Im Interview: Mimoun Trichi – ein Koch, der sich was traut

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Mimoun Trichi

Jahrgang 1979, ledig.

Der in Marokko geborene Koch arbeitet seit 1998 unter verschiedenen Chefs in dem gastlichen  Haus, das heute die Villa Patrizia in Duisburg beherbergt. Dort ist der Self-made-Koch seit 2012 Küchenchef. Er gehört auch zum Duisburger Kochquintett, das seit 2014 erfolgreich die kulinarische Szene der Stadt bereichert.

Was ist für Sie Genuss im Allgemeinen und im kulinarischen Sinne?

Wichtig ist mir vor allem, Zeit zu haben und sich Zeit zu nehmen für den Genuss. Der besteht für mich vor allem darin, zu spüren, dass ein Gericht mit handwerklicher Fertigkeit und mit Liebe zum kulinarischen Detail zubereitet ist.

Wie beschreiben Sie die kulinarische "Philosophie" Ihres Restaurants?

Die ist ganz simpel: Wir schöpfen aus unserem Anspruch und der Fähigkeit, dem Gast stets eine geschmackliche Überraschung bieten zu wollen und zu können. Was das ist, muss jeder Gast für sich entscheiden.

Haben Sie in dieser Beziehung eine Art Motto?

Ja, das habe ich. Man muss mutig kochen und sich trauen, etwas Ungewöhnliches auf dem Tisch zu bringen. Soll auch heißen, man muss aus dem einfachen Produkt etwas Raffiniertes zaubern können.

Beschreiben Sie das kulinarische Angebot Ihres Restaurants in einem Satz.

Frische, leichte und mediterran geprägte Küche auf hohem geschmacklichen und präsentativen Niveau.

Was unterscheidet Ihr Restaurant zu vergleichbaren Angeboten in der Region?

Wissen Sie, wir schauen nicht auf das kulinarische Umfeld, das wir auch nicht als Konkurrenz verstehen. Wir überzeugen mit Geschmack und Kreativität. Oder anders gesagt: Wir sind kein Restaurant mit italienischem Klischee. Wenn Sie das als Unterschied verstehen, habe ich nichts dagegen.

Sie bieten mediterrane, italienische Küche. Woher beziehen Sie dafür die typischen Zutaten?

Diese Küche ist vor allem von Produkten wie Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Gemüse und frischen Kräutern geprägt. Das stammt natürlich nur zum geringen Teil aus Deutschland. Wir arbeiten deshalb mit renommierten Großhändlern zusammen, die Garanten für erstklassige, frische Ware sind.

Gibt es auch Beispiele, inwieweit Sie mit regionalen Erzeugern und Produzenten zusammenarbeiten?

Im Wesentlichen arbeiten wir in allen Bereichen mit Händlern zusammen, die uns beste frische Ware bieten. Das ist, gemessen an unserem Speisenangebot nur marginal mit regionalen Produkten zu besetzen.

Bieten Sie italienische Küche allgemein an, oder sind Ihre Gerichte an eine italienische Region angelehnt?

Nein, wir bieten allgemeine italienische, mediterrane Küche an, die sich an keiner speziellen Region ausrichtet. In diesem Sinne sind wird auch für kulinarische Neuerungen auf unserer Karte jederzeit offen.

Inwieweit gehen Sie auf spezielle Gästewünsche ein?

Ich frage den Gast vor allem, was er nicht mag. Aus diesem Wissen heraus, versuche ich den Gast zu Verwöhnen und biete stets verschiedene Varianten klassischer Speisen an. Das reicht von den Vorspeisen bis zum Dessert.

Mal ganz konkret, was würde Ihnen  spontan für ein 4-Gang-Überraschungs-Menü einfallen?

Wie wäre es mit einem Carpaccio von Bisonfilet auf Weißer Trüffel Creme, Tagliolini mit frischen Steinpilzen, Bretonisches Steinbutt Filet auf Langusten-Hummer-Sauce und einer Auswahl Toskanischen Chianina Rinderfilets mit Ziegenkäse-Pinienkern-Kruste sowie einem Duett von Pistazien-Parfait und Schoko-Soufflee?

Entwickeln Sie Gerichte über den Preis oder über die kulinarische Komposition?

Im Zusammenhang mit unserem hochwertigen Angebot an Produkten und Zutaten muss man schon auf den Preis und damit verbundene Kalkulation achten. Die Kunst besteht darin, beides in Einklang und dem Gast ein Spitzenprodukt auf den Tisch zu bringen.

Gutes Essen muss auch seinen Preis haben. Muss die Tendenz nicht zu höheren Preisen gehen?

