Seiten-Blicke: Originalität als Markenzeichen

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Geschmackvoll: Verführungen zum Genuss

Dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammen halten, ist eine alte Weisheit. Kein Wunder also, dass solche Dinge oft im Fokus medialer Aufmerksamkeit stehen. Mein Anliegen wird es sein, für die Leser Themen aufzuspüren, die im besten Sinne des Wortes Lust auf Genuss wecken. Die Palette dafür ist breit und reicht von interessanten Machern aus dem kulinarischen Umfeld über schmackhafte Rezepte und ansprechende Tischdekorationen bis hin zum Tipp für den Familienausflug mit Kind und Kegel. Alles inklusive der Beschreibung von Essen und Trinken in der geschmacklichen Vielfalt, versteht sich. Eines sei aber vorab gesagt: Das Wort "lecker" kommt in meinem Sprachschatz nicht vor. Genuss zu umschreiben bietet die deutsche Sprache viel treffendere Worte. Also soll auch Lesen Genuss sein. Ich freue mich sehr auf Anregungen für Themen aller Art, die in diese kulinarische Rubrik passen und komme gern zu Ihnen, wenn Sie meinen, Ihre Geschichte gehört auf diese Seite. In diesem Sinne: Bleiben Sie immer schön neugierig...

Wismar. Berthold Börner ist im besten Sinne des Wortes ein Original. Mehr noch, er umgibt sich ständig mit Originalen aller Couleur. In seiner Kneipe "Börners Nikolaiblick" in der Wismarer Altstadt wimmelt es nur so von nostalgischen Utensilien, die der 57-Jährige über Jahrzehnte gesammelt und liebevoll an die Wände des urigen Gasthauses angebracht hat. Börner kann zu jedem eine kleine Geschichte erzählen. Und aus seinen Augen blitzt der Schalk, wenn er eloquent ins Schwärmen kommt. Der Gastronom hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt.

Nach der Lehre ab 1974 im Parkhotel Ludwigslust ging er 1981 in die Selbstständigkeit und übernahm mit Ehefrau Monika den "Eldekrug" in Fresenbrügge bei Grabow. Das war, so Börner, eine schöne, erfüllende Zeit. Der Eldekrug war ein gut besuchtes Ausflugslokal und ein wahrer Pilgerort für alle, die sich in freier Natur entspannen und einen erlebnisreichen Tag mit Genüssen aller Art gönnen wollten.

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Das änderte sich nach der Wende aber ziemlich drastisch. Die Gäste blieben nach und nach aus, viele zogen weg. Selbst mit Veranstaltungen war es schwer, die Hütte vollzubekommen. Also haben sich die Eheleute nach Alternativen umgeschaut und ihr Domizil ab 2006 in die Hansestadt Wismar verlegt. Geändert haben sie an ihrem Konzept nicht viel. Fresenbrügge neu aufgelegt, hieß die Devise. Und das hat sich schnell herumgesprochen. Gastronomie hat Wismar zwar in Vielzahl zu bieten. Aber Kneipen, wo auch nach 22 Uhr noch der "Bär steppt", eben nicht, meint Berthold Börner schmunzelnd.

Seine Gäste schätzen die lockere Art, wie er auf sie zu- und mit ihnen umgeht ebenso, wie die "einfache und vernünftige" Küche, die im "Nikolaiblick" aufgetischt wird. Er sagt übrigens: "Schreibe bloß nicht gutbürgerliche Küche". Das und ähnliche Ansichten machen den Mann sympathisch und bringen ihn authentisch rüber. Sein kulinarischer Anspruch: der Teller muss vor dem Essen voll, aber nicht überladen, und nach dem Essen leer sein. Dann ist sein Ziel erreicht.

Gekocht wird natürlich überwiegend frisch. Ganz ohne Fertigprodukte kommen er, respektive seine beiden Köche, aber nicht aus. Das ist in vergleichbaren Gasthäusern nicht anders möglich. Fleisch und Gemüse jedoch werden ebenso frisch verarbeitet wie der Fisch von den Wismarer Fischern. Und was die Saison über die vielseitige Standardkarte hinaus bietet, kann der Gast Schwarz auf Weiß an der Tafel lesen. Der Renner im vielseitigen Speisenangebot ist übrigens das opulente Rinderhüftsteak, das auch gestandene Kerle ins Schwitzen bringt.

Seinen Gästen aus nah und fern empfiehlt Börner, der in diesem Jahr sein 40jähriges Berufsjubiläum feiert, vor oder nach dem Besuch seines gastlichen Hauses einen Bummel durch die historische Altstadt, über den Markt und natürlich zum nahen Hafen. Und nicht wenige, freut sich Berthold Börner, kommen danach wieder zu ihm, um den Tag ausklingen zu lassen. Börner augenzwinkernd: "So kann es weitergehen. Da habe ich auch für die nächsten 40 Jahre keine Angst vor der Zukunft."

 

Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 4. März 2014.

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