Geschmackssache: Max is(s)t ironisch …

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Currywurst im nordöstlichen Stil

Jeder Mensch kann kochen. Meint Ex-Fernsehköchin Sarah Wiener, die heute in der politischen EU-Küche mitkocht. Ganz Unrecht hat sie ja nicht. Es sei denn, man kann das, was auf den Tisch kommt, auch essen. So viel zum Thema Ironie. Letzten Sonntag war in Hagenow Bürgermeister-Wahl. Da hat mir der alte und neue Rathaus-Chef verraten, dass er meine Kolumnen regelmäßig liest und sogar manches nachkocht. Was mitunter fehlschlägt und eine Fertigpizza als Ersatz nötig macht. Grund genug, ihm zu helfen, seine Kochlust zu entwickeln.


Sekundiert hat mir dabei Heinz Imhof aus Berlin. Der frühere Sternekoch, Hoteldirektor und Weltenbummler hat schließlich die Losung aufgestellt: „Jeder hat das Recht auf eine eigene Currywurst.“ Und wo er recht hat, hat er recht und seine internationalen Wurst-Gelüste in einem tollen Buch zusammengestellt. Die bibliografischen Angaben dazu entnehmen Sie meiner virtuellen Rezeptothek. Googeln hilft auch. Geht mit den richtigen Suchworten ganz leicht.


Damit er seine These beweisen kann, habe ihn wegen einer norddeutschen Variante angehauen. Er entwickelte mir spontan einige „Nordische Kombinationen“. Die sind zwar ein bisschen verrückt, meint er. Aber so seien wohl alle seine Currywurst-Rezepte.

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Exklusiv geeinigt haben wir uns auf eine „Gelbe Currysoße mit Matjes, Apfel und roter Zwiebel“. Dafür müssen Sie für vier Personen zwei stattliche Matjesfilets eine Stunde wässern, abtropfen lassen und in fingerdicke Streifen schneiden. Dann wird ein Apfel geschält, geviertelt und entkernt quer in etwa fünf Millimeter dicke Stücke geschnitten. Das gleiche Schicksal ereilt eine rote Zwiebel. Die wird allerdings nur in zwei Millimeter dicke Scheiben geschnitten. Keine Bange, es kommt niemand, der das mit der kulinarischen Schieblehre misst.


Die Zwiebeln werden nun in einem Esslöffel Olivenöl angeschwitzt und der Masse ca. zehn Gramm gelbe Currypaste aus der Tube, alternativ auch eine Mische aus Ketchup und Currypulver, beigefügt. Alles mit einem kleinen Korn ablöschen, 200 Milliliter Kondensmilch dazugeben, gut verrühren und drei Minuten köcheln lassen. Dann können die Apfelscheiben den Sprung in die Soße wagen. Alles noch einmal kurz aufkochen lassen und einen Esslöffel Honig unterrühren. Wegen dem Köm frage ich den Schöpfer dieser kulinarischen Weltneuheit mal, ob auch ein „Mann un Fru“ denkbar ist.


Final kommen noch die trocken getupften Matjesfilets in die warme Soße. Angerichtet werden die vier in Olivenöl gebratenen und mundgerecht aufgeschnittenen Rindswürste, ich verwende die Ludwigsluster Currywürste in Eigenhaut, mit der pikanten Soße. Garniert wird mit Dill. Der ist zwar nicht so mein Ding, aber um originär zu bleiben, folge ich der Empfehlung des Meisters. Dazu lasse ich mir ein frisches Kartoffelbrötchen schmecken. Und um den Bogen zur Ironie zu schließen: Die Verklappung einer danebengegangenen Zubereitung eröffnet in jeder Beziehung neue Erkenntnisse für die nächste Soße. Mahlzeit.


Das Buch "Berlins Multi-Kulti-Currywurst" von Heinz Imhof (1. Auflage 2022 - 120 reich bebilderte Seiten) kann man über diesen Link bestellen ... Eine ausführliche Rezension des Buches gibt es demnächst auf diesem Portal.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Mai zeigt einen Klassiker der erzgebirgischen Küche, die "Scharfe Sache": Kalter Schweinebraten auf Graubrot, mit Senf, Meerrettich und pikanter Gurke. Diese deftige Speise habe ich in der "Sportgaststätte Leukersdorf" genossen. Das Ganze gibt es auch als "Warmes Eckchen" auf geröstetem Weißbrot und Bratensoße.

Diese  Kolumne erschien am 13.5.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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