Der Gast weiß Qualität durchaus zu schätzen und ist in unserem kulinarischen Segment auch bereits, dafür zu bezahlen. Man muss abeer sozusagen eine Gratwanderung bestehen zwischen dem, was man betriebswirtschaftlich vertreten und dem Gast finanziell zumuten kann.


Kommt Ihre Küche ohne Fertigprodukte und Geschmacksverstärker aus?

Na hören Sie mal, das versteht sich doch von selbst. Bei uns ist alles frisch. Demzufolge kann, ja muss ich auch auf Convenience und Geschmacksverstärker verzichten.

Kombinieren Sie in Ihrer Karte auch italienische und deutsche Küche?

Allgemein bieten wir nur die bereits genannte italienisch-mediterrane Küche. Aber ich gehe natürlich auch darauf ein, wenn ein Gast eine speziell deutsche Komponente wünscht. Dabei versuche ich zu beraten, weil es eben auch geschmacklich passen sollte.

Definieren Sie sich über den Begriff Gourmetküche?

Nein, die Definition geht über den Anspruch des Gastes, der sehr verschieden sein kann. Auch traditionelle Küche kann einem Gourmet-Anspruch genügen, wenn sie von handwerklicher Fertigkeit und kulinarischer Kreativität geprägt ist.

Ist der Begriff Gourmetküche überhaupt noch zeitgemäß?

Wissen Sie, ich achte nicht so sehr auf diesen Begriff. Ich koche „nur“. Und wenn ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin, entscheidet der Gast, was es für ihn ist.

Woraus schöpfen Sie kulinarische Inspirationen?

In meinem Leben dreht sich eigentlich alles um das Kochen und seine ideenreiche Umsetzung. In diesem Sinne bin ich immer auf der Suche. Mich inspiriert die Saison ebenso wie der bekannte Blick über den Tellerrand in anderen Restaurants und natürlich auch der fachliche Austausch. Dementsprechend bin auch immer auf der Suche nach besonderen Produkten und traditionellen, alten Kochtechniken, die man modern interpretieren und so neue Gerichte kreieren kann.

Wie wichtig sind Ihnen kulinarischen Auszeichnungen wie Michelin und Gault Millau?

Sie sind neben der Zufriedenheit der Gäste „eine“ Motivation für Küche und Service. In diesem Sinne freuen wir uns gleichermaßen über Lob und Kritik.

Ist ein Stern Ziel für Ihr Restaurant?

Es kommt, wie es kommt. Wir jagen dem Stern nicht nach, sondern machen weiter unser Ding. Ein zufriedener Gast ist immer der beste Stern. Und das spricht sich ja auch herum und ist eine gute kulinarische Werbung für Duisburg.

Was halten Sie von Kochsendungen aller Couleur?

Ich schaue dergleichen nicht viel an. Es ist unterschiedlich und demzufolge auch von unterschiedlicher Qualität geprägt. Förderlich sind solche Sendungen immer dann, wenn der Zuschauer für gutes Essen sensibilisiert wird.

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Wie viel Entertainer muss heute in einem Koch stecken?

Kommunikation gehört dazu. Davon lebt eine lebendige Küche. Man muss geduldig auf den Gast zugehen, aber auch in der Lage sein, Lust auf Genuss zu schüren. In diesem Sinne profitieren beide Seiten voneinander. Und es ist ja augenscheinlich: Der Gast ist schon erfreut, wenn er den Koch auch einmal am Tisch erlebt und Resonanz bieten kann.

Was essen Sie selbst am liebsten, und was kochen Sie privat am liebsten?

Ich liebe Fisch in allen, vornehmlich aber mediterranen, Variationen. Aber privat lasse ich mich am liebsten bekochen. Denn daraus schöpfe ich immer wieder neue Ideen für meine Küche.

Was hat ein Koch wie Sie für Hobbys? Spielt Kulinarik für Sie auch in der Freizeit eine Rolle?

Ich treibe Ausdauersport, achte auf meine Fitness und bin begeisterter Fußballanhänger vom FC Barcelona und natürlich auch dem MSV Duisburg. Und in Sachen Kulinarik, das hatte ich an anderer Stelle schon angemerkt, bin ich eigentlich immer auf der Suche. Dazu muss man nur alle Sinne sensibilisieren. Die Ideen dazu liegen buchstäblich in der Luft.

Was bedeutet Ihnen die Mitwirkung im Duisburger Kochquintett?

Es ist mir gleichermaßen Ehre und Freude, in dieser kochenden Initiative mitwirken zu können. Damit bereichern wir die kulinarische Szene von Stadt und Region. Das ist sozusagen eine Art Vorbildwirkung, auf der wir aufbauen und weiterentwickeln können. Ich bin sicher, dass von uns zukünftig noch oft die Rede sein wird.

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