Geschmackssache: Max is(s)t eigen …

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Cordon bleu mit Kürbis

Geht Ihnen das Gedöns um Halloween auch auf den Keks? Nichts gegen Volksbräuche, aber da werden doch eher die geneigten Naschkatzen animiert, sich Süßigkeiten aller Art einzuverleiben. Im kulinarischen Zusammenhang spielt damit wohl der Kürbis eine tragende Rolle. Auch zu dem habe ich ein etwas gespaltenes Verhältnis. Am liebsten war mir in dieser Geschmacksrichtung noch das fantastische Kürbiskompott meiner Großmutter Martha.


Heute begnüge ich mich pro Jahr meist mit einer pikanten Suppe dieser voluminösen Gewächse. Dann hat das Ding seine Schuldigkeit getan. Insofern sind mir auch die nahezu obligatorischen Kürbispüree-Kleckse als Beilage von Gerichten in Restaurants meist suspekt. Zumal sie oft ziemlich fade sind und nach „Furz und Friedrich“ schmecken, wie der Volksmund sagt. Wohl gemerkt: Nichts gegen Friedrich … Wenn schon Kürbis, dann aber mit genusstechnischem Schmackes und in gut gewürzter Liaison mit anderen Zutaten. Daran habe ich mich kürzlich mit einem besonderen Cordon bleu gewagt, für zwei gekocht und allein gegessen.

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Dafür schält man den entkernten Butternusskürbis in Scheiben von etwa einem halben Zentimeter. Die werden nun bis zu drei Minuten in Salzwasser gegart, eiskalt abgeschreckt und trocken getupft. Dann belegen Sie zwei Kürbisscheiben mit jeweils einer Scheibe Kochschinken (der stammt bei mir aus Ludwigslust) und einer Scheibe Appenzeller (den kaufe ich stets im Käseladen Mühlenberg in Schwerin). Wenn Sie milderen Käse bevorzugen, eignet sich auch ein Emmentaler trefflich.


Den Abschluss bilden wieder zwei Scheiben Kürbis. Gewürzt wird mit etwas Salz und Currypulver. Dieses Sandwich wird in Mehl gewendet, durch verquirltes Ei gezogen und in Pankomehl oder Semmelbrösel gewendet und alles leicht angedrückt. Dann werden die geschmackvollen Päckchen bei nicht zu viel Hitze in reichlich Öl goldgelb gebraten. Raus aus dem Öl, leicht abtropfen lassen und heiß servieren. Dazu kann ein würziger Kräuterquark und/oder ein knackiges Baguette nicht schaden. Das rutscht mit Rotwein, aber auch mit einem Bier prächtig.


Die Qual der Wahl meines Kürbis-Favoriten 2022 fiel mir diesmal übrigens erstaunlich schwer. Fast wären es Hähnchenschenkel mit Balsamico, Lauch und Kürbis oder ein Kürbisauflauf mit Blattspinat geworden. Diese und andere Empfehlungen können Sie wie immer in meiner stetig wachsenden Rezeptothek finden. Dazu gehört auch ein karamellisierter Ziegenkäse auf einem Kürbis-Lauch-Ragout. Das ist was für echte Genießer und für in jeder Beziehung geschmackvolle Herbst- und Winterabende. Dabei wird Kürbis mit Ingwer vermählt, köstlich mit Lauch kombiniert und nebst einem Apfel-Thymian-Kompott an dem Käse vom Lewitzer Ziegenhof aufgetischt. Nachzulesen: Sie wissen schon …


Was sagt uns das alles: Wenn man schon geschmacklich etwas eigen ist, muss man aus der Vielfalt eine Tugend machen. Der „gemeine“ Kürbis ist schließlich nicht alles. Es kommt, wie immer (nicht nur) beim Essen auf die Kombination an. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Oktober zeigt eine gebratene Dorade mit Schwenkkartoffeln, Tomaten und Oliven. ...

Diese  Kolumne erschien am 26.10.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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