Geschmackssache: Max is(s)t grimmig …

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Hering mit Linsen

Jeden Tag gönne ich mir ein paar Minuten für die Suche von Zitaten, die meinem Verständnis von der Welt im Allgemeinen und Besonderen entsprechen. Und siehe da, pünktlich zur Weihnachtszeit las ich kürzlich: „Eines Tages wirst du alt genug sein, um wieder Märchen zu lesen …“ Von wegen alt: Dieses Vergnügen habe ich mir mein ganzes Leben bewahrt. Vor allem die Märchen der Brüder Grimm, in denen viele Lebensweisheiten versenkt sind, habe ich lesend verschlungen. Und nicht sattsehen konnte ich mich an den märchenhaften Verfilmungen, die im Fernsehen liefen. Unvergessen sind für mich Streifen wie „König Drosselbart“, in dem das schauspielerische „Who is who“ der DEFA brillant aufspielte.


Grund genug, mal wieder nach märchenhaften Rezepten zu stöbern, um dem genussvollen Anliegen meiner Kolumne gerecht zu werden. Fündig geworden bin ich einmal mehr in einem Buch des Hamburger Kochs und Autors Steven Paul, das den Titel „Heute koch ich, morgen brat ich“ trägt. Das reich bebilderte Kochbuch hat unter anderem eine Kombination von Fisch und Gemüse im geschmackvollen Repertoire. Bei dem Gemüse dreht es sich um Linsen. Da kommt mir doch glatt der Bezug zum grimmschen Aschenputtel in den Sinn. Also „rucke di gu …“, ran an den Küchentisch.

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Kochen Sie zunächst Linsen Ihrer Wahl. Verwenden Sie zwei Linsensorten, müssen Sie „nur“ auf die Garzeit achten. Ich nehme eine Kombi von grünen und schwarzen Linsen. Außerdem dünsten Sie fein gewürfelte Schalotten in Butter glasig an, fügen die Linsen hinzu, bestäuben mit Mehl, löschen mit Weißwein ab und lassen alles kurz aufkochen. Darin lassen Sie noch gut gewaschenen Spinat unter Rühren zusammenfallen. Jetzt fügen Sie Sahne dazu und lassen diese Mische dicklich einkochen. Abgeschmeckt wird mit scharfem Senf, Salz und Zucker. Dill ist nicht mein Ding. Der fällt aus. Ich verwende stattdessen lieber Fenchelgrün oder Kerbel. Das ist der Übung erster Teil.


Nun kommt der Fisch ins kochende Spiel. Spülen Sie küchenfertige Makrelen unter kaltem Wasser gut ab, dann abtupfen, auf beiden Seiten leicht mehlieren, in Öl goldbraun braten und mit Salz und grünem Pfeffer würzen. Dazu kommen noch ein stattlicher Klecks Butter und ein, zwei (!) stattliche, feingehackte Knoblauchzehen sowie fein gewiegte Petersilie oder Kerbel. Den Fischen tut es dabei gut, mit der Butter-Mische beschöpft zu werden. Final wird mit Zitrone beträufelt und auf dem Rahmgemüse angerichtet.


Das Ganze ist nach den „fetten“ Weihnachtstagen trefflich als einfache Aschenputtel-Mahlzeit zu schnabulieren. Dazu braucht man nicht einmal zwingend ein Baguette. Nur schwimmen muss der Fisch. Empfehle trockenen Riesling oder Sauvignon Blanc ... Wenn Sie mögen, können Sie sich als herzhaft-gesunde Nachspeise einen köstlichen Rettich-Salat mit ein paar von den Linsen und hauchdünner, geschmacklich-korrespondierender Wurst gönnen, wie er in meiner Rezeptothek beschrieben ist. Gucken Sie ob dieser Kombination nicht so grimmig. Anrichten, kosten und genießen ist besser. Mahlzeit.

Das Rezept wurde aus dem Buch "Heute koch ich, morgen brat ich" von Steven Paul, Hölker Verlag Münster 2015, abgeleitet.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Dezember zeigt ein Gericht  aus einem Menü von Björn von Appen, Küchenchef im Restaurant "Schmiede 16" auf  Gut Grambow: Sous Vide gegarter Hirschrücken | karamellisierter Teriayakiwirsing | Kerbelwurzeln | Wickelkloß

Diese  Kolumne erschien am 20.12.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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