicht viel komplizierter. So habe ich mir kürzlich eine Art Fenchelcarpaccio zubereitet. Dafür schneiden Sie aus dem halbierten Gemüse den Strunk heraus und hobeln es sehr dünn mit einem Gemüsehobel. Ich bin pfiffig und benutze dafür stets meine Brotschneidemaschine. Das schont unter Umständen auch die Fingerkuppen. Das Fenchelgrün heben Sie bitte für später auf. Verteilen Sie nun die Fenchelscheiben auf dem Teller. Darauf finden auch noch sehr dünn geschnittene Zwiebelringe Platz.
Der geschmackliche Clou vom Ganzen sind von der weißen Innenhaut befreite und in kleine Würfel geschnittene Orangen. Den dabei austretenden Saft heben Sie tunlichst auf und vermischen ihn mit Öl, Salz, Pfeffer und etwas Honig. Mengenmäßig gilt das Geschmacksempfinden des eigenen Gaumens. Diese Mische kommt nun über das Gemüsecarpaccio und wird mit dem Fenchelgrün bekrönt. Das allein schmeckt schon mit einem frischen Baguette gar köstlich. Von Kurt Drummer ist diese Komposition aber garantiert nicht. Außerdem, das werden Sie bemerkt haben, fehlt die Wurstkomponente.
Die ist aber weniger Resteverwertung, sondern bewusste geschmackliche Bereicherung. Aber wie das Küchenleben manchmal so spielt: Ich hatte noch Reste von Salsiccia und Chorizo im Schrank. Die habe ich sehr dünn aufgeschnitten und wirklich nur ein, zwei Minuten in Olivenöl leicht erwärmt, nicht etwa gebraten. Damit wird der Teller zusätzlich deftig-würzig garniert. Es darf genossen werden. Wenn Sie die ausländischen Würste nicht zur Hand haben, passt dazu eine aufgeschnittene Knack- oder Bratwurst aus deutschen Landen. Lassen Sie sich einfach etwas einfallen. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat November zeigt ein Gericht aus dem Menü im Restaurant "Küche im Keller" in Gera: Kartoffelroulade | Rote-Bete | Trüffelcreme | Schnittlauchöl
Diese Kolumne erschien am 15.11.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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