Schlossberg 1 - 55442 Stromberg
www.lafer.de
Auf meinen Fahrten quer durch Deutschland bin ich gelegentlich auch die A 61 in Richtung Bingen, Bingen, Bad Kreuznach und Mainz gedüst. Und war stets beeindruckt von der herrlichen Natur links und rechts dieser Autobahn. Bis vor kurzem war mir aber noch nicht bewusst, dass die Abfahrt Stromberg einen markanten kulinarischen Bezug hat. Und erst recht nicht viel gewusst habe ich über die Stromburg, die eng mit dem Namen der Stadt verbunden ist.
Dass allerdings Johann Lafer auf der Burg hoch über der kleinen Stadt im Hunsrück sein gastgeberisches Domizil hat, war mir nicht unbekannt. Als mir dessen Frau Silvia Buchholz-Lafer einen Termin mit dem Meister zusagte, habe ich mich natürlich ein wenig schlau gemacht und nicht schlecht gestaunt. Der stattliche Koch mit dem markanten Menjoubart und dem jungenhaft-schelmischen Lächeln hat sich ja in einem geschichtsträchtigen Umfeld sesshaft gemacht. Die Historie der Burg geht immerhin auf das Jahr 1056 zurück. Mann, war ich da noch jung.
Und der umtriebige kulinarische Tausendsassa kann sogar darauf verweisen, dass der "Deutscher Michel" bekannte Reitergeneral Johann Michael Elias Obentraut auf der Stromburg das Licht der Welt erblickte. Historisch nicht verbürgt gilt allerdings, dass die gemeinsamen Vornamen von dem mittelalterlichen Offizier und dem heutigen Hausherren als gutes Omen zu bewerten sind.
Dass allerdings Lafers kulinarische Vision mit dem im Volksmund bekannten "deutschen Michel", also dem mit der Schlaf- oder Zipfelmütze in Zusammenhang zu bringen sind, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Lafer ist in jeder Hinsicht ein Perfektionist mit hohem Anspruch an Geschmack in jeder Auslegung.
Genug der Vorrede. Es geht auf die Stromburg. Nach meiner Fahrt von Andernach über Koblenz nach Stromberg war mir nach Entspannung zumute. Ein Foto von der markanten Einfahrt, dann ging es auch schon an die Rezeption, wo ich sehr herzlich empfangen und mit einem Gruß aus der Küche und einem erfrischenden Glas Champagner bedacht wurde. Warum nicht, es wäre später Nachmittag. Die beiden Gastgeber waren auch noch nicht da, Zeit genug, mich umzuschauen und einzuchecken. Schön, dass man für die Zimmer und Suiten statt langweiliger Nummern die Namen bekannter Köche ausgesucht hat. Mein Einzelzimmer trug den Namen eines Mainzer Kochs und Patissiers. Über den muss ich bei Gelegenheit mal etwas mehr recherchieren.
Das Zimmer entsprach genau dem, was ich mir in dem ehrwürdigen Gemäuer vorgestellt habe: Schlicht, aber mit gediegener Eleganz eingerichtet, warme Pastelltöne, geschmackvolle mit der Liebe zum schönen Detail ausgewählte Accessoires. Malerischer Blick auf den Innenhof der Burg. Zeit für kurze Ruhe und zum Umziehen für den Abend. Und natürlich auch Zeit, das weitläufige Areal der Burg und ihr Innenleben zu entdecken. Draußen war alles am Grünen und Blühen. Sogar einen Johann-Lafer-Weg gibt's . Kein Wunder bei der Omnipräsenz des Patrons. Drinnen diese angenehme, unaufdringliche Eleganz. Ich hatte mehr Pomp befürchtet. Ansehenswert der gut gefüllte Weinkeller des Hauses.
Ganz dem allgemeinen Stil angepasst auch das Bistro d'Or. Nicht von dem Namen täuschen lassen. Das ist ein recht einladendes Restaurant und ist nicht wirklich mit dem landläufigen Verständnis von einem Bistro zu tun. Hier gibt es moderne, regionale Küche à la carte und respektable Drei- bis Fünf-Gang-Menüs. In Erwartung des Abendessens habe ich hier aber nicht getafelt. Also bewerte ich diese Küche diesmal auch noch nicht. Was auf der Karte stand, hat mir jedenfalls gefallen.
Als der Patron dann schließlich das Haus betrat, war meine Stunde gekommen. Ich habe sie genutzt um mit ihm ein ausführliches Interview zu führen, das man hier nachlesen kann.. Was immer ich über ihn bisher gesehen oder gelesen habe, war vergessen. Denn ich habe einen ebenso erwartet humorvollen wie tiefsinnigen Johann Lafer kennengelernt. Ich wusste, dass er einen anstrengenden Tag mit Hiobsbotschaften hinter sich hatte. Keine Spur davon war zu sehen. Höchstens die leisen Zwischentöne und gewisse Augen-Blicke deuteten auf innere "Bewegung" hin.
An dieser Stelle muss auch Silvia Buchholz-Lafer genannt werden. Mit ihr hatte ich Vorfeld meines Besuchs schon regen Kontakt und war sehr angetan von ihrer ergebnisorientierten Art der virtuellen Kommunikation. Aber der Moment, in dem man sich dann in die Augen schaut, ist wohl durch nichts zu ersetzen. Dann erkennt man(n) die Frau: Offen, herzlich, charmant, ohne Allüren, sich aber ihrer Stellung im Haus wohl bewusst. Die Frau an der Seite ihres bekannten Mannes ist gleichermaßen omnipräsent, aber genau genommen unsichtbar. So etwas wie der gute Geist des Hauses, ohne den eine Stromburg gar nicht denkbar wäre. Man sieht sie, und man sieht sie nicht. Aber man erlebt eine engagierte Frau, die mit einem unsichtbaren Taktstock dirigiert und mit einem bezaubernden Lächeln beeindruckt.
