Es gibt auf der Welt Orte, die meine Fernweh-Sehnsucht befeuern. Ich mag dabei vor allem, Land und Leute, die Natur und natürlich auch die Küche zu erkunden. Da stehen fast alle europäischen Länder, aber auch der Orient oder Fernost ganz oben auf der Wunschliste. Mal ganz abgesehen von Ländern wie Marokko mit Städten wie Marrakesch und Casablanca. Aber so richtig traue ich mich wegen der Weltlage im Allgemeinen und Besonderen sowie mangels Masse in der Kasse dort nicht hin.
Deshalb habe ich mir kürzlich ersatzweise ein Tajine-Gericht zubereitet. Dessen Name stammt von dem tönernen Schmorgefäß, in dem die Speisen gegart werden. Die Tajine hat ein flaches Unterteil samt umlaufender Mulde, das von einem spitz zulaufenden Deckel verschlossen wird. Durch Wasser in der Mulde entweicht kein Kochdampf im Inneren und die Aromen bleiben perfekt im Gericht.
Das Innenleben der Töpfe, die es als Einstiegsmodelle günstig zu erwerben gibt, kann man virtuos bestücken. Beliebte Zutaten sind Geflügel ebenso wie Rind- und Lammfleisch, aber auch Fisch und Meeresfrüchte. In Ermangelung einer Tajine habe ich mir mit (m)einem runden Römertopf ausgeholfen. Beide sollten übrigens je nach struktureller Beschaffenheit vorher gewässert und eventuell leicht eingeölt werden.
Entschieden habe ich mich schließlich, eine Tajine mit Lammfleisch zuzubereiten. Das passt auch am besten in mein kulinarisches Marokko-Bild. Dazu schneiden Sie für zwei Personen eine Zwiebel in Streifen und würfeln zwei Knoblauchzehen recht klein. Auch unters Messer muss eine Chili-Schote und ein kleines Stück Ingwer. Das Lammfleisch wird wie Gulasch in mundgerechte Stücke geschnitten und im Topf in Öl kräftig angebraten. Dann kommen Zwiebel, Knoblauch und Chili dazu. Gewürzt wird mit Kurkuma, Paprika, Ingwer, Zimt sowie Salz und Pfeffer. Dem Fleisch werden danach etwa 100 Milliliter Wasser hinzugefügt. Deckel drauf und gut 90 Minuten bei geringer Hitze schmoren. Nicht vergessen, die Mulde mit Wasser zu füllen und den Wasserstand im Topf ab und zu zu kontrollieren.
Bereits nach einer halben Stunde können Sie dem Fleisch noch zwei in Scheiben geschnittene Möhren und etwa 250 Gramm gewürfelte rohe Kartoffeln zufügen. In der letzten halben Stunde haben auch noch zwei geviertelte Tomaten die Ehre, dem Topf beizutreten. Final abgeschmeckt wird mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft. Koriander dient zum Anrichten. Dazu passen Reis oder Couscous. Ich habe mich mit einem frisch aufgebackenen Fladenbrot begnügt. War ein exzellenter Gaumenschmaus.
Natürlich gibt es 1001 weitere Tajine-Ideen, zu denen auch eine vegetarische Variante gehört. Dabei werden braune Linsen, Paprikaschoten, Peperoni, Zucchini, Tomaten und Auberginen kulinarisch mit einer raffinierten Gewürzmischung vermählt und etwa eine Dreiviertelstunde gegart. Ähnlich schmackhaft ist eine Tajine mit Hühnerfleisch. Die Rezepte dazu gibt es in meiner virtuellen Rezeptothek. Lassen Sie sich gern inspirieren. In Sachen Fernweh kann ich Ihnen übrigens versichern, dass man das köstlich auch mit gutem Essen stillen kann. Danach ein interessantes Buch und ein Glas Wein. Das befördert die Fantasie gar trefflich.
Diese Kolumne erschien am 4.3.2021 in der Schweriner Volkszeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung und den Ausgaben des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages.