Geschmackssache: Max is(s)t bombig …

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Gefülltes Gemüse

Wenn ich an geschmacklich-gemüsige Kombinationen denke, fällt mir immer der Kalauer von den „Kartoffeln mit Kohl, oder Kohl mit Kartoffeln, oder beides gemischt …“ aus einer filmischen Operettenklamotte älterer Prägung ein. Aus eben der Zeit der Verfilmung dürfte eine Broschüre aus dem Jahr 1937 stammen, die den Titel „Schul-Kochbuch“ trägt und von einem heute noch bekannten Nahrungsmittelunternehmen verlegt wurde. Gefunden von einem Freund, der Altpapier sammelt, aber bei genussreichen Fundstücken an mich denkt. Stellen Sie sich mal vor: Da war schon von vegetarischer Kost die Rede. Unglaublich. Kleiner Scherz am Anfang.


Meine Aufmerksamkeit haben dort intuitiv facettenreiche Geschmacksbomben erregt. Neben gefüllten Kartoffeln, Tomaten oder Gurken, deren individuelle Zubereitung ich Ihnen in meiner virtuellen Rezeptothek erläutere, haben es mir vor allem Kohlrabis angetan. Die Dinger schnurpse ich auch roh ganz gern. Für eine bombig-gefüllte Variation nehmen Sie das Gemüse am besten im XXL-Format, schälen es sorgfältig, schneiden oben eine Scheibe ab und höhlen das Innere vorsichtig aus.

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Nun kommt die Füllung Ihrer Wahl in den leeren Kohlrabi-Bauch, dann der Deckel wieder drauf und mit Zahnstochern fixiert. Die Knollen, je nach Anzahl der Esser oder dem Hunger, stellen Sie nun in einen flachen Topf auf dünne Speck- oder Schinkenstreifen und bräunen sie leicht an. Je nach Bedarf geben Sie etwas Wasser, ich nehme Gemüsebrühe, hinzu und schmoren die Kohlrabis gar. Angerichtet werden sie mit einer aus dem pürierten Fleisch der Knollen zubereiten Soße, die mit Mehl und Milch oder Sahne gebunden und mit etwas Salz gewürzt wird. Dazu schmeckt ein Baguette recht passabel.


Für die pikante Füllung der Gemüsegranaten können Sie sich allerhand geschmacklichen Zündstoff einfallen lassen. Dazu zählen Hackfleischmischungen mit Zwiebel, Ei und Semmel ebenso wie die klein geschnittenen oder gewolften Reste von Braten, Wild oder Geflügel. Und natürlich sind auch gut gewürzte Pilze, Semmelwürfel mit Zwiebel und Kräutern oder Reis mit Butter und Curry sehr delikate Füllungen. Wer es lieber fleischig mag, kann auch ein Ragout in den Kohlrabi füllen und final mit etwas geriebenem Käse überbacken. Ähnlich dem Kohlrabi kann man auch einen Sellerie zubereiten. Soll Fleisch eher getrennt aufgetischt werden, passt natürlich auch ein feines, kleines Steak.


Für mich ein ganz besonderes entlüftend-geschmackliches Schmankerl ist außerdem eine große gefüllte Zwiebel. Die habe ich mit gut gewürzten, klein geschnittenen Rehfleisch-Resten aufmunitioniert. Die Knollen kommen dann in eine Mischung aus in Butter gebräuntem Zucker sowie Brühe. Sind die Zwiebeln gegart, schmeckt man die Soße mit Salz und Zitronensaft ab und macht sie mit etwas Speisestärke sämig. Wer möchte, kann der Soße ein, zwei Esslöffel Madeira unterjubeln und sich sozusagen als Zündschnur für den bombigen Geschmack auch einen „wönzigen Schlock“ von dem süß-geistigen Gesöff gönnen.


Das Kolumnen-Titelfoto (Quelle: Lokalfinder - Thüringen kulinarisch erleben) für den Monat Januar 2022 stammt von Marco Brauch aus der "Küche im Keller" in Gera: Wintertrüffel auf pochiertem Ei und Rahmspinat.

Diese Kolumne erschien am 27.1.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung (außer: Prignitzer), den Norddeutschen Neuesten Nachrichten sowie der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihren Partnermedien.

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