Keltenweg 1 - 71139 Ehningen
www.landhausfeckl.de
Zugegeben, die Anreise aus Mecklenburg über den Thüringer Wald war einigermaßen lang, aber durch die wechselnde Kulisse der Natur durchaus nicht ermüdend. Allein in dieser Hinsicht hat sich die Fahrt nach Ehningen, unweit von Böblingen gelegen, bereits gelohnt. Mein Ziel war das Landhaus Feckl, einer ziemlich angesagten Adresse in Sachen Gastfreundschaft und anspruchsvolle Kulinarik in der Region um die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart.
Den Patron des Hauses, Küchenchef Franz Feckl, hatte ich bereits 2009 bei der Fußballmannschaft der Spitzenköche und Restaurateure kennen- und schätzengelernt. Kein Wunder also, dass ich ihn endlich auch einmal in seinem "Reich" besuchen wollte. Das hat zwar etwas länger gedauert. Aber, wie sagt man so schön: Was lange währt, wird gut. Und das ausgerechnet im 13. Jahr des Bestehens seines Hauses am Rande des Naturparks Schönbuch. Jetzt schlägt's 13: Das Jubiläum war Manuela und Franz Feckl eine Feier mit Stammgästen, Freunden und Geschäftspartnern wert, an der ich teilnehmen durfte. Mehr noch, für Franz Feckl standen außerdem der 27. Michelin-Stern in Folge und 17 Punkte im Gault Millau ins Haus. Respekt, Maitre.
Begrüßt wurde ich aber bei meiner Ankunft von Feckls Frau Manuela, die mich sofort erkannte und mit Namen ansprach. Vielleicht hat sie mich ja schon einmal bei den Fußballköchen gesehen, oder sich über's Internet schlau gemacht. Eine solche Aufmerksamkeit schmeichelt einem dann aber schon...
Manuela Feckl erwies sich von Anfang an im besten Sinne des Wortes als Erste Dame des Hauses: unaufdringlich freundlich, mit einem offenen Blick, dezent und elegant gekleidet, umsichtig und außerordentlich kompetent in Ihrem "Revier", dem Service des Landhauses Feckl. Wenig später beim Mittagessen konnte ich auch ihr weibliches Kontrastprogramm, Claudia Münchinger, erleben. Sie ist sozusagen die rechte Hand ihrer Chefin, sehr eloquent, spontan herzlich, charmant und mit einer gehörigen Portion Humor gesegnet.
Dem stehen die restlichen Service-Damen in nichts nach. Eine schöner als die andere, sehr umsichtig, immer einen freundlichen Spruch auf den Lippen, nie aber vorlaut. Dafür mit exzellenter Service-Kompetenz ausgestattet. Was auf die Philosophie des Hauses ein bezeichnendes Licht wirft. Ich werde Franz Feckl bei Gelegenheit einmal fragen, wer für die Auswahl dieses liebreizenden Teams federführend gewesen ist. Die Antwort ahne ich, bin mir aber auch sicher, er wird es mit seinem bekannten Lächeln kommentieren.
Das Landhaus selbst ist, wie die eingangs genannte Zahl 13 verrät, ein Neubau. Dieser macht nach außen einen eher schlichten, unscheinbaren Eindruck. Umso mehr überzeugt das Innenleben bereits auf den ersten Blick. Vorherrschendes Einrichtungselement ist Holz in angenehmer, nicht zu dunkler Verarbeitung, auf alt getrimmt und sogar mit den dafür obligatorischen Spuren der Holzwürmer versehen. Das schafft Atmosphäre.