Nun wird es Zeit, etwas zu essen und darüber abseits aller Dampfplauderei ein wenig zu palavern. Mein Tisch stand im repräsentablen Restaurant "Le Val d'Or", dem Gourmet-Restaurant des Hauses. Was die Gastgeber hier in Szene gesetzt haben, ist ein äußerst distinguiertes, geschmackvoll-dezentes Restaurantkonzept, dass Lafer zu Recht mit dem Begriff ganzheitlich beschreibt. Hier tafelt man im Wechsel der Jahreszeiten in einem Vierklang aus Ambiente, Genuss, Service und Musik. Soll heißen, das Restaurant zeichnet sich durch stimmungsvolle Lichtinstallationen, durch perfekt gestaltetes Porzellan und Glas, ein musikalisches Potpourri durch die Jahreszeiten sowie durch einen bekleidungsmäßig perfekt ausgestatteten Service und natürlich durch vorzüglichen kulinarischen Genuss aus.
Ich war im Frühling auf der Stromburg und durfte das Restaurant in behutsam wechselnden Rosa- und Grüntönen erleben und aus dem Frühlings-Degustationsmenüs auswählen. Ein vollständiges Sechs- oder Acht-Gang Menü wollte ich mir nicht antun. Dieses Erlebnis hebe ich mir für den nächsten Besuch mit meiner Frau auf. Zwei köstliche Amuse Bouches waren die treffliche geschmackliche Einstimmung. Das Küchenteam kredenzte mir eine Oktopus-Variation mit raffinierten Limetten-Aromen. Nicht von schlechten Köchen war auch der aus der Küche gereichte Gruß in trefflicher Kombination von Iberico-Schwein, Zwiebeln und Avacado.
Meine Wahl fiel schließlich auf Eigelb-Ravioli mit Bärlauch und Erdbeere und als weiteren Gang auf ein deftiges Duett aus Kalbskotelett und -bries in geschmacklicher Liaison mit Kohlrabi und Brunnenkresse. So einfach die Ravioli anmuten, geschmacklich war das für mich eine ganz neue Erfahrung. Eigelb im Nudelteig kannte ich bisher noch nicht, kombiniert mit den Kräutern und dem Obst eine Delikatesse, die man(n) ganz lange auf der Zunge festhalten möchte.
Dem in nichts nach stand das Kalbsbries, das mit dem Kalbskotelett wunderbar harmonierte und perfekt gegart und gewürzt war. Davon hätte ich noch eine Portion vertragen können. Aber man(n) is(s)t ja bewusst und mit allen Sinnen. Die wurden übrigens auch durch den elsässischen Gewürztraminer und den 2011er Nuits Saints Georges angeregt. Das waren Tropfen, die wohl ausgesucht und trefflich mit den Speisen korrespondierten. Ein Absacker mit Johann Lafer musste schlielich auch noch sein. Dann begab ich mich glücklich und zufrieden in Morpheus' Arme.
Am nächsten Morgen musste ich leider zu früh weg und konnte kein Frühstick genießen. Denn in der Nähe von Stuttgart wartete ein weiterer Spitzenkoch auf mich. So habe ich bereits auf der Fahrt diesen Text entworfen und mich den guten Gedanken an die Stromburg und seine Hausherren hingegeben. Einen Hauch von Kritik habe ich einmal mehr in virtueller Hinsicht auszusprechen.
Die Lafer-Homepage ist ganz auf den "Typ" Lafer ausgerichtet. Freilich, so fühlt er sich nicht, aber er ist eben die Marke, die das Haus ausmacht. Die Texte sind wohl formuliert. Keine vordergründige Lobhudelei, eben authentich zu dem, was den Gast erwartet.
Wohl aber auch darauf gerichtet, was der Gast erwartet. Was kein Makel an sich ist. Für mich wäre es aber vorteilhafter, wenn man vor allem die Startseite etwas "entlasten" würde. Reiz- bzw. Informationsüberflutung ist hier mein Eindruck. Ganz zu schweigen avon, dass man(n) manchmal einen Krampf im Finger bekommt, wenn man die Maus kilometerweit nach unten rollen muss. Hier muss ein Smiley hin. In dieser Hinsicht würde mir gefallen, wenn alles mit den markanten Foto-Teasern auf der Startseite dargestellt würde. Das sieht der virtuelle Besucher auf einen Blick. Trotrzdem Respekt der Gesamtaussage, die Seiten sind ein wahres Lafer-Lexikon.
Mein Fazit: Auf der Stromburg steht Lafer drauf. Auf der Stromburg ist Lafer drin. Das Haus wird geprägt von einem engagierten, sympathischen Ehepaar, das sich Genuss in allen Facetten auf die Fahnen geschrieben hat. Und dass Johann Lafer kochen und für Genuss begeistern kann, ist schließlich auch außerhalb von "Lafer, Lichter, lecker." nicht unbekannt. Dass er auch ein Faible für das Extravagante hat, ist für mich kein Gegensatz, sondern der Beweis seiner unternehmerischen Umtriebigkeit.
Und ich bleibe dabei: Wer sich nicht im landläufigen Sinne als kulinarischer und sonstiger "deutscher Michel" versteht, der sollte sich den Lafer und die Stromburg guten Gewissens einmal antun. Ich jedenfalls komme wieder.
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Spitzengastronomie
Stromburg Restaurant Le Val d'Or
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Restaurants
Stromburg Restaurant Bistro d'Or