Fleisch grillen kann jeder. Diese Aussage unterschreibe ich längst nicht mehr. Erst recht nicht, nachdem ich die "Hohe Schule des Grillens" von Andreas Rummel gelesen habe. Der gilt als Grillpapst und weiß, woher der Wind wehen und die Wärme aufsteigen muss, damit das Produkt seinen Geschmack behält. Was sind wir doch in dieser Beziehung allgemein für Laien. Ich sehe jetzt selbst die eigenhändig gegrillte Original Thüringer Rostbratwurst mit anderen Geschmacksaugen und bin längst darüber hinweg, ein Rostbrätel tagelang in Bier und Kräuter einzulegen. Ganz zu schweigen von köstlichen Produkten, die ich bisher nie auf Grill hatte. Das beginnt bei Gemüse aller Art, reicht über Fisch und Fleisch, versteht sich, bis hin zu den von mir so geliebten Meeresfrüchten. Wer also grilltechnisch außer freiem Oberkörper, Bierbauch und viel Qualm etwas zu bieten haben will, der sollte sich schon mal schlau machen, was in den Gerät eigentlich vor sich geht. Zum nächsten Grillen mit den Nachbarn gibt's bei uns jedenfalls neben Bratwurst auch eine Überraschung etwa in Form von Garnelen auf gegrillter Melone. Schmackhaft, nicht lecker...
Rostock. Vom "Bettelstudenten", wo Kartoffeln mit Kohl oder Kohl mit Kartoffeln kombiniert werden, weiß Emanuel Hollack nicht wirklich etwas. Außer, dass das wohl ein Operette von Carl Millöcker war. Aber wenn es ums Essen geht, kann der 28 Jahre junge Student durchaus mitreden. Hollack stammt aus Berlin-Pankow (auf diese Präzisierung legt er Wert), wohnt in Neukloster und studiert in Rostock Gymnasiallehramt Englisch-Geschichte. "Eigentlich eine eher brotlose Kombination", schmunzelt er und ergänzt "aber wir werden sehen."
Man mag schon gar nicht mehr fragen, aber auch Emanuel Hollack hat seine Affinität zum Kochen der Großmutter zu verdanken. Unglaublich, aber wahr. "Von ihr habe ich mir vieles abgeschaut und durchaus auch manches hinterfragt. Demzufolge kocht er auch ziemlich intuitiv. Rezepte werden nur herangezogen, wenn es einmal etwas besonderes sein soll. Aber auch dann hat Kreativität Vorfahrt gegenüber strengen Regeln.
Als Student kocht Hollack eher einfach und schnell und sozusagen quer Beet. Wohl aber kommt es ihm auf frische und heimische Zutaten an. Ganz in diesem Sinne legt er den Lesern im Rahmen unserer Aktion "Leichte Sommerküche" vermeintlich simple, aber nicht minder wohlschmeckende Gerichte auf den Tisch. Neben den Schollenfilets mit glasierten Honig-Zwiebeln hat er deftige Kräutertomaten vom Grill in petto. Klingt gut, ist nachzulesen und nachzukochen auch über das Internet.
In Sachen Gewürzen für das Grillen probiert der kochende Student gern aus. Das gibt es fast nichts, was man nicht kombinieren könnte, meint er. Es kommt eben stets auf das konkrete Gericht an. Aber: "Fleisch kann jeder. Meine Grillfavoriten sind Fische und Gemüse aller Geschmacksrichtungen. Da kann man seine geschmackliche Fantasie richtig ausleben", meint Emanuel Hollack mit einem verschmitzten Lachen.
Einer, der es wissen muss, was in dieser Hinsicht geht, ist Frank Schreiber, Küchenchef im Restaurant "Goldener Hahn" im brandenburgischen Finsterwalde. Seine Einschätzung: " Ich grille lieber Fisch, welcher mindestens 2-3 Zentimeter stark ist, oder rolle den Fisch auf, um auf eine gewisse Stärke zu kommen. Gut ist aber, den Fisch in der Aluminiumfolie zu garen und vielleiht noch mit einer würzig-säuerlichen Marinade zu benetzen."
Den Frühlingslauch würde der Kochprofi lieber im Ganzen kurz grillen und mit einer Honigmarinade bestreichen, so dass der Honig nicht karamellisiert und verbrennt. Und bei dem Tomatenrezept würde er auf die lange Grilldauer verzichten. "Eine 30-Minuten-Grilltomate ist kein wirklicher Genuss", so sein Kommentar.
Und Frank Schreiber ergänzt: "Aber eine heiße Grillkartoffel mit einer Prise Salz, etwas Sauerrahm, Naturjoghurt, Schnittlauch und kleinen Tomatenwürfeln - das ist leichter Sommer."
Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 16. Juni 2015.