Die farblichen Grundtöne der Einrichtung sind in einem dezenten Weinrot gehalten, das nicht aufdringlich wirkt und den gastronomischen Anspruch des Hauses unterstreicht. Ergänzt wird alles durch äußerst geschmackvolle und dekorative Accessoires, sparsam und wirkungsvoll eingesetzte Gemälde sowie passender Lampen und Leuchten. Hier beweist Manuela Feckl den unbestechlichen Sinn für das schöne Detail. Und sie erfüllt dabei nicht nur meine Ansprüche an ein Vier-Sterne-Landhaus. Darin drückt sich eben auch der Unterschied zu einem einfachen Landgasthof aus. Wobei ich nicht gegen Landgasthöfe an sich argumentieren will.
Das anspruchsvolle ländlich-rustikale Ambiente setzt sich auch in den Zimmer des Landhauses fort. Auch hier beherrscht Holz das Terrain. Kombiniert mit den Annehmlichkeiten modernen Wohnens, versteht sich. Dazu gehören ein Schreibtisch ebenso wie Telefon, Internet und Flachbildfernseher. Zweckmäßigkeit steht offensichtlich im Vordergrund, gepaart mit einer gewissen Gemütlichkeit, was keinesfalls Langeweile bedeutet. Dem stehen auch die sanitären Räume in nichts nach. Alles an seinem, ausreichenden, Platz, und auf das Zweckmäßige beschränkt, ohne auch hier Eleganz vermissen zu lassen.
Schlafen kann man übrigens auch im nicht weit entfernt gelegenen "Feckls Apart Hotel". Dort sind die Appartements ebenso stilvoll, jedoch moderner und trotz oder wegen der durchweg hellen, lichtdurchfluteten Räume in eher dunklen Holztönen gestaltet. Auch hier lässt moderner Wohnkomfort keine Wünsche übrig und man kann sich sehr wohlfühlen. Zum Essen allerdings muss man sich trotz Feckl's Kochschule im Erdgeschoss schon ins nahe Landhaus bemühen.
Damit habe ich auch die Kurve in Franz Feckls Reich bekommen. Was der mit seiner kulinarischen Kreativität so alles auf den Tisch des Hauses zaubert, hat mich mehr als begeistert. Dabei kokettiert Feckl noch nicht einmal mit seinem langjährigen Sternesegen. Aber er ist darüber auch sichtlich stolz und schwört auf die Küchenmannschaft, die ihm diesen Erfolg erst möglich macht. Was Franz Feckl über seine Kochphilosophie verrät, kann man im Interview nachlesen, das ich mit ihm geführt habe...
Die Speisenkarte verrät es unschwer: Feckl setzt mit seiner Küche stark auf bodenständige, regionale Akzente, die er auf höchstem Niveau mit mediterranen und auch französischen Nuancen kombiniert. Da gibt es Hummersalat a la Chef ebenso wie eine Sinfonie von Edelfischen, krosse Bauernente oder den bekannten Zwiebelrostbraten mit den legendären schwäbischen Maultaschen.
Abseits letzterer bietet Franz Feckl eine verführerische Vielfalt von fantasievollen Gerichten und aufwändigen Menüs. Auf seiner Menü-Karte stehen immerhin fünf an der Zahl. Ich hätte die große Qual der Wahl, mich für eines zu entscheiden und würde ihn wahrscheinlich fragen, ob man auch kombinieren kann. Ich wette, er würde nicht nein sagen.
Das Menü meiner Wahl, aber nur mit meiner Frau an meiner Seite, wäre dann: Feines Kalb mit Sauce Gribiche und Kräutersalat / Kartoffel-Trüffel-Tortellini mit Pinienkernen und Rahmspinat / Loup de Mer auf Paprika-Inger-Chutney / Feines Lamm in Rosmarin-Jus mit mediterranen Gemüsetörtchen sowie eine Variation von der Valrhona Schokolade. Allein der Gedanke daran, lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Preislich geht es hier übrigens erstaunlich moderat zu.
Auch das aufwändigste Sechs-Gang-Menü kostet noch unter 100 Euro. Da kenne ich aus Berlin, Hamburg, München und anderswo viel gepfeffertere Preise.
