Geschmackssache: Max is(s)t abgekühlt …

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Eis selbst herstellen ...

Zu den süßen Erinnerungen an meine Kindheit zählt Eis. Das war sozusagen die saisonübergreifende Abkühlung für alle Fälle. War ja auch finanziell keine große Hürde. Für fünfzig Pfennig bekam ich beim Bäcker um die Ecke eine gehörige Portion in die Waffel und konnte mir damit das Hemd bekleckern. Für eine vergleichbare Menge müssen Eltern mit mehreren Kindern heute einen Kleinkredit aufnehmen. Und in der Milchbar in der Stadt gab es jede Menge Köstlichkeiten und damit die Möglichkeit, (m)eine Flamme zu beeindrucken. Pfirsich Melba war oft der Renner meiner eistechnischen und verführerischen Begierde.


Heute gleiche ich mein kühlendes Defizit meist anders, flüssig, aus. Aber manchmal überkommt es mich doch. So habe ich kürzlich meine riesige Rezeptothek nach eisigen Ideen befragt und wurde suchtechnisch ganz schön auf’s Eis geführt. Denn es drängten sich mir auch Reis, Fleisch, Waldmeister, Speisen aller Art, Paradeiser (also Tomaten) und Preiselbeeren auf. Schiete, sprach Fiete …

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Trotzdem wurde ich reichlich fündig. Und habe beschlossen, mich mal als Eismann zu betätigen. Karo einfach, ohne Eismaschine, aber mit geschmacklich-kombinatorischer Vielfalt. Für eine Eiscreme sind wenig Zutaten vonnöten. Dazu gehören Milch und/oder Sahne, alternativ Crème fraîche, Kefir, oder Sojamilch. Für die cremige Konsistenz sorgen Eier.


Eine ordentliche Portion Eis stellen Sie schon aus je einem Viertelliter Milch und Sahne her, die Sie mit Zucker oder Honig erhitzen, aber nicht aufkochen. Sodann schlagen Sie drei bis vier Eigelbe in einer Schüssel auf und rühren die Milch-Sahne-Mische vorsichtig unter. Diese Masse wird unter ständigem Rühren erneut erhitzt, bis sie sämig ist. Abkühlen lassen, in eine vorgekühlte Schüssel füllen, ins Gefrierfach stellen und nach einer Stunde alle 20 Minuten umrühren, bis nach vier Stunden das Eis servierfertig ist.


Dem Ganzen kann man natürlich auch den Geschmack seiner Wahl unterjubeln. Dazu gehören pürierte Früchte aller Art, Schokoraspel, gehackte Nüsse und alles, was der individuelle Geschmack begehrt. Ich werde ganz sicher auch eine eisige Variation mit Kräutern kreieren. Das ist ein trefflich korrespondierendes Dessert zu einem (nicht nur) sommerlichen Mittag- oder Abendessen. Ich bin nämlich kein Freund des abrupten geschmacklichen Umstiegs von deftig auf süß.


Ganz schnell gehen auch die beliebten Eis am Stiel oder ein abkühlendes Sorbet. Für Letzteres kocht man in der einfachen Variante nur Frucht, Zucker und Wasser, püriert die Masse und verbannt sie eine Nacht in das Gefrierfach. In das kinderleicht zuzubereitende Eis am Stiel können Sie für Erwachsene sogar Longdrinks, Sekt oder Hopfenblütenflüssgkeit, man kann auch Bier dazu sagen, einarbeiten. Und natürlich passt ein Eis Marke Eigenbau auch vorzüglich zu/auf Früchten aller Art, wie Sie aus den Anregungen in meiner Rezeptothek erfahren können. Sie merken schon, das ist eine abkühlende Tätigkeit mit 1001 Variante. In diesem Sinne: Kühlen Sie sich genussvoll ab. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni zeigt ein Gericht von Jörg Lawerenz aus dem Restaurant "Ella" im Steigenberger  Hotel Am Kanzleramt in Berlin im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm im Juni 2023: Kabeljau | Miso | Spargel

Diese  Kolumne erschien am 28.6.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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