Stelzenhaus: Genießen im industriellen Leipzig der Moderne

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Restaurant Stelzenhaus

Weißenfelser Straße 65h - 04229 Leipzig
www.stelzenhaus-restaurant.de

Ach du lieber Himmel: Essen in einer alten Werkhalle, geht ja gar nicht. Das war mein erster Gedanke, als ich vom Stelzenhaus in Leipzig-Plagwitz gehört habe. Aber schon bei meiner Fahrt durch das einstige Industrie-Areal in der Messestadt hat sich diese Einschätzung relativiert. Das hat was, war sozusagen mein zweiter Gedanke. Und beim Eintreten in das Restaurant "Stelzenhaus" kam die Erleuchtung: Das ist Erleben, Schlemmen und Genießen in ganz neuer Kultur.


Dazu muss man wissen, dass das Stelzenhaus-Restaurant sein Domizil in einer früheren Industrieanlage aus der Zeit Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat. In dem Denkmal der industriellen Moderne befanden sich einst ein Blechwalzwerk und eine Verzinkerei. Davon steht heute praktisch nur noch das Innenleben, bestehend aus hohen, tragenden Säulen, von denen auch der Name des gastlichen Hauses abgeleitet ist.

Inhaber und Küchenchef Uwe Wolf: "Die für vergleichbare Gastronomie eher ungewöhnliche architektonische Gestaltung des Gebäudes entwickelt natürlich auch ein außergewöhnliches Ambientes und die Möglichkeit, zeitlos, modern und sehr großzügig zu gestalten." Und das hat das Team um Uwe Wolf wahrlich mit viel Kreativität umgesetzt. 2002 eröffnet bietet das Stelzenhaus einen großzügigen Bistro- und Restaurant-Bereich mit fließenden Übergängen. Die Einrichtung ist schnörkellos, aber nicht ohne das gewisse Etwas.


Eben den Charakter des architektonischen Umfelds stilvoll ergänzend. Zudem trägt das große Aquarium dazu bei, die vermeintliche Kühle des Raumes aufzubrechen. Und der Blick auf den angrenzenden idyllischen Wasserlauf trägt ebenfalls dazu bei, dass man, sowohl im Restaurant selbst oder auf einer der beiden Terrassen gar trefflich entspannen, plaudern und im besten Sinne des Wortes genießen kann.

Was die Küche des Hauses bietet, definiert der Küchenchef im Interview als moderne, frische Crossover Cuisine mit vorwiegend saisonaler Ausrichtung und sowohl klassischen als auch internationalen Einflüssen. Neben der Restaurantkarte stehen leichte Gerichte im Bistrostil ebenso im Angebot wie jahreszeitlich bezogene Specials und Menüs. Sehr beliebt sind auch das reichhaltige und vielseitige Mittagsbuffet und das Quicklunch-Angebot sowie der sonntägliche Brunch.


Die saisonal regelmäßig wechselnde Restaurantkarte hat es mir sehr angetan. Uwe Wolf hat sich dafür fantasievolle Kategorien ausgedacht: Ouvertüre bedeutet Vorspeisen und Suppen wie Suppe von gebackenen Kartoffelschalen mit pochiertem Forellen-Wan Tan, Eintopf von Hummer mit Englisch-Sellerie, Physalis und Zitronenmelisse, Obazda von Ziegenfrischkäse und Blue Baron mit Haus gebackenem Laugenbrioche, oder Zweierlei von roten Garnelen gebacken und geräuchert auf Kartoffelpuffern mit gegrillten Zucchini mit Minze. Darauf muss man erst einmal kommen und das Ganze noch entsprechend hochwertig verarbeiten und präsentieren. Ich kam nicht umhin, den Garnelen zu frönen. Ein kompositorisch-raffiniertes Gedicht von einer Ouvertüre, kann ich nur sagen.

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Und Wasser steht für Fischiges wie Saiblingsfilet mit einem Gratin von Himmel und Äde und Sechuan Kresse, oder eine in Sakefond pochierte Limande (das ist auf gut deutsch eine Rotzunge, eine Art "Platt"fisch, auf Zitronenrisotto. So verlockend das war, danach stand mir bei meinem Besuch nicht der Sinn. Ich habe mich in die Kategorie Erde begeben und eine geschmorte Kalbsbrust und gebratene Kalbszunge auf Aprikosensalsa mit schwarzem Reis aus dem Piemont mehr als genossen. Die geschmacklichen Nuancen der einzelnen Zutaten ergeben eine wohltuende Kombination mit markanten, aber in sich stimmigen Aromen, dass man mit Goethe sagen möchte: Oh Augenblick, verweile doch, du bist so schön... Der alte Goethe hätte diesen Ort sicher heimgesucht.


