Geschmackssache: Max is(s)t berechnend …

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Spargel-Pfannkuchen

Kürzlich war ich mal wieder in Thüringen. Halb privat, halb beruflich und halb politisch. Na gut, das mit den Prozenten stimmt nicht ganz. Aber das sollte man nicht so genau nehmen, zumal drei Hälften vom Ganzen besser als 50 Prozent von gar nichts sind. Es darf geschmunzelt werden. Zurück zu Thüringen: Die Gegend um Weimar und Erfurt war schon zu meiner Zeit Ende der 1970er Jahre ein traditionelles Spargelanbaugebiet. Da galt vor allem die rechnerische Faustregel: Beziehungen und Trinkgeld. Von Ersterem hatte ich mehr als genug. Letzteres wurde oft flüssig erledigt.


Nicht nur in Thüringen wurde/wird der Spargel eher klassisch mit Schinken und einer Soße, die ich nicht mal ausschreiben möchte, zubereitet. Aber so ist das eben mit dem Geschmack. Mir jedenfalls reicht es, einmal in der Spargelzeit die Stangen pur und mit zerlassener Butter zu verputzen. Was nicht heißt, dass ich sie in anderen geschmacklich-kombinatorischen Varianten verschmähe. Dazu gibt’s in meiner virtuellen Rezeptothek eine Menge Anregungen. Und genau auf diesen Pfad möchte ich Sie heute locken. So werde ich mir am kommenden Wochenende wohl eine Art Spargel-Pfannkuchen zubereiten. Die können auch als Crêpes oder Flammkuchen kreiert werden.

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Ich werde einen schnöden Pfannkuchen in die Pfanne hauen, dessen Teig ich pfiffig-würzig mit Olivenöl, etwas Honig, ein bis zwei Esslöffeln Senf, Salz und Pfeffer sowie diversen Kräutern mische und ganz dünn ausbacke. Mengenangaben, siehe oben: Gehen Sie rechnerisch-prozentual großzügig, sozusagen „frei Schnauze“, an die Sache heran. Nun bekommt der Spargel seinen Auftritt. Davon kaufe ich mir aus Wöbbelin sowohl die weiße als auch die grüne und violette Variante.


Den grünen Spargel brauchen Sie nur im unteren Drittel oder gar nicht zu schälen. Die holzigen Enden aber müssen stets "w" wie weg. Dann werden die Stangen leicht bissfest gegart, abgegossen und abgekühlt in einer pikanten Vinaigrette mariniert. Die bereiten Sie deliziös aus etwas Abrieb und dem Saft einer Orange, Zitronensaft, einem Esslöffel Orangen- oder Aprikosen-Konfitüre, Olivenöl sowie Salz und Pfeffer her.


Dann kann schon angerichtet werden. Der Spargel wird auf dem Pfannkuchen platziert, eventuell mit diversem Grünzeug garniert und nach Geschmack beispielsweise mit Scheiben von Ziegenkäseröllchen angereichert. Das Ganze mundet gar trefflich mit warmem Baguette und wohltemperiertem Rotwein. Ähnlich hammergeil mundet ein Forellen-Ceviche mit Spargel oder ein Brotsalat mit mariniertem grünen Spargel. Dazu brauchen Sie wenig Zutaten und müssen kein Spitzenkoch sein, um sich eine fabelhaft-wohlschmeckende Mahlzeit zu zaubern.


Den deftigen Brotsalat verleibe ich mir am 1. Mai ein. ROT-Wein inklusive. Rezepte gibt‘s an bekannter internetter Stelle. Und wenn Sie eigene spargelige Raffinessen in petto haben: Immer her damit. Ich erwarte ihre rechnerisch-korrekten und ideenreichen Zuschriften. Die Kontaktmöglichkeit verrät mein Portal. In diesem Sinne: Alles raus zum 1. Mai. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat April zeigt ein Gericht von Küchenchef Sebastian Rauer im Restaurant "Fackelgarten" in Plau am See: Zanderfilet & Grüne Kräuter, gebraten auf Estragonkarotten mit geschäumter Beurre Blanc und Liebstöckelöl

Diese  Kolumne erschien am 26.4.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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