Ich habe mich zum Mittagessen für eine Variante des Tagesmenüs mit einem Feinschmeckersalat, Rehgeschnetzeltem und einem wundervollen Dessert entschieden. Bereits der Salat war ein Augen- und Gaumenschmaus, für den der Küchenchef überraschende kulinarische Vielfalt aufgeboten hat. Dazu gehörten neben dem Salat Thunfisch-Tatar, Guacamole (Avocado-Dip), Perlhuhn-Leber, Tempura-Zander, Hummer-Ravioli und Kürbismousse. Für den kleinen Hunger ist das genau das richtige, delikate Hauptgericht.
Wer damit, wie ich, nicht genug hat, dem wird das Rehmedaillon mit einem Brezen-Knödel-Soufflé außerordentlich gut munden. Für mich war das übrigens weniger das klassische Geschnetzelte, sondern mehr kleine Reh-Medaillons. Das sehr reichhaltige Fleisch war auf den Punkt gegart und innen noch zart rosa, ganz, wie ich es mag. Dazu eine würzige Wacholderrahmsauce und Selleriepüree, die das Gericht geschmacklich wohltuend abrunden.
Das Dessert bestand aus einer Himbeerschnitte, Passionsfrucht-Parfait, Vanille Crème Brûlée und Früchten. Ich bin kulinarisch, und auch sonst, nicht so der süße Typ, das jedenfalls habe auch ich nicht auf dem Teller gelassen. Fazit: wunderbares Menü. Grund genug, auf's Zimmer abzutauchen und Siesta zu halten. Daraus wurde nichts, Franz Feckl bat zum Interview...
Danach war zwar noch Zeit für etwas Entspannung, bevor Manuela und Franz Feckl zur Jubiläumsparty einluden und schon wieder bewundernswert taufrisch "auf der Matte" standen und ihre Gäste liebenswürdig mit Champagner, Wein und Austern a la Rockefeller, mit Gemüseschaum und in einem Bett von Gemüse und Schinkenspeck, begrüßten. So ganz nebenbei gab es natürlich (nein, nicht das übliche) Fingerfood vom Feinsten: Asia-Pizza mit Thunfisch, Beef-Tatar mit Pumpernickel und Wachtel-Spiegelei, ein Frühnest mit Steinpilzcreme, Mousse mit Quitte, Mango-Chili-Salat und anderes mehr.
Ich hatte zwar mit meiner Kamera alle Hände voll zu tun, konnte aber angesichts der Köstlichkeiten nicht anders, als dieselbe auch einmal wegzulegen. Was dann in allen Räumen auf prächtig, aber dezent dekorierten Tischen serviert wurde, war ein kulinarisches Potpourri Feckl'scher Kochkunst und eine exzellente Visitenkarte für die Gastfreundschaft im Landhaus. Mit ihren Gastköchen Anton Schmaus und Andreas Sondej hatten Franz Feckl ein wahrhaft kulinarisches Feuerwerk gezaubert. Es gab unter anderem Wachtelbrust und -keule mit Kürbisvariationen, Roastbeef-Röllchen mit lila Senfeis, Salat von kandiertem Herbstgemüse mit Wachtelsolei, Saibling mit geröstetem Kohlbrot, oder Wolfsbarsch "Rôti" mit Beete Sesam, grünem Apfel und Blaukraut. Letzteres wurde von Gastkoch Anton Schmaus kreierte, der auch den herzhaften Schweinebauch "Pork Bun" zubereitete.