Nicht minder interessant und Grund für einen weiteren Besuch sind "erdige" Angebote wie Tortilla von Pfifferlingen und Kartoffeln mit gebratenen Kaktusblättern, mit Tomatenpesto und Mangold gefüllte Ravioli und mariniertem Büffelmozzarella, oder das Boeuf Stroganoff "Stelzenhaus", ein rosa gebratenes Rinderfilet auf Gelbe Bete Püree und mit Pilzen gefüllter Zwiebel. Für Liebhaber deftiger, aber nicht minder anspruchsvoller Kost ist für mich der rosa gebratene Rücken, die Bratwurst und die Frikadelle vom Lamm mit Spitzkohlwrap samt Haselnüssen und Limonenjogurt ein echter Geheimtipp. Im Preis ist das alles (k)ein wirkliches Schnäppchen, aber ein wirklich ausgewogenes und letztlich bezahlbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Da kann man schon mal einen Abend mit Freunden oder der Liebsten wagen. Das geschmackliche Erlebnis wird alles rechtfertigen.


Und wenn ich es richtig deute, heißt Epilog so viel wie Nachspiel/-wort. Auch in dieser Beziehung hat das Stelzenhaus einiges zu bieten, was vor allem Leckermäuler schätzen. Ob Mango-Cannelloni mit Mousse von Blonder Schokolade oder Sorbetvariation mit eingelegten Feigen und geschmorter Ananas, bis hin zu mit Berberitzen und Pistazien gefüllte Frühlingsrollen samt Dips von Schokolade mit Soja und Erdbeere mit Sweet-Chili lässt der Wolf, Sie werden sich erinnern, das ist der Inhaber, nichts zu wünschen übrig.

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Solche Naschereien sind aber nicht so mein Ding. Lieber würde ich der exzellenten Käseauswahl huldigen. Aber erstens Bauch voll, zweitens keine Zeit, drittens Vorfreude auf das nächste Ma(h)l im Stelzenhaus. Doch der Käse ist echt der Hammer, zudem auf der (virtuellen) Speisekarte käsetechnisch bestens erklärt. Da kann man sich schon mal trauen, sich was vom Käse erzählen zu lassen und denselben zu genießen. Muss ja nicht alles gleich der persönliche geschmackliche Renner sein, aber die Auswahl ist groß und Versuch mach "kluch", wie man so schön sagt.


Dass zu allem diesen Genuss auch passende Getränke gehören, weiß Uwe Wolf natürlich auch. Ganz dem kulinarischen Anspruch des Restaurants entsprechend, bietet die Weinkarte eine geschmackliche Vielfalt der Rebsorten regionaler und internationaler Anbaugebiete. Mir gefallen dabei besonders die Saale-Unstrut-Weine. Und ich wünsche mir, dass auch die Weinberge an der Elbe noch vertreten sind. Aber auch internationale Weine aller Couleur sind im Angebot, die ganz trefflich mit den angebotenen Speisen korrespondieren (auch hier besticht die Beschreibung der Weine auf der Speisekarte). Für mich eines der Highlights der "Le Chant des Garrigues", ein wunderbar fruchtig-würziger Franzose mit einer wahrlich berauschenden geschmacklichen Note. Ich bin aber mit dem Auto da und muss mich auf ein kleines Bier beschränken. Aber es wird sich Zeit finden, bei einem längeren Aufenthalt in der Messestadt auch das zu genießen.

Dass zum ergänzenden Angebot des Hauses auch die Ausrichtung von Feiern, und Veranstaltungs-Catering ganz nach den individuellen Wünschen der Gäste gehört, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Ich grüble aber nach, was ich noch zu meckern hätte, wie es gelegentlich vorkommt. Mir fällt nichts ein. Selbst die Internet-Seite ist ganz dem Charakter des Hauses angepasst und sehr aussagefähig. Aber ich bleibe dran, denn nichts zu meckern, das gibt's ja eigentlich gar nicht. Vielleicht könnte man ja die Macher mal vorstellen auf der Internet-Seite... Fortsetzung folgt.

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