

Kürzlich hat mir meine Nachbarin (etagenmäßig gesehen) unter mir eine pikante Creme aus Schmand und Frischkäse mit Datteln zum Naschen gebracht. Die hat sehr gut gemundet und wir waren recht schnell im geschmacklich-kombinatorischen Erfahrungsaustausch. Deshalb bin ich auch auf die Idee gekommen, wieder einmal mit Feigen, aber ganz gewiss nicht feige zu kochen. Dabei habe ich mich an meinen Vater erinnert, der die Dinger gern verputzt hat. Aber nun musste ich mir an die Dattel klopfen, denn meines Vaters Feigen waren Datteln. Die habe ich auch in Westpaketen mutig-permanent ignoriert. Also bleibe ich dabei und biete Ihnen heute Feigen an.
Eine pikante Vorspeise könnte ein moderner Armer Ritter sein. Dafür karamellisieren Sie zunächst Zucker hellbraun, den Sie mit Rotwein ablöschen sowie eine Zimtstange und Sternanis dazugeben. Das Ganze wird ein paar Minuten sirupartig eingekocht. Nun geben Sie gewaschene, abgetrocknete, in Achtel geschnittene Feigenspalten dazu. Runter vom Herd mit dem Topf, Zimtstange und Sternanis entfernen.
Jetzt verquirlen Sie Eier und heben Sahne und fein geriebenen Hartkäse Ihrer Wahl unter. Gewürzt wird mit Salz und Cayennepfeffer, gern auch mit Chili-Flocken. In dieser Mische wenden Sie nun Weißbrot- oder Ciabatta-Scheiben und braten sie mit Thymianzweigen in Olivenöl beiderseits goldbraun. Auf Küchenpapier abgetropft wird das Brot mit den Feigen angerichtet und serviert. Ich habe es mit etwas dickeren Bauernbrotscheiben probiert. Köstlich. Nun sagen Sie bloß nicht, dass die armen Journalisten feige wären ...
Weitere ähnliche Vor- und Hauptspeisen mit Feigen entnehmen Sie meiner virtuellen Rezeptothek. Damit können Sie bei drohendem Besuch Eindruck schinden. Am kommenden Samstag werde ich mich an eine so gar nicht feige Kombination mit gebratenem Lauch und Feta machen. Nachahmen lohnt sich … Als Hauptgericht kann ich mir auch eine mit einer Feigenfülle und einem Rohkostsalat kombinierte Geflügelbrust vorstellen. Da ich aber ein Faible für deftige Speisen habe, mache ich mich erst einmal wenig feige an eine Art Lammragout, das ich mit Feigen kombiniere. Dafür brate ich Zwiebeln in Öl goldbraun an und verbanne sie zunächst in eine Schüssel. In die noch warme Kasserolle kommen nun leicht mehlierte Lammfleischstücke, die einige Minuten ebenfalls in Öl braten und sich dann zu den Zwiebeln gesellen müssen.
In den Topf kommen jetzt Tomatenmark und Piment. Abgelöscht und kurz eingekocht wird mit Rotwein. Dazu kommen eingeweichte, getrocknete Feigen oder frisches Fruchtfleisch, Hühnerbrühe und das Zwiebelfleisch. Diese deftige Kombi hat nun mit ein, zwei Lorbeerblättern gut 90 Minuten Zeit, bei etwa 170 Grad zu schmoren. Was Sie dazu reichen und wie mutig Sie das Lamm würzen, bleibt Ihnen überlassen. Goethe sagte mal: Der Feige droht nur, wo er sicher ist. Aber Sie wissen ja, ich empfehle nur mutig und werde mich an frisches Fladenbrot halten. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat September zeigt ein Gericht aus dem "Menü vom Edelmann" im kleinen französischen Restaurant "Petit Frank" in Dresden: Filet vom Zander | Hokkaidobett | Apfelstrudel mit Thymian | Schaum vom Pouilly Fumé
Diese Kolumne erschien am 20.9.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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