Ganz bodenständig, aber exzellent zubereitet bot Feckl Ente, kleines Wiener Schnitzel mit schwäbischem Kartoffelsalat, Rostbraten mit Maultäschchen, geschmorte Rinderbäckchen auf Linsen (für mich eines der Highlights des Abends) sowie Rehsteak mit Maronenpüree an. Viel Anklang fand auch der Mini-Burger mit Schweinebauch, Kimchi, Röstzwiebeln und grüner Mango. Gut, auf den Burger an sich hätte ich verzichten können. Aber allein die Idee ist schon faszinierend und das Innenleben geschmacklich perfekt kombiniert. Sein Kollege Andreas Sondrej trug mit einem Salat von kandiertem Herbstgemüse mit Wachtelsolei, Meerrettichschnee und Wildkräutersammlung sowie dem feinem Würzbachtaler Saibling mit geröstetem Kohlbrot, Dill, Gurke, Apfel und Sauerrahm vom Ulmenhof zum Gelingen des Menüreigens bei.
Im Anschluss an die kulinarische Gala wurde in der Küche weiter gerockt. Das war ein Erlebnis für mich. Ich habe zwar schon einige ähnliche Küchenpartys miterlebt. Das war aber ein Glanzpunkt. Hier rockte der "kulinarische Feckl" mit allen Sinnen, bot hausgemachte Nudeln mit weißen Trüffeln, weitere Verführungen wie Saure Zipfel oder deftige Mini-Curry-Wurst, von Sohn Florian zubereitete Crepes mit Orangen sowie (fast hätte ich das Unwort "lecker" gebraucht) Süßes in vielen Variationen.
Nicht zu vergessen die mitreißende Musik der Band "Happy Six", die wahrlich auf Tisch und Stühlen rockten. Geile Nummer, würde (nicht nur) die heutige Jugend sagen.
Gut zu wissen übrigens, dass der Nachwuchs im Hause offensichtlich gesichert scheint. Sohn Florian hat gerade die Kochausbildung abgeschlossen und den begehrten Franz-Keller-Preis als bester Nachwuchskoch erhalten. Der Vater war jedenfalls stolz wie Bolle, dass er den Gästen diese gute Nachricht überbringen konnte. Einziger Wermutstropfen: Der Filius geht jetzt erst mal für ein Jahr nach Neuseeland. Und kommt sicher mit wertvollen Erfahrungen zurück.
Auch Tochter Marie-Therese ist sozusagen als Studierende des Hotel- und Gaststättenwesens in die Fußstapfen der Mutter getreten und bediente die Gäste mit Liebreiz und Charme. Und Julian, der jüngste Spross der Feckls, findet sich zwar noch in der beruflichen Ideenfindung, bewies aber viel Engagement und Geschick bei der Bewirtung der Gäste. Sehr sympathisch für mich auch der Besuch von Ralf J. Kutzner, Feckls bestem Freund, wie Franz mir verriet. Beide haben schon in Castrop Rauxel als Küchen- und Souschef (Kutzner) miteinander harmoniert. Kein Wunder also, dass der Freund eine sehr persönliche Laudatio auf Franz Feckl und seine Familie hielt. Kutzner, der langjährig auch als Sternekoch in Dresden arbeitete, leitet nun dort die renommierte Bülow-Residenz und das Bülow-Palais im Herzen von Elb-Florenz. So lernt man Leute auch von einer ganz anderen Seite kennen. Ich war und bin beeindruckt.
Kurz und gut: Wer herzliche Gastlichkeit auf hohem Niveau kennenlernen und genießen will, wer perfekten kulinarischen Genuss erleben und viele Ausflugsmöglichkeiten in herrlicher Natur entdecken möchte, der ist im Landhaus Feckl genau richtig. Hier ist der Gast im besten Sinne des Wortes König. Mehr noch, er wird nicht wie ein König, sondern wie ein Freund behandelt. Und genau das geht mir über königliche Ehren.
Zusatz: Gut essen kann man übrigens auch im "Feckl's am Golfplatz", dem Restaurant im Golfclub Domäne Niederreutin in Bondorf. Und wer sich selbst einmal als Koch ausprobieren möchte, dem sei ein Kochkurs in Feckl's Apart sehr empfohlen, den der Maestro und sein Küchenchef regelmäßig anbieten.
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Spitzengastronomie